Atrox schrieb:Also nehmen wir an, der Staat hat ein Stimmrecht, aber keine Mehrheit: Es müssen Anreize geschaffen werden. Beispielsweise Steuererlässe, insbesondere bei der Gewerbesteuer. Der Staat macht den Standort Deutschland dann für Firmen attraktiv bei denen er Anteile hält. Anders wird eine langfristige Rentabilität im unternehmerischen Sinne nicht gewährleistet. Das Ergebnis davon ist ein eklatanter Wettbewerbsvorteil gegenüber Privatunternehmen. Das ist eine Form der wirtschaftlichen Erpressung. Der Staat würde die Firmen in seine Arme treiben und hätte in der privaten Wirtschaft immer stärkeren Einfluss.
Das muss nicht sein, denn der VW-Konzern zeigt uns, dass eine Teilstaatlichkeit nicht negativ sein muss.
Das sogenannte VW-Gesetz sorgt weltweit für großen Ärger unter den Investoren, denn das Land Niedersachsen möchte seine 20 % Stimmanteil nicht aufgeben. Klagen vor dem EuGH scheiterten mehrfach.
Warum sind diese 20 % existenziell für Deutschland? Ganz einfach, da eine Entscheidung im Aufsichtsrat die von Tragweite ist (wie eine Werksschließung) 80% der Stimmen + eine Stimme benötigt. Wer also ein VW-Werk schließen möchte, kommt am Land Niedersachsen nicht vorbei!
Die Gründe für die Klage klingen nicht nach Fürsorge für die Mitarbeiter, sondern eher nach Raubtierkapitalismus. Es wurde geklagt, weil die 20% den ungehinderten Zugang von Finanzinvestoren zum VW-Konzern blockieren würden. (1)
Natürlich tun sie das, damit eben nicht in Deutschland die Werke geschlossen und in Südeuropa neu aufgebaut werden; zu günstigeren Konditionen.
Zwar betreibt VW keine Beschäftigungsmaximierung, aber der Konzern produziert ungebrochen am Hochpreisstandort Deutschland, obwohl es günstigere Alternativen weltweit geben würde.
Hier die Anteilseigener-Struktur des Konzerns:
50,73 % Porsche Automobil Holding SE, Stuttgart
20,00 % Land Niedersachsen über Hannoversche Beteiligungsgesellschaft mbH, Hannover
17,00 % Qatar Holding LLC, Doha
12,27 % Streubesitz
(2)
Das Erfolgsbeispiel VW zeigt, dass eine Teilverstaatlichung durchaus wirtschaftlich sein kann, denn VW kämpft mit Toyota regelmäßig darum, wer der größte Autobauer weltweit ist.
Und wie wichtig eine Teilverstaatlichung sein kann, zeigt die Abgasaffäre. Die finanziellen Belastungen, die auf VW zukommen werden, werden enorm sein, das ist sicher, dennoch schließt der Konzern bereits jetzt Werksschließungen aus und lässt verlauten, dass die Jobs der Stammbelegschaft sicher seien! (3) (4)
Dieses erfolgreiche Prinzip des VW-Konzerns bringt doch schon eine Verpflichtung mit sich, es ebenso auf Konzerne wie Daimler, Siemens usw. anzuwnden, um eben eine Heuschreckenwanderung der Investoren zu verhindern.
Literaturverzeichnis:
(1)
https://www.welt.de/wirtschaft/article13722719/Bruessel-startet-neuen-Anlauf-gegen-VW-Gesetz.html (2)
Wikipedia: Volkswagen AG#Besch.C3.A4ftigtenzahlen(3)
http://www.waz-online.de/VW/Aktuell/Zukunftspakt-Die-Jobs-der-Stammbelegschaft-bleiben-sicher.
(4)
https://www.automobil-produktion.de/hersteller/wirtschaft/vw-kernmarke-soll-produktiver-werden-werksschliessungen-wohl-vom-tisch-103.html