@Commonsense Wenn es dir nur darum geht, dass mit den Enthüllungen keine groß postulierte VT bestätigt wurde, dann liegst du richtig. Es gab im Vorfeld keinen Mucks von Alex Jones und den anderen hauptberuflichen VTler-Vertretern im Hinblick auf Big Data und die NSA.
Allerdings zu sagen, jeder klar denkende Mensch hätte die Tragweite der Überwachung mindestens erahnen können, halte ich für viel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Der Großteil der Bevölkerung hat nicht mal 'nen Schimmer davon, was mit trivialer Malware (Schadprogrammen; den meisten nur als "Viren" bekannt, obwohl Viren eine Unterkategorie von Malware sind) schon so alles möglich ist. Kaum einer, der wenigstens ein bisschen Interesse an IT hat, weiß über Cyber-Kriminalität und IT-Sicherheit Bescheid. Dass nicht mal die PCs der Bundeswehr ordnungsgemäß geschützt sind, wurde durch den Wurm Conficker im Jahr 2009 eindrucksvoll belegt. Wie es da bei Privatunternehmen, erst recht bei den kleineren, aussieht, mag man sich lieber nicht ausmalen. Viele upgraden nicht mal ihr Windows und manche davon nutzen nicht mal Anti-Viren-Software oder Firewalls. Und angesichts dieses extrem kläglichen Sicherheitsbewusstseins, welches ja nur durch Unwissenheit entstanden sein kann, soll man nun davon ausgehen, dass die Art, wie wir überwacht werden, eine "Binsenweisheit" gewesen sei? Never.
Selbst der Enthüller himself - Snowden - wurde durch seine Entdeckungen in seinen Vorstellungen von den Geheimdienstbefugnissen erschüttert. Dabei saß er an der Quelle und wusste schon von vornherein sicher eher über die Möglichkeiten der Geheimdienste Bescheid als jeder Außenstehende. Mit der Erkenntnis von PRISM, Mystic, Tempora, Mainway, Nucleon, XKeyScore etc. wurde erstmals en detail veröffentlicht, wie die NSA und ihre Freunde arbeiten, ja, wie sie die Privatsphäre von zig Millionen, wenn nicht Milliarden, Bürgern unterminieren. Und mit diesem Privileg offenkundig über jede Judikative erhaben zu sein. Eigentlich müssten die Erdbewohner beispiellos aufbegehren, wenn man diese Klatsche gegen jedes Demokrativerständnis mal eingehend auf sich wirken lässt.
Commonsense schrieb:Aber mal ehrlich. Du kannst Dich nicht erinnern, das wir alle in den 90ern am Telefon scherze machten, mal das Wörtchen Bombe oder Terror einwarfen und dann fragten, ob wir abgeholt werden?
Damals war uns völlig klar, dass alle unsere Telefonate abgehört werden konnten und wahrscheinlich auch wurden. Da verstehe ich nicht, wie das ca. 20 Jahre später eine Überraschung sein kann?
Durchaus möglich, dass euch das klar war. Insbesondere diejenigen, die die DDR in ihrer kompletten Orwell'schen Dimension erleben durften, entwickelten bestimmt eine Art Grundskepsis gegenüber diversen Behörden. Der neuen Generation Y hingegen war Derartiges niemals widerfahren; andernfalls gäbe es diese freiwillige digitale Totalentblößung nicht. Was Überwachung und totale Kontrolle bedeuten, hat diese Generation (noch) nicht gelernt, daher die beliebte Scheißegal-Haltung. Ob du etwas zu verbergen hast, entscheidest du aber nicht selbst, sondern die spionierenden Behörden tun dies. Wenn sie dich für tracking-würdig halten, dann tracken sie dich. Und wie schnell das gehen kann, z.B. allein durch die Tatsache, dass du dich mit Verschlüsselung beschäftigst, machte der Vorfall mit einem Erlanger Studenten deutlich. Siehe dazu auch
http://www.sueddeutsche.de/digital/digitale-anonymisierung-wer-sich-schuetzt-ist-verdaechtig-1.2029514Vor den Enthüllungen wurde man auch mal als 'paranoid' bezeichnet, wenn man derart vollumfängliche Überwachung angenommen hatte. Ich selbst habe das auch so erlebt, und ein Beispiel aus dem Forum wurde hier schon gepostet:
Beitrag von dh_awake (Seite 328)Und doch ist es genau
so, liebe
@Galaxys81, aber lies selbst:
Das Utah Data Center, gelegen im Camp Williams südlich der Stadt Bluffdale in Utah, ist ein im Bau befindliches Fusion Center der United States Intelligence Community (IC). Bauherr der Einrichtung ist die NSA. Die genaue Bestimmung der Anlage wird geheim gehalten, sie soll die Comprehensive National Cybersecurity Initiative (CNCI) unterstützen.[1] Der Speicherplatz der Anlage variiert je nach Angaben zwischen einem Yottabyte (1 YB = 1024 Byte; das entspricht beim genannten Anlagenpreis ca. 0,17 cent pro Terabyte, Quelle: Der Spiegel),[2] 5 Zettabyte (1 ZB = 1021 Byte = 1 Milliarde Terabyte; Quelle: NPR)[3] oder nur ca. 3–12 Exabyte (1 EB = 1018 Byte = 1 Million Terabyte; mit einem Preis von ca. 170 Dollar pro Terabyte, Quelle: Forbes).[4] Umgerechnet auf die Weltbevölkerung entspräche dies einem Datenvolumen von etwa 140 Gigabyte bis 1,4 Megabyte pro Person. Damit wird der Schritt in die komplette Überwachung und Speicherung der weltweiten Kommunikation möglich.
Die Datenmenge, die derzeit im Rahmen der US-Überwachung anfällt, beträgt 29 Petabytes pro Tag.[5][6]
Wikipedia: Weltweite automatisierte Massenüberwachung#Vereinigte Staaten (Rest auch lesenswert)
Um die Myriaden an Datenmaterial zu bewältigen, gibt es
Big Data.
Zumindest in diesem Punkt muss man anerkennen, dass man es sich sehr einfach macht, wenn man im Nachhinein eine umfängliche Gewissheit der Kontrolldimension als kollektiven Konsens gesehen haben will. Auf die Mehrheit der Bevölkerung trifft dies definitiv nicht zu, sondern allerhöchstens auf Leute älteren Semesters sowie IT-Versierten.