Unik schrieb am 01.06.2021:Das meiste, was man aber an Schulen lernt, vergisst man im Laufe des Lebens wieder. Es ist einfach verlorene Zeit und Energie, die man per Schulpflicht dafür eingesetzt hat.
Nein, das finde ich ganz und gar nicht. Es bleibt definitiv was davon hängen. Es ist vielleicht nicht sofort abrufbar, aber wenn man das Wissen dann braucht, erinnert man sich beim Einarbeiten ins Stoffgebiet wieder dran und tut sich leichter. Oder wenn man dann etwas liest, versteht man die Zusammenhänge.
Ich habe zum Beispiel erst im zweiten Bildungweg studiert und plötzlich brauchte ich wieder Maturawissen in Physik, Chemie, Biologie, Latein und Mathematik. Das war Jahre her, trotzdem fiel es mir wieder ein, nachdem ich mich damit beschäftigte. Auch jetzt merke ich oft, dass ich die Sprachen, die ich mal erlernt habe, trotz dass ich wenig Möglichkeit zum Üben oder Praktizieren habe, wieder schneller sprechen und verstehen kann, wenn ich dann in einem Land bin, wo diese Sprachen gesprochen werden.
Unik schrieb am 01.06.2021:Aber um z.B. Arzt zu werden, muss man doch nicht mehr als ein Jahrzehnt mit Facharztweiterbildung im Studium verbringen, nur um sich massig Theorie und Praxis anzueignen. Letztlich geht es doch darum Symptome richtig zu erkennen, die Krankheiten dazu, und wie man sie behandelt, sowie Medikamente und ihre Wirkungen, Nebenwirkungen usw. Wozu soll man wissen, wie, aus welchen Gründen etc. nun alles miteinander zusammenhängt, wenns nicht Praxisrelevant ist? In der Praxis macht das wenig Sinn. Ich finde daher, dass auch eine "klassische" intensive Ausbildung von 3 Jahren Menschen zu guten Ärzten machen kann. (Im Gegenteil dazu gibt es aber auch viele Ausbildungen, die laufen 3 Jahre, aber das Wissen und Können könnte man sich auch je nach Beruf innerhalb eines halben Jahres oder innerhalb eines ganzen Jahres aneignen.
Nun, das wird bald nicht mehr so nötig sein, da bereits an der Entwicklung von Diagnose-KI gearbeitet wird. Das heißt, man gibt die Symptome ein und die KI schlägt die dazu passenden Krankheiten vor. Das ist auch etwas, das man zur Not jetzt auch schon nachschlagen kann. Es ist aber wichtig, Biologie, Anatomie, Physiologie, Pathologie zu können, also ein umfassendes Wissen darüber, wie ein Körper grundsätzlich funktioniert. Diesen Grundstein legt man in der Schule mit den naturwissenschaftlichen Fächern. Latein ist auch nicht blöd, da die Fachliteratur sehr oft lateinische Begriffe benutzt. Kann man sicher alles später auch noch lernen, es ist aber mühsamer, wenn man das noch nie gehört hat.
Warum die Ausbildungen so lange dauern, ist wegen der Anwendung des Erlernten in der Praxis, das man eben üben muss. Das braucht Zeit. Theorie kann man flott lernen, aber in der Praxis ist halt nicht alles immer so sauber abgegrenzt und auch der Umgang mit Menschen will geübt werden.
Auch bei handwerklichen Berufen ist es nicht die Theorie, die schwierig zu erlernen ist, sondern die Praxis. Man muss nunmal üben, wie man ein Dach richtig deckt, einen Dachstuhl zimmert, eine Leitung verlegt, einen Zahnriemen wechseln oder einen Tisch baut. Rein motorisch muss man die Bewegungen und Abläufe schon einmal üben.