Warum lehnen so viele Menschen einen gesunden Lebensstil ab?
20.09.2018 um 11:35
Was ein gesunder Lebensstil ist, ist doch gar nicht geklärt. Denn DEN EINEN gesunden Lebensstil gibt es gar nicht.
Es gibt zwar massig Empfehlungen, etwa nicht rauchen, wenig Alkohol, weniger Fette und Zucker, aber man muss auch bedenken, daß verschiedene Berufsgruppen unterschiedliche Kalorien- und Nährstoffbedarfe haben. Auch Sportler, die sich in ihrer Freizeit intensiv sportlich betätigen, haben einen ganz anderen Bedarf als Leute, die nur ein mal in der Woche Dauerlauf machen oder aus gesundheitlichen Gründen auf bewegungsintensiven Sport verzichten müssen.
Wir können zwar sagen, daß nur Fast Food, zuckerreiche Getränke und dergleichen potentiell ungesund sind, das bedeutet aber nicht, daß ein genereller Verzicht auf diese Nahrungsmittel generell auch ungesund sind. "Die Dosis macht das Gift", das wußte schon Paracelsus vor 500 Jahren. Das Problem ist, daß wir heute in einer Überflußgesellschaft leben, in der alles zu jeder Zeit verfügbar ist und deswegen auch konsumiert werden kann. Früher gab es den "Sonntagsbraten", entweder weil das Fleischangebot begrenzt war oder man sich einfach nicht mehr leisten konnte. Die Menschen haben es überlebt. Im Ersten Weltkrieg gab es den Kohlrübenwinter, die Versorgung lag teilweise nur bei 1000 kcal/d und das im Winter bei wesentlich härterer körperlicher Arbeit als heute. Die Menschen haben es überlebt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sah es auch nicht viel anders aus, meine Großmutter war selbst noch nachts Kartoffeln und Rüben stoppeln. Zweifelsohne war das alles nicht gesund und viele hunderttausend Menschen überlebten es nicht, aber es zeigt, daß der Körper mit vielen Unwägbarkeiten umgehen kann, zumindest eine gewisse Zeit. Dann ergibt sich Mangelernährung, die nicht nur in der aufgenommenen Energie gemessen wird. Eine selbst kräftig erscheinende Person kann mangelernährt sein.
Nach dem Krieg, als es mit der Wirtschaft wieder bergauf ging, war ein hoher Fleischkonsum (was auch wieder eine einseitig Ernährung ist) ein Zeichen von wirtschaftlichem Wohlstand. Selbst bei mir hieß es noch, iß viel Fett damit du groß und stark wirst. Ernährungsphysiologisch war das schon damals Quatsch, aber eben ein Zeichen von Wohlstand und die Prahlerei wohl wichtig. ;)
Ich finde es in Ordnung, wenn man aus weltanschaulichen Gründen als Vegetarier, Veganer oder von mir aus auch als Frutarier lebt. Ich erwarte nur, daß mich keiner über "seine" Lebensweise belehrt, genau so, wie ich keinen über meine belehre. Es ist auch eine Frage der Toleranz (von lat. tolero = erdulden, ertragen, aushalten), andere Lebenseinstellungen hinzunehmen. Ich könnte mir zum Beispiel keine Paleo-Diät vorstellen. Es soll ausgewogen sein und natürlich möglichst aus lokal hergestellten Nahrungsmitteln. Das, und die Tatsache, daß ich saisonale Kost bevorzuge, hat sicherlich auch einen Umweltaspekt im Hinterkopf. Okay, Kartoffeln und Äpfel kann ich vermangels eines geeigneten Kellers nicht einkellern, würde ich aber gerne machen. Fast ganz (manchmal komme ich der Faulheit wegen nicht drumherum) versuche ich auf Fertiggerichte zu verzichten, die vielen chemischen Zusatzstoffe verunsichern mich einfach. Ich koche fast immer selbst und zwar mit Lebensmitteln, die regionalen Ursprungs sind, 2-3 mal die Woche Fleisch. Kochen macht auch mit Familie und Freunden viel Spaß, man muss sich nicht alleine in die Küche stellen. Und ansonsten einfach das, was schmeckt.
Nur am gelegentlichen Sport, da muss ich noch feilen. Hab zwar eine bewegungsintensive Arbeit, aber trotzdem soll man ja immer mal... Rauchen hab ich aufgehört aber das Feierabendbierchen muss schon sein, so als Belohnung fürs Tagwerk. So bin ich allerdings ganz gesund (bis auf Bluthochdruck, aber der ist körperlich bedingt), meine Hausärztin ist mit mir zufrieden und ich fühle mich auch gut. Und so sollte es doch auch sein. In erster Linie muss man sich gut fühlen und sich keinen größeren Zwängen unterwerfen.