@CariettaNun gut, nur für dich - kein stolzer, nordischer Vertreter eines zu groß geratenen Hirschwesens sollte auf das Mitleid von irgendwem angewiesen sein - Polarnacht und Schneestürme, was kümmert es die stolze Eiche, wenn das Borstenvieh sich an ihr schuppt?
Und wenn ich hier schon einen Fan habe, dann kann man ja auch mal einen etwas humorigen Rant über die zurückliegenden Ereignisse schreiben.
Es ziemt sich nicht, für einen Geweihten meines Formats, sich in Animositäten zu verlieren, angesichts des Verrennens eines Gegenübers, wie ein panisches Kaninchen in einem fremden Bau.
Und so hört denn die Weisheit des einen Elches, der es verstand die Sprache und Gebräuche derer zu lernen, die sich "Mensch" schimpfen und doch Tier sind und seinem Zusammentreffen mit einem besonders neunmalklugen, gerissenen Vertreters dieser Spezies auf dem Rücken von Mutter Gaia.
Schon seit Alters her ist der Elch bekannt als das Tier der Vorbereitung und des gewappnet seins. Das zeigt sich klar in seiner Physiognomie: liegt der Schnee hoch, so hat er hohe Beine, um ihn zu überwinden, liegt er noch höher, so hat er ein Geweih, um ihn zu schaufeln, und wenn er noch höher liegt, verfügt er über einen großen Kopf, um Probleme zu lösen.
Und im Zuge dieses evolutionären Treibens hat der kluge Elch sich kluge Gedanken gemacht. Denn der kluge Elch, er fragt nicht "Wieso bin ich für einen Lockdown" und schreibt das auf, denn er weiß wofür er ist und warum. Der kluge Elch, er schreibt sich auf, warum er gegen einen Lockdown wäre, wenn er es wäre.
Das herauszufinden ist leicht: Elche glauben an die Viele-Welten-Theorie. Und so musste ich nur an den Nordpol reisen (eine Fernreise, ganz nebenbei) um dort durch das Loch in die Hohlerde der Scheibenwelt zu springen und im Leyliniensystem der Altvorderen eine Realität zu finden, die meiner exakt gleicht, ich lediglich eine andere Einstellung zum Lockdown hätte.
Nachdem ich die Parallelwelten mit mir als Staatsoberhaupt, König einer faschistoiden Monarchie militanter Elche, als Besitzer einer Zeppelinfabrik und ein besonderes verstörendendes, in dem mein Geweih die Hände von "The Rock" Johnson waren, landete ich im richtigen.
Ich erklärte mir flugs, welche Gründe dagegen sprachen und wies mich darauf hin, mir das aufzuschreiben. Nachdem ich es aufschrieb, wies ich mich auf Fehler hin und fand dann entsprechende Gegenargumente. Durch das Leyliniensystem kam ich zurück in unsere Realität, direkt durch Helen Hunts Arsch.
Mein Gegner konnte kommen.
Mein Gegner, ein sogenannter Blues666, dessen Nickname leider deutlich zu wenig Möglichkeiten der Verballhornung anbot, hingegen unterminierte meine Erwartungen - tatsächlich war meine ganze Quantenphysikalische Gradwanderung völlig für die Katz.
Und wenn man das außer Acht lässt, was der Elch schon deutlich genug gemacht hat, war der irre Fiedler der bisher härteste Gegner für den erfolgverwöhnten Tundrenexplorateur.
Und so sitz ich hier nun zwischen Heidekraut und Birkenrinde und rolle die Kugel des maßvollen Abwägens zwischen meinen Ohren herum wie eine Waschmaschine eine Bowlingkugel im Schleudergang: kurz, heftig und die Struktur beeinträchtigend.
Denn letztlich kann es nur eine richtige Antwort geben - Recht, Recht hatte der Elch. Er hat schon Recht, wenn er sagt, dass der Lockdown die einzige Möglichkeit ist, die Pandemie zu bremsen. Er hatte so umfassend und vollständig Recht damit, dass seine Wahrheit bis in die letzten Winkel der mit entarteter Musik beschallten Hallen der Hölle vordrang und seinen Kontrahenten erfasste, ihn in Gänze umhüllte und ihn vom köstlichen Nektar paarhuf'scher Klugheit reichlich einflößte.
Anders ist es nicht zu erklären, dass des Elchens Gegner von vorneherein von seiner Gloria geblendet, gar nicht erst versuchte einen Gegenpol zu finden. Vielleicht war es auch die Kunde geschlagener Feinde, die sich den Leuchtfeuern von Gondor, pandemieartig sich verbreitete und ihn zu diesem Schildbürgerstreich verführte.
Denn es ist natürlich offenkundig: der streitig gemachte Boden auf eigenem Terrain schüttete so viel Schnee über den kampfbereiten Schneepflüger, dass dessen riesenhafter Schädel tatsächlich seinen evolutionären Zweck erfüllte.
Natürlich hätte der Elch es sich einfach machen können und auf stringenten Südkurs zu grünen Auen wandern und sich am Fehltritt seines Feindes zu laben, wie sich Maden laben an verrottenten Fleisches des oben besungenen Kaninchens.
Stattdessen hielt er sich nicht damit auf und nahm den Themenwechsel an - langer oder kurzer Lockdown, welcher bringt uns der Lösung de Problems näher?
Eine gute Frage. Und auch hier zeigt sich die lupenreine, diamantharte Wahrheit des nordischen Feld- und Wiesenschreiters: Na klar ist ein harter, langer Lockdown besser als ein kurzer. Und natürlich ist er besser geeignet, Infektionszahlen und -geschehen maßgeblich positiv zu beeinflussen. Denn auch wenn der teuflisch Blaue uns es so weiß machen wollte, unterschieden sich unsere Konzepte nicht so wesentlich - im Gegensatz zum Gegenüber sind Elche aber Freunde der Ganzen Sachen, und nicht bloß derer Hälften.
Denn klar müssen alle getestet werden. Klar müssen Arbeitserlaubnisse an diese Testergebnisse gekoppelt werden. Doch zu glauben, es sei mit einigen Wochen erledigt, angesichts der jetzt schon dramatischen Situation in deutschen Krankenhäusern, den Falsch Posi-wie negativen Tests, dem gewaltigen Personalnotstand in Gesundheitsämtern - da will der Blaue Elefant im Raum uns einen Bären aufbinden, nicht mehr.
Mein Vorschlag unterschied sich von dem des Gegners nur darin, dass ich die Bevölkerung nicht für dumm verkaufen wollte. Ich die Bevölkerung nicht mit Zeitrahmen, die ich dann - und sei es nur vielleicht - nicht halten kann, hinters Licht führe.
Er unterschied sich darin, dass ich Materie für ersetzbar hielt und wertvoller gegenüber unser aller Leben - und ich meine damit unsere alten Leben.
Ich denke, es ist offensichtlich, welcher Elch hier den Sieg auf seinem Rücken durch den Schnee trägt. Es ist dieser hier.
SpoilerFanservice done