@habiba Du wolltest ja eigentlich nichts mehr schreiben, aber wenn du auf der sachlichen Ebene bleibst, so antworte ich dir gerne.
Jeder kann und soll sich informieren. Mich stört nur bei der ganzen Debatte, dass viele Leute ihre Entscheidungen auf falschen Behauptungen basierend treffen und/oder rationalen Argumenten gar nicht zugänglich sind. Für die Mehrzahl aller Fragen das Impfen betreffend ist die Faktenlage relativ klar und die Evidenz spricht eine ganz klare Sprache.
Es wäre nicht lege artis diese elegante Form der Prävention den Leuten vorzuenthalten.
habiba schrieb:Fuer alle, die immer wieder mit dem Standart-Gedankengut kommen: Impfen fuer das Wohlergehen der gesamten Bevoelkerung, sollten sich einmal ganz ehrlich darueber Gedanken machen, wie sie sich fuehlen wuerden, wenn ihr eigenes Kind oder Baby von einem solchen Impfschaden betroffen waere und ein Pflegefall fuers Leben wuerde.
Das habe ich gemacht, wirklich. Solche bleibenden Schäden sind aber heutzutage eine solche Rarität, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob sie wirklich kausal durch das Impfen erfolgt sind (Achtung: ist natürlich von der jeweiligen Impfung abhängig!).
Dagegen sind die Risiken durch Krankheiten deutlich besser belegt und viel, viel häufiger. Würde hypothetisch solch ein Impfschaden bei meinen Kindern passieren, hätte ich wenigstens nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Aber ich könnte meine Anklagen und Agressionen wenigstens gegen einen Feind (Pharma, Arzt, Behörden etc.) richten.
Stirbt mein Kind an Keuchhusten oder einer HiB-Meningitis, was durch eine Impfung sehr sicher hätte verhindert werden können, so kann ich nur mir selbst die Schuld geben.
Und das tut mehr weh.
Ich kann mich gerade nicht entscheiden, ob ich es nun dabei belasse und hiermit die Diskussion verlassen soll...
oder ob ich mir nochmal die Mühe machen soll auf deinen letzten worte an mich zu reagieren.
Du hast mich nämlich in vielen Teilen mißverstanden und erweckst in mir den eindruck, als ob du große Wissenslücken in grundlegenden Bereichen der Immunologie hast.
Also gut:
habiba schrieb:Auch du schliesst prinzipell aus, dass es Impfschaeden gibt.
Das stimmt nicht, das habe ich nie geschrieben oder gemeint. Ich bin nur dafür das ganze differenzierter zu betrachten.
Beispiel neurologische Symptome nach einer Impfung. Das ist etwas plastischer, da ja irgendwie auch deinen Bruder betreffend.
Da gibt es also erst einmal vier grobe Kategorien:
1. Zeitliche Koinzidenz von Symptom und Impfung, also der Zufall.
2. Symptom als Folge einer allgemeinen Reaktion auf das Impfen, Beispiel Fieberkrampf.
3. Impfung als Trigger für die mögliche Manifestation einer Erkrankung
4. Impfung direkt pathogen wirkend (nach Pockenimpfungen gab es selten Enzephalitiden, gut, dass es die Erkrankung nicht mehr gibt).
Für eine kausale Rolle der Impfung müssen jetzt verschiedene Kriterien erfüllt sein:
- zeitliches Intervall (es gab einige Fälle von angeblichen Impfschäden, wobei sich die Symptome bereits
vor der Impfung entwickelten, was aber erst bei genauerer Analyse zu Tage trat)
- biologische Plausibilität
- epidemiologische Beobachtungen
Impfungen werden bei so vielen Kindern gemacht, dass man ja schnell merken würde, wenn eine Impfung Epilepsien auslöst.
habiba schrieb:...man kurzerhand, genau wie du das auch tust, Faelle willkuerlich als keine Impfschaeden deklariert.
Das mache ich nicht, ich habe nur gesagt, dass wenn man sich angebliche Fälle genau anschaut, man sehr oft andere Ursachen findet. Das ist nachgewiesen. Das kommt in bestimmt jedem Epilepsiezentrum vor.
Bei neurologsichen Symptomen nach einer Impfung muss man nun umfangreich untersuchen, was wirklich die Ursache ist. Falls es doch nicht die Impfung war, kann dies doch sehr wichtig für die Behandlung sein.
Dazu braucht man Anamnese, klinische Untersuchung, umfangreiche Laboruntersuchungen, apparative Diagnostik, ggf. Molekulargenetik etc.
Macht man dies nun bei angeblichen Fällen, so kommt nun manchmal heraus, dass das Kind das Angelman-Syndrom hat. Oder an neuronaler Ceroidlipofuscinose leidet.
Oder eben am Dravet-Syndrom leidet. Das kennt man erst seit 1978 als Krankheitsentität. Und man weiß erst seit 2006 durch welchen Gendefekt es verursacht wird. Es handelt sich um eine schwere Epilepsie mit geistiger Retardierung. Es ist eine angeborene Ionenkanalerkrankung. Es wurden 14 Kinder mit angeblichem Impfschaden danach untersucht. Elf davon hatten den Gendefekt.
Mittlerweile wissen wir, dass angeborene Epilepsien im wesentlichen Ionenkanalerkrankungen sind. Man kennt schon über ein dutzend solcher Gendefekte. Es kommen ständig neue hinzu.
Du weißt ja selbst auch nicht mehr, welche Impfung es genau war bei deinem Bruder.
Ich kann dir nur sagen, dass man meistens eine andere Erklärung findet. Vielleicht ist dein Bruder ja die Ausnahme.
Aber warum kommt das ganze nicht öfter vor?
Warum habe ich das nicht bekommen, oder meine Geschwister, meine Eltern? Wir wurden alle in Deutschland mit ähnlichen Vakzinen geimpft.
habiba schrieb:Vermutlich hat man gegen Diphtherie, Starrkrampf und Keuchhusten geimpft.
Vielleicht war es diese Impfung. Sie wurde in den 60er und 70er Jahren verdächtigt Krampfanfälle und Epilepsie mit Hirnschäden auszulösen. Die Epilepsien mit Hirnschäden konnten aufgeklärt werden, das besagte Dravet-Syndrom war es.
Die Krampfanfälle waren in der Regel Fieberkrämpfe. Diese sind natürlich eine Nebenwirkung davon. Aber daraus entwickelt sich keine Epilepsie (wenn die Veranlagung dazu nicht besteht).
Der neue azelluläre Pertussisimpfstoff ist noch verträglicher und nebenwirkungsarm.
Das ist natürlich rein spekulativ, aber da du schreibst dein Bruder habe sich geistig normal entwickelt, spricht das eher für eine angeborene Epilepsie, die sich gerne vor dem 12. Lebensmonat mal zeigt. Der Auslöser war vielleicht seine Impfung durch den Fieberkrampf, aber man sollte nicht felsenfest dran glauben, dass die Impfung die Ursache für seine Epilepsie ist.
Auch viele Eltern in deinem Link vom Epilpsie-Forum machen oft den Fehler Ursache und Auslöser zu verwechseln. Sie erzählen dort von den Erkrankungen (teilweise eindeutig angeboren) und denken die Impfung war es. Du musst bedenken, dass in diesem Forum höchts selektiv ja nur eltern von Epilepsiekranken sind. Was ist mit den anderen 99% des jeweiligen Jahrgangs, die keine Epilepsie bekommen haben? Sie wurden auch fast alle geimpft...
Stell dir mal vor, dein Hund hätte noch keine Epilepsie gehabt. du lässt ihn impfen und dann manifestiert sich seine eigentlich angeborene Erkrankung. Natürlich bist du nun überzeugt, es war die Impfung. Das würde ich doch auch erstmal denken. Ist ja auch irgendwie logisch für uns Menschen.
Aber es war nur Zufall, bzw. Triggerung durch das Fieber. Früher oder später manifestiert sich das Dravet-Syndrom. Durch eine fieberhafte Erkältung oder ein heißes Bad. Die Impfung zieht den Zeitpunkt vor, aber das Outcome ist gleich. Das wurde auch nachgewiesen.
Im Blockpraktikum war ich auf einer Neuropädiatrie. Wir hatten Zeit und durften die Eltern befragen. Sie hatten ein ca. zwei Monate alten Jungen mit schwerer Epilepsie (West-Syndrom). Irgendeine Studentin fragte, ob er geimpft sei. Die Eltern meinten nein, die ersten Anfälle waren noch vor dem Impftermin.
Wäre die Krankheit nur ein, zwei Wochen später das erste Mal aufgetreten, schon hätte man seinen kausalen Schuldigen, du verstehst?
Riesengroße Studien konnten zeigen, dass die Impfung Fieberkrämpfe als eine seltene NW macht. Aber keine Epilepsie. Viele Studien waren das. Eine davon mit 700.000 Kindern, sie konnte dies eindeutig zeigen.
Wie sollte sie dass auch machen? Da fehlt jede biologische Plausibilität...
Epilepsie gab es schon immer. Lange vor Impfungen. Einer von zweihundert bis einer von hundert hat sie. Daran haben auch die Impfungen nix geändert.
habiba schrieb: Aber auch du kannst nicht erklaeren, wieso mein Bruder ein so hohes Fieber entwickelte, ohne dass man eine Erkrankung dafuer veranwortlich machen konnte.
Doch kann ich, du hast geschrieben, dass sei auch nur kurz gewesen. Das ist doch der absolut klassische Fieberkrampf. Keine Ahnung, was du jetzt hören willst. Immunreaktion durch die Impfung (welche auch immer das war). Dann ist das Fieber auch kein Gefahrenzeichen, sondern erst einmal nur Zeichen einer Stimulation. Aber es tritt auch nicht bei jedem auf, ist individuell verschieden. Und die allermeisten reagieren auch nicht mit einem Krampf darauf.
In der Notaufnahme hatten wir mal einen Jungen, der schon dreimal einen hatte, immer nach banalen Erkältungen bzw. Drei-Tage-Fieber, aber nie nach Impfung.
Und das Ärzte dann von weiteren Impfungen wie bei Epilepsien wie bei deinem Bruder abraten ist doch verständlich. Sorge, Unsicherheit, Unwissen, such dir was aus. Immerhin war das vor 50 Jahren. Heutzutage sind neurologische Erkrankungen nicht per se Kontraindikationen. Aber das sollte man mit dem Arzt seines Vertrauens individuell besprechen.
Falls wirklich Interesse an den entsprechenden Links und Fachartikeln besteht, kann ich diese verlinken.