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Bildung und Straffälligkeit

33 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gewalt, Bildung, Verbrechen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 09:53
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Durch Bildung alleine lernt man derzeit keine sozialen Fähigkeiten um Recht und Unrecht zu unterscheiden.
Ich denke, wir sollten zunächst definieren, was wir unter "Bildung" verstehen.

Sind es Lerninhalte der Schulfächer oder sind es darüberhinaus "Lerninhalte", die aus einem sozialen Zusammenleben resultieren. Also dass in der Schule (Kindergarten, Familie etc.) auch das Miteinander gelernt wird.
Die Grundidee, kein Unrecht zu begehen, ist ja eine Folge der Erkenntnis, dass man auch auf der anderen Seite stehen könnte. Dass man kein Unrecht begeht, weil man selbst kein Unrecht erleiden möchte und sich damit in den anderen hinein versetzt.

Und schließlich ist der Erweb von Bildung auch noch etwas weiter gehend. Man lernt nicht nur Inhalte, sondern auch, Inhalte zu verknüpfen. Und das führt zu der besseren Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 09:57
@DieLilly
@kleinundgrün

letztendlich würde das bedeuten, dass man mit Bildung lediglich Gegensteuern kann, zu dem was oft auf unbewusstem Wege als Prägung von außen geschieht?

dass man dann trotz Unrechtsempfinden sich entscheidet sich nicht kriminell gegenüber anderen zu verhalten..

ich verstehe jetzt auch wie du das mit 'echter Bildung' meinst. wenn ein Afrikanischer Jugendlicher ein Unrechtsempfinden verspürt, wenn er/sie erfährt wie 'wir' hier im Vergleich zu seinen Landsleuten leben, dann ist das wirklich schlecht als Bildung zu bezeichnen. einen großen Eindrück macht das aber dennoch und wird wohl auch allzu oft eine sichtbare Auswirkung auf Denken, Reden, Handeln haben..


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 10:08
Zitat von RayWondersRayWonders schrieb:wenn ein Afrikanischer Jugendlicher ein Unrechtsempfinden verspürt
ich glaube damit ist die Empfindung von "Ungerechtigkeit" gemeint - die unterscheidet sich von "Unrecht" bzw. "unrechtem Handeln"

Ein Unterschied ob sich der afrikanische Jugendliche bewußt ist, dass er in einem Zustand der Ungerechtigkeit lebt oder ob er auf Grund der Tatsache, dass er sich dessen bewußt ist und glaubt es ausgleichen zu müssen indem er eine "unrechte Handlung" (Diebstahl) begeht um dieses Unrecht auszugleichen. 
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Ich denke, wir sollten zunächst definieren, was wir unter "Bildung" verstehen.
Das ist ein sehr guter Ansatz.

"Bildung" generell umfasst prinzipiell jede Art gelernten Wissen. Egal ob sozial oder technisch/kulturell etc.
ABER wir verwenden "Bildung" meist nur im Sinne von Schulbildung. (Die derzeit keine DIREKTE ethische Bildung umfasst)
Vermutlich beziehen sich alle Studien zu Bildung/Kriminalität auf Schulbildung.
DESWEGEN habe ich mich auf die Schulbildung konzentriert.

@kleinundgrün
Ich gebe Dir recht, dass je höher die Schulbildung, desto trainierter ist vermutlich der Intellekt um auch soziale Fähigkeiten besser zu entwickeln. Beispiel: Die klassische Lieteratur (Goethe, Schiller, Shakespeare) vermittelt sehr viele positive Werte. Wer diese Werke kennt, versteht und wie es in der Schule üblich ist, interpretiert, lernt so nebenher moralisch richtige Werte.


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03.04.2017 um 11:02
Zitat von RayWondersRayWonders schrieb:letztendlich würde das bedeuten, dass man mit Bildung lediglich Gegensteuern kann, zu dem was oft auf unbewusstem Wege als Prägung von außen geschieht?
Nicht nur.
Z.B. wenn ich im Rahmen einer politischen Bildung lerne, dass Asylanten kein allzu große Gefahr für mich dar stellen, fackel ich auch keine Asylantenheime ab. Da wäre schon ein direkter Zusammenhang von Bildung zu einer Vermeidung von Straftaten gegeben, da ich eine Scheingefahr als solche erkenne.
Gegen diffuse Ängste hilft Schulbildung durchaus.
Zitat von RayWondersRayWonders schrieb:dass man dann trotz Unrechtsempfinden sich entscheidet sich nicht kriminell gegenüber anderen zu verhalten..
Hier kann Bildung die Erkenntnis geben, dass es gute Gründe gibt, z.B. den Staat mit dem Gewaltmonopol zu versehen. Versteht man die Gründe, greift man eher nicht zur Selbsthilfe.

@DieLilly
Genau so meine ich das.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 11:19
[at_user schrieb:kleinundgrün[/at_user] DieLilly id=18970941] Die klassische Lieteratur (Goethe, Schiller, Shakespeare) vermittelt sehr viele positive Werte. Wer diese Werke kennt, versteht und wie es in der Schule üblich ist, interpretiert, lernt so nebenher moralisch richtige Werte.
Das Problem ist: Selbst diejenigen die solche Bildung haben (geringer Anteil) werden nicht danach bewertet bzw. darauf trainiert wie gut sie verstanden haben was die richtigen Werte sind. Es gibt vom Schulgesetz her weder einen Hinweis darauf, dass das was Shakespeare vermittelt, richtig ethisches Handeln wäre, oder dass die "Ringparabel" der Standard ist wie man mit verschiedenen Religionen umgeht.
Es gibt auch keinen allegemeinen Lehrplan der einem Lehrer vorschreibt ob er die Ringparabel oder den den "Kaufmann von Venedig" ( ethische Grundsatz „Gnade vor Recht“) auf dem Lehrplan hat.
Deswegen kann man auch nicht sagen was ein Jugendlicher aus klassischer Literatur lernt und ob er überhaupt verstanden hat worum es dabei geht. Meist ist das leider Zufall.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 11:25
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Deswegen kann man auch nicht sagen was ein Jugendlicher aus klassischer Literatur lernt und ob er überhaupt verstanden hat worum es dabei geht. Meist ist das leider Zufall.
Da geht es aber weniger um die konkreten Inhalte, als um eine Auseinandersetzung mit der Thematik allgemein.
"Faust" oder "Macbeth" sind da nur Vehikel für diesen Zweck und es ist im Grunde egal, welches Vehikel das ist.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 11:32
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:"Faust" oder "Macbeth" sind da nur Vehikel für diesen Zweck und es ist im Grunde egal, welches Vehikel das ist.
Das ist richtig. Die Auswahl obliegt dem Lehrer und auch der Hinweis auf die Interpretation.
Es gibt keinen Masterplan nachdem moralische Inhalte vermittelt werden sondern es obliegt dem Zufall welche Inhalte und in welcher Tiefe sie vermittelt werden. 
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:um eine Auseinandersetzung mit der Thematik allgemein.
Welche Thematik?
Werte Vermittlung im Allgemeinen?
Wie gesagt: Alles Zufall und einfach zufällig zusammengeschustert ohne den Hinweis darauf wie man eine konkrete Situation im "Allegemeinen" ethisch richtig beurteilt. Keine Generalanleitung mit Training und Übung. Dies sollte im Ethikunterricht trainiert werden. Die Literatur kann dann nur Beispiele liefern.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 11:43
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Welche Thematik?
Werte Vermittlung im Allgemeinen?
Na ja, anhand diverser Literatur diverser Epochen eine gesellschaftliche Entwicklung aufzuzeigen und diese zu besprechen.
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb: ohne den Hinweis darauf wie man eine konkrete Situation im "Allegemeinen" ethisch richtig beurteilt
Man soll ja vor allem das Abstraktionsvermögen erlernen und trainieren. Wenn ich eine Situation X bewerten kann und verstehe, warum ich sie so bewerte, dann kann ich viel eher auch eine bisher unbekannte Situation Y bewerten.
Deswegen lernt man in der schule so viele scheinbar unnütze Sachen, die man in aller Regel nie wieder braucht. Da geht es nicht unbedingt um den Erhalt dieses konkreten Wissens, sondern um das erlernen, komplexe Probleme zu behandeln und das dann auf andere Probleme anwenden zu können.

Aber generell wäre ich auch für eine Erweiterung des Ethikunterrichts. Ethik als Pflichtfach und Religion, für den, den es interessiert.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 13:34
Was wären wir nur ohne Vorurteile.

In den USA werden 10x mehr Afroamerikaner nach Drogen von der Polizei untersucht.

JEDER Mensch ist potentiell zu jeder Schandtat fähig.
Das hat mit Bildung nix zu tun.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 23:35
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb am 31.03.2017:Auch das ist so nicht richtig. "Korrelation" beinhaltet eine Kausalbeziehung. WEIL Bildung fehlt findet die Straftat statt.
Aus Wiki:
Mit der Statistik kann zwar ein Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen/Variablen nachgewiesen werden, jedoch keine Kausalität. Kann man einen Zusammenhang zwischen Ereignissen A und B nachweisen, dann gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten:

A könnte B verursachen.
B könnte A verursachen.
A und B könnten durch ein drittes Ereignis C verursacht sein (siehe auch Scheinkorrelation).
Der Zusammenhang in den Daten könnte zufällig sein, d. h. in Wahrheit gar nicht vorhanden sein.
Ergänzung zum Wiki Text:

Zusammenhang  zwischen zwei Ereignissen/Variable nennt man Korrelation.


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Bildung und Straffälligkeit

03.04.2017 um 23:46
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Na ja, anhand diverser Literatur diverser Epochen eine gesellschaftliche Entwicklung aufzuzeigen und diese zu besprechen.
Dies ist nicht Gegenstand des Unterrichtsfaches Deutsch.
Kann daher nicht zur moralischen Bildung gezählt werden.


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Bildung und Straffälligkeit

04.04.2017 um 00:03
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Deswegen lernt man in der schule so viele scheinbar unnütze Sachen, die man in aller Regel nie wieder braucht. Da geht es nicht unbedingt um den Erhalt dieses konkreten Wissens, sondern um das erlernen, komplexe Probleme zu behandeln und das dann auf andere Probleme anwenden zu können
Wenn es stimmen würde, dass man in der Schule durch komplexe Problemlösung auch moralische Regeln versteht und anwenden kann, dürfte es überhaupt keine Verbrecher mit höherem Schulabschluss geben und unsere Politiker wären alle die reinsten moralischen Vorbilder. Warum gibt es aber so viele korrupte gebildete Politiker? 

Milieu und Erziehung wirken sich vermutlich viel stärker auf die Kriminalitätsrate aus.
Und beide bestimmen mit ob man Schulbildung genießt oder nicht.


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Bildung und Straffälligkeit

04.04.2017 um 09:30
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Zusammenhang  zwischen zwei Ereignissen/Variable nennt man Korrelation.
Eben. Zusammenhang. Das ist gerade eine Kausalbeziehung.
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Wenn es stimmen würde, dass man in der Schule durch komplexe Problemlösung auch moralische Regeln versteht und anwenden kann, dürfte es überhaupt keine Verbrecher mit höherem Schulabschluss geben
Das ist ein falscher Rückschluss. Bildung ist nur ein Aspekt unter vielen.
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Warum gibt es aber so viele korrupte gebildete Politiker? 
Ich würde mal bestreiten, dass es "viele" sind - aber sei es drum. Wenn jemand Macht hat, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er diese missbraucht. Jemand ohne Macht kann das schon gar nicht.
Zitat von DieLillyDieLilly schrieb:Milieu und Erziehung wirken sich vermutlich viel stärker auf die Kriminalitätsrate aus.
Wie gesagt, es gibt mehrere Faktoren.


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