@Atrox Interessant zu lesen, dass ich über ihn wettern würde
:). Wieso sollte ich ihn diskreditieren? Er ist einfach im Deutschsprachigen Raum eine der Personen mit dem grössten Hintergrundwissen, da er schon lange daran forscht. Nur sieht er Probleme, auf deren Lösung er zwar hofft, aber dabei weitaus weniger zuversichtlich wirkt als Du
:). Also keine Bange, ich zieh hier nicht über den netten Professor her. Ich finde aber die im Interview dargelegten Beweggründe sehr interessant, da lässt er tief blicken.
Also, erst einmal, es geht um Grundlegendes, um das Verständnis vom Leben. Ich will jetzt nicht albern wirken, aber nimm Dir mal den Zeichentrickfilm König der Löwen als Beispiel. In einfachen Worten wird dort der Lebenszyklus beschrieben. Es geht um werden und vergehen und es ist ein Kommen und ein Gehen auf dieser Welt. Das wiederum ist das Natürlichste der Welt. Der Tod gehört zum Leben. So einfach ist das in Wirklichkeit.
Das es bei uns im Westen Menschen gibt, die an schweren Erkrankungen leiden, die sich erhoffen, dass ihnen geholfen wird, das ist offensichtlich. Aber Hilfe kann auch anders aussehen, das nur so nebenher. Die von Dir erwähnte Überbevölkerung als Teilargument nenne ich, auch wenn das sicher nicht Deine Intention ist, eigentlich zynisch. Der Planet würde auch zehn Milliarden Menschen verkraften und es könnten alle satt werden. Da sehe ich Handlungsbedarf, nicht da, wo ein paar wenige Auserwählte sich die Errettung erhoffen. Natürlich gibt es die Schwerkranken, aber in der Regel geht es dabei eben oft um alte Menschen, die gerne mehr hätten, mehr von allem.
Du erwähnst die katholische Kirche. Ist für mich als Evangelisch-Reformierter übrigens auch nicht anders, die Kirchen sind nicht gegen ewiges Leben, im Gegenteil. Und die Kryonik verspricht auch nicht ewiges Leben, sonder eine verlängerte Lebensspanne, vielleicht, in irgendeiner näheren oder ferneren Zukunft. Dies einfach mal um das klarzustellen. Und um aus Deinem Link mit dem Frosch zu zitieren:
Beim Menschen läuft die Sache unter dem Namen Kryonik und ist eine eher aussichtslose Wette auf den Fortschritt der Wissenschaft
Spricht für sich. Und klar, die Reise zu den Sternen, ein Traum der Menschen, Ziel in Literatur und Film. Nur, ich glaube, das ist ein wenig Augenwischerei. Jemand, der sich ein Leben als Tiefkühlprodukt ersehnt, der will in erster Linie einfach Zeit schinden, er hat Mühe zu akzeptieren und loszulassen. Das ist die sehr viel persönlichere Komponente, der wahre Beweggrund.
Es klingt zwar nach hehren Motiven, aber die Leute, die das anstreben tun das nicht im Dienste der Wissenschaft oder zum Wohle künftiger Generationen, sondern ganz profan aus eigennützigen Gründen. Diese braucht man nicht positiv oder negativ zu bewerten, aber man darf auch nicht so tun, als ob das Ganze höheren Idealen dient und nicht dem Eigennutz.
Und wie der Professor richtig erwähnt, es ist ein Mittelstandproblem. Der arme Mensch hat da gar nichts davon.