Generation Smartphone Weicheier ?
06.11.2017 um 20:59
Nein, die Majorität der heutigen Jugendlichen ist nicht blöder, krimineller oder respektloser als ihre Vorgänger.Auch nicht "verweichlichter". Jugend war, in den Augen der Alten zumindest, schon immer blöd, kriminell und respektlos - und verweichlicht sowieso. Das ist wohl das Vorrecht der Jugend. Die Rocker und Punker von einst wurden brave Sparkassen- und Verwaltungsangestellte, die promisken Hippie-Mädel biedere Hausmütterchen, die heute gemeinsam über "die Jugend" schimpfen wie einstmals ihre Eltern.
Nein, die Majorität der heutigen Jugendlichen ist nicht blöder, krimineller oder respektloser als ihre Vorgänger. Jugend war, in den Augen der Alten zumindest, schon immer blöd, kriminell und respektlos. Das ist wohl das Vorrecht der Jugend. Die Rocker und Punker von einst wurden brave Sparkassen- und Verwaltungsangestellte, die promisken Hippie-Mädel biedere Hausmütterchen, die heute gemeinsam über "die Jugend" schimpfen wie einstmals ihre Eltern.
Du, Papa, wenn ich gross bin, will ich auch ein Spiesser werden!
Geht klar, Kids!
Nicht vergessen: Die heutige Jugend ist die, die morgen über die dann heutige Jugend jammern wird.
Jugend zerfiel immer in miteinander konkurrierende Subkulturen, die ihren eigenen Habit, ihren eigenen Slang, eben ihre eigene Kultur hatten, die sich von der Welt der Erwachsenen ohnehin, aber auch von der anderer Subkulturen unterschieden.
Im 20. Jahrhundert gab es die völkischen Wandervögel und die proletarisch-revolutionäre Arbeiterjugend, die HJ und die Swingjugend, die Rocker und die Exis, die Hippies und die K-Gruppen, die Punks und die Popper, die Technos und die Metaller, die HipHopper und die Skinheads - um nur ein paar historisch bekanntere Hauptströmungen zu benennen.
Jede dieser Subkulturen kleidete sich anders und sprach anders. Manchmal meinten sogar die selben Begriffe unterschiedliche Dinge. Jugend zerfiel und zerfällt in Stämme mit eigenen Göttern, eigenen Kulten und eigenen Ritualen, zu denen auch immer das gesprochene, gesungene und geschriebene Wort gehörte und gehört.
Mit dem Ende der Stammeszugehörigkeit, die mit beruflicher Bildung und Karriere, Paar- und Familiengründung, Existenzaufbau und Verbürgerlichung einher geht, legen sich Stammessprachen und Stammesrituale. So wirkt dann der bebauchte und beglatzte Mittfünfziger höchst seltsam, wenn er zu seinesgleichen oder auch nur zu jüngeren sagt: Ey, Alda, isch schwör, ich mach deine Auto platt, wenn du nisch gleisch Behindertenparkplatz räumen tust.
Die Vermarktung der Jugendkultur begann mit dem Aufkommen des Rock'n'Roll als erster "globaler" Jugendkultur. Plötzlich liessen sich Elvis-Platten, Jeans und Haar-Gel weltweit vermarkten. Aus den Hippies wurde der Schlabberlook und die Prilblume und mit Metalern liessen sich sogar Waschmittel für "richtig schwarze Klamotten" vermarkten. Ein Blick in Studien zum Thema "Jugendmarkt" enthüllt, welche Millionen da für Kleidung und sonstigen Klimbim, den man als chic und aktuell gestylter Angehöriger einer x-beliebigen "Jugendkultur" so haben muss, ausgegeben werden. Selbst rrrrevolutionäre 68er wurden seinerzeit von Gauloises, Citroen, Afri Cola, Levis & Co. vermarktet.
Subkulturen kommen offenbar einem "Urbedürfnis" nach "Stämmen" nach. Man hat gleiche Interessen, kleidet sich gleich, hat seine festen Rituale und immer gilt: Wir sind wir und die Anderen sind die Anderen.
Ist man jung und energiegeladen, hasst man sich gegenseitig schon mal: Die Wandervögel und die Stubenhocker, die Edelweisspiraten und die Hitlerjugend, die Rocker und die Exis, die Metals und die Hippies, die Punks und die Popper, die Gangsta und die Emos. Andere Kluft - aber in den Grundzügen gleiche Strukturen.
Wird man älter, zieht der Banker am Wochenende den Massanzug aus, schwingt sich in Lederkluft auf die dicke Harley und mimt den Rocker, frei nach dem Motto: Was waren wir damals doch für geile Typen.
Die Reihenhausmutti schmeisst BH und Schuhe weg und schüttelt als angegrautes Hippiegirl die schlappen Titten in der Vollmondnacht. Huhu, ich bin die wilde Hilde!
So leben auch die alt gewordenen Subkulturler ihre kleinen Fluchten.
Es sei ihnen gegönnt - den Jungen wie den Alten.