"Umweltsau" beim WDR - Was haltet ihr davon?
02.01.2020 um 14:07peekaboo schrieb:Vom WDR erwartest DU ein anderes Niveau. Oder sprichst du auch für andere?Für mich auch. Ja, ich erwarte von öffentlich-rechtlichen Sendern, die von den Zuschauern direkt bezahlt werden, ein bisschen Niveau. Mehr Niveau als von der privaten Konkurrenz, die mit Sendungen nach dem Motto: "Guckt mal, wie blöd die sind!" Kasse macht.
Ich erwarte nicht (mehr) eine neutrale Berichterstattung oder eine umfassende Information zu wichtigen Themen. Aber doch wenigstens einen respektvollen Umgang mit dem Publikum. Und auch, dass darauf geachtet wird, wie Kinder vor der Kamera auftreten, wozu auch gehört, was sie vor der Kamera äußern. Erst recht, wenn man ihnen bestimmte Liedtexte vorgibt.
Wäre das Lied in ähnlicher Form (nicht als Kinderlied natürlich, aber mit ähnlicher, als Satire benannten pauschalen Beschimpung) von einem Erwachsenenchor gesungen worden, wäre das anders, denn da kann man von jedem Teilnehmer erwarten, dass er vorher bedenkt, worauf er sich einlässt.
Wenn ich nicht einmal solche Dinge von einem öffentlich rechtlichen (!) Sender erwarten darf, ist das schon mehr als traurig.
IngwerteeImke schrieb:Die frage Lautet dementsprechend nicht immer, ob man schweigen oder reden soll, sondern WIE man sich positioniert, wie man an das Thema rangeht.Wie ich irgendwann schon schrieb: Das fand sogar schon mein längst verstorbener Großvater, ein kleiner Landwirt, der nur die Volksschule besucht hatte (und dessen Frau, also meine Oma, sich nicht von dem Lied angesprochen gefühlt hätte). Und in der Schule hörte ich das Gleiche. Damals hielt ich das auch für selbstverständlich.
Na ja, ist beides lange her. Heute scheint ein sachlicher, wertschätzender Diskussionsstil nicht mehr gefragt zu sein. Nicht mal in den Medien.
Eya schrieb:Zu einem späteren Zeitpunkt, hätte dieses Lied bei weitem nicht solche Reaktionen ausgelöst - zumindest denke ich so.Wahrscheinlich nicht. Darum kam es ja jetzt. Mir kann niemand einreden, die Verantwortlichen hätten nicht mit Reaktionen wie den jetzigen rechnen können.
Aber vielleicht ging es ja auch nur darum, die Zielgruppe von nun beleidigten Omas (die Opas werden sich ja nicht angesprochen fühlen) auf progressivere und jüngere Menschen auszuweiten.
PStanisLove schrieb:Manche leute würden immer austicken bei so einem lied, da die Oma das triggerwort ist und nicht ganz so sehr die Umweltsau.Ich habe immer ein Problem, wenn Menschen einfach so in der Öffentlichkeit diffamiert werden. Einzige Ausnahme: Nachweis schwerer, in bewusster Menschenverachtung begangene Verbrechen. Das ist hier aber (zumindest in meinen Augen) nicht der Fall. Schon das Wort "Bonze" ist eine Abwertung.
Würde es Bonzen sind Umweltsäue heißen hätten weniger leute ein Problem.
Jordy80 schrieb:Statt einmal konstruktiv mit dem Thema umzugehen, wird so ein bekloppte Sache wie dieses Kinderlied bis zum abwinken diskutiert.Das liegt sicher auch am beleidigenden Tenor dieses "Satire"-Liedes. Und eben daran, woher es kam. (siehe oben)
Eya schrieb:Ja, Oma steht sinnbildlich für die ältere Generation die ja davor schon den schwarzen Peter zugeschoben bekommen hat im Sinne von "ihr hab meine Kindheit gestohlen", "wir vergeben euch nicht". Dadurch denke ich dass dieses Lied das Ganze zusätzlich getriggert hat.Eben.
Was mich bzgl. des Klimawandels eher zum Nachdenken brachte, war eine ganz sachliche, unemotionale Auflistung möglicher Folgen in einer Zeitschrift. So geht es nämlich auch, und ohne aggressive Anschuldigungen kann man die Menschen viel eher erreichen.
Ich hätte auch gern mal genauere Informationen, z.B. wieviel CO2 ich in die Luft setze, wenn ich bei einer bestimmten Außentemperatur meine Wohnung mit Heizöl oder Kohle auf so und so viel Grad aufheize. Wäre doch gut, wenn man das selber berechnen könnte. Daraus könnte man auch ein Spiel machen, einen Wettbewerb: Wer spart mit welchen Tricks am meisten CO2? Und schon wären viele Leute motivierter.
Gilt auch für andere Umweltprobleme wie Plastik oder für gesunde Ernährung. Der Bürger wird selten wirklich umfassend informiert, sondern meistens nur ansatzweise.
Und diese Informationen sollten nicht nur für Interessierte durch Internet (hat nicht jeder, vor allem nicht die Oma-Generation) oder aufwendiges Recherchieren durch den Kauf von 15 Büchern zu erlangen sein. Sondern auch so in öffentlichen Medien stehen, damit man so viel (auch weniger interessierte) Menschen erreichen kann wie möglich.
Also, lieber für den Normalbürger aufbereitete, aber umfangreiche, neutrale Informationen als Beschuldigungen, Häme (wie dieses Lied) oder Vorwürfe! Vor allem Journalisten und Wissenschaftler hätten hier ein Betätigungsfeld.
Bone02943 schrieb:"Das 'Oma-Gate' ist ein ganz typisches Beispiel rechter Empörung und Mobilisierung - sowohl, was die Struktur, als auch, was die Themen und Argumente anbelangt", sagt der Journalist und Autor Patrick Stegemann, dessen Buch "Die rechte Mobilmachung" im Januar erscheint.Der Autor eines Buches über rechte Mobilmachung verurteilt es als rechts, wenn jemand sich über Pauschalbeleidigungen ganzer Generationen als Umwelsäue oder Nazis aufregt. Das ist ja nun wirklich keine Überraschung!