Kältezeit schrieb:Du kannst jetzt noch so oft die Faktoren aufzählen, welche später eventuell einmal eine psychische Störung hervorbringen können. Das ist sicherlich sehr informativ und streckt deine Beiträge künstlich in die Länge, hat aber mit dem Thema reichlich wenig zu tun,
Das hat unbedingt was mit dem Thema zu tun.
Für die Entwicklung einer psychischen Krankheit sind Faktoren nun mal elementar, die kann man nicht einfach mal so beiseite schieben.
Kältezeit schrieb:außer du willst damit erklären, dass Kinder früher anders einordneten und differenzierten, als heutzutage.
Nein, sondern lediglich, dass ein weiterer Faktor besteht.
Was würde es mir bringen, über die Beeinflussbarkeit der Kinder heute und damals zu diskutieren? Das wäre albern und Zeitverschwendung, lieber habe ich aufgezeigt, wie leicht Kinder dadurch geprägt werden.
Kältezeit schrieb:Wo Züchtung, Z.B. mit Rohrstock und Kleiderbügel, früher sogar sehr gängig war und nicht geahndet wurde, weil es gesellschaftlich als Erziehungsmethode akzeptiert war, müssen sich Eltern heutzutage viel eher für eine Helikopter- oder antiautoritären Erziehung rechtfertigen.
Richtig, es war Teil der Erziehung. Kinder wussten, was auf sie zukommt, wenn sie nicht spuren. Sie wussten, dass wenn sie Scheiße bauen, der Stock wartet.
Das war zu dieser Zeit normal.
Wenn man aber wie heute völlig unerwartet und überraschend sexuell missbraucht oder geschlagen wird, von den Eltern kaum beachtet wird, dann zeichnet sich das Bild noch mal deutlich anders. Es ist fremd, böse und die eigenen Eltern als Monster oder kalt, desinteressiert wahrzunehmen, wo man sie auch noch liebt, dann sieht es schon ganz anders aus.
Zu deiner Familienhilfe hatte ich schon was geschrieben.
Menschen, die ihre Kinder vernachlässigen, haben kaum Verantwortungsgefühle gegenüber ihren Kindern.
Ihnen ist es scheißegal. Die nehmen keine Hilfe in Anspruch.
Menschen, die ihre Kinder quälen, wenden sich genau so wenig an die Familienhilfe.
Dann gibt es noch die, die es tun. Ja, da kommen Kinder in Heime, dennoch sind schlimme Dinge passiert.
Das kann man nicht mehr rückgängig machen.
Heimaufenthalte sind auch keine Dämmer für psychische Erkrankungen, da sie ständig von fremden Menschen umgeben sind, die richtige Eltern einfach nicht ersetzen. Entwicklungsstörungen sind da vorprogrammiert. Alles nicht so einfach, wie du es gerne hättest.
Kältezeit schrieb:Nährstoffmangel, das ist kein Phänomen der Neuzeit.
Während ausreichend Vitamine bei all dem Stress bei Beschäftigten fehlen, gibt es zusätzlich noch die hier:
Zu den besonders betroffenen Gruppen gehören Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen müssen, aber auch Flüchtlinge und ältere Menschen in Pflegeheimen. In einer viel beachteten Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund aus dem Jahr 2007 wurde nachgewiesen, dass die Sozialleistungen für Kinder aus einkommensarmen Familien für eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht ausreichen; selbst dann nicht, wenn die Eltern in Discountern und Supermärkten sorgfältig die Preise vergleichen.
Selbst zu Zeiten unseres “Reichtums“ betrifft Nährstoffmangel immer noch eine ziemlich große Gruppe, es ist nicht weg vom Tisch.
https://www.fian.de/themen/ernaehrungsarmut-in-deutschland/ (Archiv-Version vom 17.04.2017)Bleibt also auch heute als Faktor bestehen.
Kältezeit schrieb:Traumata
Gut, dass du das ansprichst. Das kommt in der heutigen Zeit sogar noch hinzu.
Aus der Forschung zu Holocaust-Überlebenden weiß man, was das Schweigen über schlimme Erlebnisse auslösen kann: Bei ihren Kindern oder sogar noch bei späteren Generationen können psychisch bedingte Krankheiten auftreten. Dies betrifft auch Opfer politischer Verfolgung in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR.
Menschen mit Traumata übertragen sie auf ihre Kinder.
Das zieht sich bis ins vierte Glied und scheint auch sich auf Leute zu übertragen, die ansonsten eine an sich schöne Kindheit hatten.
Damit hätten wir wohl auch eine Erklärung, warum manche scheinbar nicht diagnostiziert werden können, da es an offensichtlichen Faktoren fehlt.
Kältezeit schrieb:Und wer eben psychisch nicht so gesund war, dem wurde mal schnell dämonische Besessenheit unterstellt. Scheiterhaufen und Euthanasie - die Menschen früher, müssen vor Glückseligkeit nur so im Kreis gehüpft sein.
Ja und es gibt so viele bekannte exorzistische Fälle...
Die Besessenheit muss früher echt die Welt beherrscht haben. Anneliese Michel ist mir die bekannteste.
Dann gibt es noch ein, zwei dunkel in meinem Kopf, das war's dann schon wieder.
Kältezeit schrieb:Noch einmal: die Diagnosen sind gestiegen, ja. Warum sind sie gestiegen? Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre, haben ein ganz neues Bewusstsein geschaffen, Krankheiten wurden diagnostiziert und aufgezeichnet, die es früher zwar schon gab, die aber nicht als solche gelistet oder erkannt wurden.
Dennoch ist das kein Argument gegen eine steigende Anzahl an Erkrankten, besonders, wenn ich dir aufzeige, wie sich innerhalb von drei Jahren ein rasanter Anstieg vollzog.
Es ist nämlich zeitnah und hat mit früher rein gar nichts mehr zu tun. Deine Argumentation wackelt gewaltig.
Kältezeit schrieb:Die Bereitschaft der Menschen, über ihre psychische Erkrankung zu sprechen und sich in psychotherapeutische Behandlung zu begeben, hat deutlich zugenommen.
Richtig, das hat sie. Und jetzt? Sind alle Anstiege in den letzten Jahren jetzt darauf zurückzuführen?
Vor drei Jahren war es die gleiche Gesellschaft wie heute, zum zweiten.
Kältezeit schrieb:Ein Krankheitsbild mit diversen körperlichen Beschwerden wie Erschöpfung, Müdigkeit und anderen Symptomen wurde früher eher als eine körperliche Erkrankung diagnostiziert, während heute eine depressive Symptomatik eher als solche erkannt wird.
Ja, definiere mal früher. Zu Zeiten des Exoruismus?
Das hat keine Auswirkung auf die Zahlen, die sich in den letzten Jahren nach oben wagen.
Kältezeit schrieb:Das ist alles sehr positiv, kann Erkrankten heutzutage doch viel besser geholfen werden; sowohl durch medizinische Indikation, als auch durch therapeutische Hilfe. Der Nachteil ist nur, dass durch den Diagnosenboom ein ganz falsches Bild unserer Gesellschaft gezeichnet wird.
Oder es wird von einigen schöner gezeichnet. Es wird eine Verbindung zu ganz damals gezogen, die aber in unserer Gesellschaft, in der schon Statistiken erfasst werden, wo man Veränderungen sieht und behauptet, es gab schon immer dieselbe Anzahl an Erkrankten, während man aber erkennen kann, dass es zehn Jahre lang nahezu gleich blieb, sich dann immer mehr steigert und immer mehr auch Arbeitslose trifft, die ja so schon ausgegrenzt werden, kaum was finden und verzweifeln, den Druck der Gesellschaft noch spüren. Werden Kranke automatisch gesund, wenn andere erkranken, damit die Zahl immer gleich ist? Dann müssen Kranke ja einfach nur warten, bis es den nächsten trifft.
Ich wusste nicht, dass es immer eine beständige Zahl ist, die sich nie verändert.