(Kleine Korrektur zu meinem letzten Beitrag - der erste Link funktioniert nicht. Hier ist der richtige:
http://www.smh.com.au/national/parents-guilty-of-manslaughter-over-daughters-eczema-death-20090605-bxvx.html )
Katori schrieb:Ich finde desweiteren auch, daß sie zu unrecht verurteilt worden, denn diese gebührt meiner Ansicht nach dem behandelden Arzt, der scheinbar Rücksichtslos und mehr als grob fahrlässig eigenmächtig agierte.
Ja, ich hatte da einen kleinen Punkt ausgelassen, um die Story nicht zu kompliziert zu machen - der homöopathische Arzt war der Vater selbst. Nimmt man ändere Fälle zur Hand, so wurde oft auch der behandelnde Arzt verklagt. Was rechtlich oft schwierig ist.
Katori schrieb:Denn die Homöpathie ist keine Wundermedizin, aber das wird auch nicht von ihr behauptet. Sowas würden wohl nur Scharlatane und Quaksalber behaupten.
Auf den Punkt lohnt es sich vielleicht genauer einzugehen, da er fast immer als Reaktion auf tragische Geschichten wie die von Gloria Thomas kommt.
Es gibt wahrscheinlich mehr faule Äpfel im Korb als man denkt. Edzard Ernst und Katja Schmidt von der Universität Exeter haben dazu ein Experiment gemacht. Sie gaben vor, die junge Mutter eines 2-jährigen Kindes zu sein und haben sich bei 168 niedergelassanen Homöopathen erkundigt, ob das Kind gegen Masern-Mumps-Röteln geimpft werden sollte - zu dem jeder Kinderarzt
Ja, natürlich!antworten würde.
von den 77 Antworten haben geraden einmal 2 (!) Homöopathen zur Impfung geraten, 75 haben davon abgeraten. Kinder von Homöopathie-affinen Eltern haben in den UK ein statistisch stark erhöhtes Risiko, an diesen gefährlichen Kinderkrankheiten zu erkranken.
Mir ist bewusst, dass die MMR-Impfung inzwischen selbst Gegenstand einer Verschwörungstheorie ist, deswegen will ich gleich zum nächsten Beispiel springen.
Der Autor Simon Singh und seine Bekannte Alice Tuff haben ein ähnliches Experiment gestartet, bei dem sie vorgaben, dass Alice eine Reise durch Westafrika machen will und Schutz vor Malaria suche. Weiterhin gab sie vor, die üblich in diesem Fall verschriebenen Malaria-Tabletten nicht gut zu vertragen.
Zuerst ging sie zu einem Tropeninstitut. Dort wurde sie detailliert nach ihrer medizinischen Geschichte und Allergien befragt, woraufhin andere Tabletten empfohlen werden konnten, die verträglicher sein würden.
Anschließend suchte sie homöopathische Ärzte auf und erzählte ihnen die gleiche Geschichte. 7 von 10 Homöopathen fragten nicht einmal nach ihrer medizinischen Geschichte.
Und satte 10 von 10 empfahlen ein homöopathisches "Medikament" gegen Malaria.
Wäre sie damit tatsächlich nach Afrika gefahren, wäre es lebensgefährlich geworden.
[Quelle:
http://www.1023.org.uk/whats-the-harm-in-homeopathy.php ]
Diese Experimente schlugen damals groß in den Medien ein, so dass sich selbst der homöopathische Verband in den UK von den Kollegen distanzierte. Sogar in Deutschland schlug das damals hohe Wellen. In Afrika selbst versuchen Aktivistenverbände schon länger, mit Homöopathie AIDS, Malaria und Tuberkolose zu "behandeln". Einen Kommentar dazu spare ich mir, empfehle aber diesen Link (Text dahinter ist nur kurz):
http://www.scienceblogs.de/diaxs-rake/2009/08/erfolg-fur-junge-forscher-who-warnt-vor-homoopathie-gegen-hiv-malaria-etc.php---
Wir sehen also, die Aussage, dass es nur ein paar Scharlatane und Quacksalber gibt, aber die große Mehrheit der Homöopathen einen Patienten sofort an die Schulmedizin verweist, sobald es "ernst" wird - diese Aussage hält den Test nicht unbedingt stand.
Und noch etwas ist wichtig: Selbst wenn ein "vernünftiger" Homöopath nur bei leichten Beschwerden zu Globuli greift, kann dies das Vertrauen des Patienten in die Medizin als solche erschüttern. Im Internet mehren sich Geschichten von Menschen, die z. B. auf eine Krebsvorsorge verzichtet haben, da die Globuli ja vorher immer "so toll" gegen alle Wehwehchen geholfen hätten.
Katori schrieb:Sie wird meiner Ansicht nach nur als Impulsgeber zur eigenen Genesungsprozedur gebraucht, sofern der Körper das nicht alleine schaffen sollte.
Es tut mir Leid, aber das glaube ich einfach nicht. Wenn es einen solchen Effekt gäbe, müsste man ihn in klinischen Studien leicht messen können.
Es gibt natürlich den Placebo-Effekt, und der sollte beim besten Willen nicht unterschätzt werden. Aber alleine deswegen Unmengen an Geld bezahlen, für einen Placebo-Effekt?
Katori schrieb:welches jeden zur Verfügung steht und stehen sollte, der es ersteinmal ohne zweifelsohne wirksame, aber jedoch mit Nebenwirkungen behafteteten Medikamete versuchen möchte.
Zu "jedem zur Verfügung steht" - Homöopathische Medikamente sind ja nicht umsonst, im Gegenteil. Das ganze ist inzwischen ein gigantischer Markt, mit Homöopathie werden über 2 Mrd. Euro im Jahr umgesetzt. Da keine Entwicklungs- und kaum Herstellungskosten existieren, wandern diese 2 Mrd. fast direkt in die Taschen einiger weniger Firmenbosse. Das nur am Rande.
Homöopathie hat keine Nebenwirkungen, dass ist richtig. Aber in etwa so sinnvoll wie die Aussage, dass man von Berlin nach München lieber zu Fuß gehen sollte, weil das kein Benzin verbraucht.
Ja, Medizin erreicht oft nicht das, was sie soll - es gibt Nebenwikungen, und durch Komplikationen kommen jedes Jahr tausende ums Leben. Allein durch Aspirin sterben 50 Menschen pro Jahr in Deutschland. Aber man muss das immer im Verhältnis sehen - was kann diese Medizin erreichen, was andere Heilmittel nicht können?
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Ich glaube dir dein Erlebnis mit homöopathischer Medizin voll und ganz, aber du musst verstehen, dass solche Anekdoten immer nur für den überzeugend sind, der sie erlebt hat. Für klinischen Studien gibt es Doppelblindversuche - eine bewährte Methode, um die Funktion eines Medikamentes zu testen.