perttivalkonen schrieb:der Venus könnte ich mir vorstellen, daß dieser Planet mehrere Milliarden Jahre lang seine klimatischen Bedingungen selbst regulieren gekonnt haben mag. Die "äußeren Bedingungen" allein scheinen mir angesichts des Beispiels Erde nicht hinreichend überzeugend für ne gesicherte Annahme.
Es stimmt schon, auf der Erde gab es ein (bislang unverstandenes) Phänomen, das auf der frühen Erde trotz der widrigen äußeren Bedingungen (schwächere Sonnenstrahlung) für gemäßigte Temperaturen sorgte.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es auch auf der Venus so etwas gab, aber natürlich auch nicht sicher. Wie könnte das konkret ausgesehen haben?
Ich nehme an, dass die Rotationsgeschwindigkeit der Venus schon immer so langsam war, wie sie heute ist. Denn dass beständige Winde entgegen der Rotationsrichtung den Planeten so weit abbremsen können, dürfte auszuschließen sein, oder?
Wenn die Venus also schon immer so langsam rotierte, sollte man Gluthitze auf der Tag- und Eiseskälte auf der Nachtseite annehmen, außer es gab eine extrem dichte Atmosphäre (allerdings nahezu frei von Treibhausgasen, sonst hätten wir das gleiche Problem wie heute) oder einen ganz mächtigen Ozean oder Wolken, die kaum einen Sonnenstrahl durchlassen. Ob das möglich ist, wage ich nicht zu beurteilen.
perttivalkonen schrieb:Soweit ich weiß, gibt es auch auf der Venus Hochebenen un Talebenen von kontinentalen Ausmaßen, was arg nach Plattentektonik riecht
Du sagst es bereits, "Hochebenen von kontinentalen Ausmaßen" - aber eben keine "Kontinente". Was die Hochebenen "Aphrodite Terra" und "Ishtar Terra" in Wirklichkeit sind, weiß man nicht, aber Kontinente im irdischen Sinn scheinen es nicht zu sein. Es fehlt auf der Venus ein zweites Höhenniveau wie auf der Erde mit jeweils relativ gleichmäßiger Ozeantiefe und Kontinenthöhe. Die irdischen Kontinente sind ja eher "Schollen", die zwar auch einige Erhebungen aufweisen, aber insgesamt eine recht gleichmäßige Höhe haben. Die Hochländer der Venus sind anders und sind deshalb höchstwahrscheinlich mit den irdischen Kontinenten nicht homolog.
Außerdem gibt es auf der Venus weder Rift- noch Subduktionszonen, die für eine Plattentektonik eigentlich zwingend erforderlich sind. Drittens scheinen Tiefebenen und Hochebenen auf der Venus gleich alt zu sein (ca. 500 Millionen Jahre anhand der Kraterzählung), auch das ist auf der Erde anders: Die Ozeanböden sind WESENTLICH jünger als die Kontinente.
Das alles scheint Plattentektonik auszuschließen. Jedenfalls heute. Es gibt ja die Theorie, dass die Venus ihre Kruste nicht allmählich erneuert wie die Erde, sondern periodisch, dann aber in ganz katastrophalen Ereignissen und nahezu komplett und gleichzeitig. Das gleichmäßige Alter der ganzen Oberfläche scheint darauf hinzudeuten. Ob das so ist und was die Ursache dafür ist, darüber habe ich mit dem User
@Schdaiff in
diesem Thread einmal lang und breit diskutiert. Ein rechtes Ergebnis ist dabei, glaub ich, nicht rausgekommen, denn entweder habe
ich ihn nicht verstanden oder
er hat mich nicht verstanden oder wir
beide haben die Venus nicht verstanden (was am wahrscheinlichsten ist).
Das alles heißt natürlich nicht, dass es schon immer so war. Wenn es früher Ozeane gab, kann es vielleicht auch Plattentektonik gegeben haben. Aber falls die Hypothese zutrifft, dass sich die Venus vor 500 Millionen Jahren komplett erneuert hat, ist davon keine Spur und kein Beweis mehr zu finden.
Und noch einmal zu dem Monophosphan: Ich gebe ja zu, dass bei mir eine gewisse Neigung besteht (und da bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige), an irgendwelche Mikroben auf der Venus glauben zu
wollen. Es ist aber völlig klar, dass man beim ganzen Glaubenwollen den Verstand nicht ausschalten darf. Nüchtern betrachtet ist Leben auf der Venus einfach extrem unwahrscheinlich.
Trotzdem: Wenn chemische Stoffe gefunden werden, die deutlich jenseits des thermodynamischen Gleichgewichts stehen, ist es schon berechtigt, hellhörig zu werden. Welcher Prozess bildet und erneuert diese?
Man sollte die abiotische Chemie auf toten Himmelskörpern nicht überschätzen. Auf einem toten Himmelskörper findet Chemie eigentlich fast nicht statt. Oder welche nennenswerten chemischen Reaktionen laufen z.B. auf unserem guten Mond statt? Auf toten Himmelskörpern ist es doch im Wesentlichen so: Alles, was theoretisch miteinander hätte reagieren können, hat schon längst miteinander reagiert, und zwar schon vor Millionen von Jahren. Naja, das ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber im Grundsatz, meine ich, ist schon ein bisschen was Wahres dran.