Ich entscheide bewusst, was ich tue vs. ich entscheide nicht bewusst, was ich tue. Ich treffe eine Entscheidung vs. die Entscheidung war bereits fremdbestimmt, bevor ich sie bewusst treffen konnte und daher bin ich gar nicht Entscheider, sondern nur Ausführender, der Bote, das Mittel zum Zweck, ohne es zu ahnen.
Bin ich überhaupt in der Lage dazu, einen Willen zu formulieren?
@Kältezeit wird wahrscheinlich versuchen, Teilaspekte des freien Willens, der Erziehung unterzuordnen und vielleicht manche Aspekte der Genetik. Ganz sicher, wird sie versuchen aufzuzeigen, dass unser Gehirn in der Lage ist Entscheidungen zu treffen, bevor wir uns bewusst entscheiden. Und ja, unser Gehirn ist in der Lage Entscheidungen, z.B. welche Hand ich für was benutze, zu treffen, bevor wir uns dazu entschieden haben. Dieser Impuls ist sogar messbar, genannt
Libet-Experiment.
Natürlich macht es Sinn, dass manche Handlungen das Gehirn entscheidet, bevor wir darüber nachgedacht haben. Wäre es nicht so, müssten wir erst darüber nachdenken, welche Hand wir von der heißen Herdplatte nehmen müssten und wie die Hand zu bewegen ist. Ist doch also sehr praktisch, dass das Gehirn in vielen Dingen nicht unser bewusstes Denken benötigt und eine Automatik im Hintergrund läuft. Beweist das tatsächlich, dass wir keinen freien Willen haben? Nein!
Selbst vom Gehirn getroffene Spontanentscheidungen können vom Bewusstsein revidiert werden.
Endlich befreit!Wir, unser Charakter, all unser sein, sind die Summe unserer Vergangenheit, also der vergangenen Erlebnisse und Erfahrungen, wie auch der Erfahrungen unserer Vorfahren und der direkten Umwelteinflüsse. Wir lernen durch Interaktion. Natürlich werden unsere Entscheidungen durch all diese Rahmenbedingungen geprägt und doch können wir selbst in diesem Rahmen entscheiden, sowie auch außerhalb dieses Rahmens Entscheidungen treffen. Doch genau das wird Kältezeit abstreiten. Jede Entscheidung, die ich treffe, soll also durch etwas Anderes, etwas Unbestimmtes, bereits getroffen worden sein.
Mit Verlaub, das ist Mumpitz!
Was, wenn ich jetzt entscheide, hier einige Zeilen wirren Buchstabensalat zu schreiben, wer hat diese Entscheidung dann getroffen? War ich es, mein Gehirn, oder meine Gene, mein Unterbewusstsein, oder war es mir schon vorbestimmt, seit Anbeginn der Zeit? Welchen Sinn hätte es?
Welchen Sinn hätte es, einem Wesen ein Bewusstsein zu schenken, wenn doch alle Handlungen und Entscheidungen vorbestimmt und fremdbestimmt wären?
Vielen Tieren sprechen wir bewusste Entscheidungen ab. Wir behaupten, sie seien von ihren Instinkten geleitet und doch gibt es Experimente mit Fruchtfliegen, die die bisherige Annahme durch das Libet-Experiment, in Zweifel ziehen. Fruchtfliegen sollen zufällig entscheiden können? Experimente scheinen dies zu belegen.
Fruchtfliegen? Ja!Die Annahme ist, dass das Gehirn Optionen generiert und mit Hilfe des freien Willens entscheidet.
Also frage ich noch mal, wozu benötigt es ein Bewusstsein, wenn das Gehirn angeblich alle Entscheidungen trifft, bevor es das Bewusstsein tut?
Wären Entscheidungen und ihre Ausführung nicht zuverlässiger, ohne ein Bewusstsein? Das Bewusstsein würde doch nur eine mögliche Fehlerquelle darstellen. Umso direkter ein Befehl ausgeführt werden kann, umso besser. Wozu also ein Umweg über das Bewusstsein? Weil das Bewusstsein vielleicht doch selbstständig Entscheidungen treffen und getroffene Entscheidungen revidieren kann; Gefahren "bewusster" abwägt, statt nur einen einfachen Impuls auszuführen?
Sind wir, das Bewusstsein, in komplexeren Entscheidungen, nicht vielleicht sogar der Ratgeber für das vermeintlich entscheidende Gehirn?
Ich geh sogar weiter, und stelle die Frage, ob wir unser Gehirn nicht sogar zur Entlastung unseres Bewusstseins nutzen, in dem wir ihm eben die "einfacheren" Entscheidungen überlassen, ohne uns darüber in Kenntnis setzen, damit wir uns nicht mit solch banalen Dingen, wie welche Hand ich zum Glas heben benutze, belasten und überlasten?