Das Jahr 2012 - Weltuntergang & (Natur-)Katastrophen
03.11.2012 um 20:27Habe diese Geschichte 1999 irgendwo gelesen.
Autor unbekannt!
Weil sie meiner Meinung nach recht interessant ist, und mal wieder in die Zeit passt, möchte ich sie hier wiedergeben.
OK, sie ist recht ausführlich und wird bestimmt nicht jeden annimieren sie auch zu lesen!
Muss aber jeder selbst entscheiden!
Gegen Ende des >Jahres 999< breitete sich in Europa so etwas wie eine Massenhysterie aus. Was die Menschen auch taten - alles stand unter dem Eindruck des bevorstehenden Untergangs. Zwar hätte man von den >Gerechten< eigentlich erwarten können, dass sie ihrem baldigen Einzug ins Paradies freudig entgegensahen, doch keiner war sich anscheinend so ganz sicher - für wie gerecht er beim >Jüngsten Gericht< wohl angesehen werden würde. Und darum, hielt es ein jeder für angezeigt, sich noch schnell besonders große Mühe zu geben.
Man erließ sich gegenseitig die Schulden, Ehemänner und Ehefrauen gestanden und verziehen Seitensprünge, Wilddiebe erstatteten Selbstanzeige, und wenn ihnen die Edelleute großmütig vergaben und sogar gestatteten in ihrem frevelhaften Tun fortzufahren, weigerten sie sich und baten um Vergebung.
Als sich das Jahr seinem Ende näherte, kam der Handel zwischen Dörfern und Städten größtenteils zum Erliegen, Wohnungen wurden vernachlässigt, Häuser dem Verfall preisgegeben usw. Was nützte es, Reichtümer zu sammeln, wenn das dann beim >Jüngsten Gericht< gegen einen sprach, so wie es im biblischen Gleichnis: >vom reichen Mann und dem Kamel, das durch ein Nadelöhr geht<, deutlich vor Augen geführt wurde!
Bettler wurden von den Wohlhabenden regelrecht gemästet. Verurteilte Verbrecher aus den Gefängnissen entlassen, obwohl viele von ihnen lieber in Haft geblieben wären, um ihre Sünden noch vor dem Weltuntergang abzubüßen.
In Befolgung >des Evangelium< schenkten die Reichen ihre prunkvollen Kleider den Bedürftigen - im O-Bibelton, heißt das: „Wenn ein Mann dich um deinen Rock bittet, gib ihm auch deinen Mantel dazu“. Andere wiederum hielten ihre Kleider griffbereit, um so gut gekleidet wie möglich vor ihren Schöpfer hintreten zu können.
Die Kirchen und Klosterpforten wurden ständig von Menschenmassen belagert, die beichten und die Absolution erhalten wollten.
Für die heutigen Stadtbewohner ist es schwierig sich das überwältigende und Ehrfurchteinflößende der Kirchen und Kathedralen des Mittelalters vorzustellen. Neben ihnen wirkten alle anderen Gebäude der Stadt winzig klein. Die Kirchen dienten damals nicht nur dem Gottesdienst, sondern, sie waren Zufluchtsstätte, Zentren der Wohltätigkeit, Versammlungsorte und Grabstätte für Könige und kirchliche Würdenträger. Der Anblick dieser ehrfurchtgebietenden Bauwerke mit ihren fast bis in den Himmel reichenden Türmen, ihren hohen Schiffen, die an die himmlischen Hallen des Jenseits erinnerten, mahnte die Menschen ständig an ihren Glauben und an die Vorsehung. Gegen Ende des Jahres 999 waren sie natürlich den Bewohnern der Schlösser und Herrenhäuser, den Kaufleuten in der Stadt oder den Bauern auf dem Felde eine allgegenwärtige Mahnung, an das gemeinsame Schicksal zu denken, das sie alle am letzten Tag dieses Jahres Schlag Mitternacht - ereilen würde.
Aus allen Teilen Europas strömten Pilger in hellen Scharen nach Jerusalem. Ritter, Stadtbürger und sogar Leibeigene, viele mit Weib und Kind - sie alle zogen in großen Trupps gemeinsam ostwärts. In diesem Überschwang an christlicher Nächstenliebe wurden sogar die Standesunterschiede vergessen. Manche Pilger geißelten sich unterwegs als Buße für ihre Sünden und hofften somit Vergebung zu finden. Andere sangen Hymnen und Psalmen; und während sie dahinwanderten, hoben sie immer wieder ihre Blicke zum Himmel.
Im Dezember des >Jahres 999< machten sich dann Massenpsychose und Fanatismus bemerkbar, die der dunkleren Seite der menschlichen Natur entsprangen. In manchen Gegenden rottete sich der Mob zusammen und forderte - nicht immer vergebens - den Tod reicher Kaufleute, Geldverleiher und angeblicher Zauberer, damit die übrigen Einwohner der betreffenden Stadt nach der Hinrichtung dieser unliebsamen Bürger, dem Jüngsten Gericht dann melden konnten, ihr Gebiet sei frei von Gottlosen.
Die Selbstmordziffern stiegen sprunghaft an, da viele Menschen sich angesichts des bevorstehenden >Jüngsten Gerichts< im Voraus sich selbst bestrafen wollten - oder dem Druck des Wartens auf den >Jüngsten Tag< nicht mehr gewachsen waren. Selbst die Zahl der Eheschließungen stieg sprunghaft an, vielleicht in Anbetracht dessen, dass es laut biblischer Verheißung im Himmel keine Ehe und Lebensgemeinschaft gäbe. Nach Weihnachten begann der - wie man heute vielleicht sagen würde - der eigentliche >Countdown<. Haus und Hoftiere wurden freigelassen und streunten in der Gegend umher. Kühe wurden nicht mehr gemolken und muhten klagend, weil ihre Euter prallvoll waren. Die gewohnte Ordnung war größtenteils total durcheinandergeraten, weil nicht mehr gearbeitet wurde - sondern nur noch gebetet. Lebensmittelhändler, Bäcker und Fleischer verschenkten ihre Ware und wiesen die ihnen aufgedrängte Bezahlung zurück. Was wollte man noch mit Geld!
Als dann der 31. Dezember anbrach, erreichte die allgemeine Angst ihren Höhepunkt. Die Basilika zu St. Peter in Rom war zur Mitternachtsmesse, die für viele ja die letzte überhaupt sein würde, mit Tausenden Gläubigen total überfüllt.
Der Historiker >Frederick H. Mertens< schildert uns in seinem Buch >The Story of Human Life< überaus dramatisch, was sich in jener Nacht in Kathedralen und Kirchen abgespielt haben mag:
Rom
Papst Sylvester der II, stand vor dem Hochaltar. Die Kirche war überfüllt wie noch nie. Alle lagen auf den Knien, und es war eine Stille, dass man das Rascheln des päpstlichen Gewandes, weit bis in das Kirchenschiff hinein hören konnte. Und da war noch ein anderes Geräusch, ein Ton, der die letzten Minuten der tausend Jahre nach Christi Geburt auszuloten schien! Dieser Ton hallte in den Ohren der Anwesenden wider wie ein Herzschlag in den Ohren eines Fiebernden, und sein Pochen, war laut, regelmäßig und ununterbrochen. Denn die Tür zur Sakristei stand offen, und was die Anwesenden hörten, war das gleichmäßige und unablässige laute Ticken der riesigen Uhr die dort hing - Tick tack Tick tack - die Sekunden verstrichen und die meisten Menschen sahen aus wie blutleere Geschöpfe.
Der Papst war ein Mann von eiserner Willenskraft, ruhig und gesammelt. Wahrscheinlich hatte er die Sakristei absichtlich offengelassen, um in diesem großen Moment den größtmöglichen Effekt zu erzielen.
Die Mitternachtsmesse war vorbei, Totenstille breitete sich aus und die Gläubigen wagten kaum noch zu atmen. Der Papst sprach kein Wort und einige der Gläubigen standen kurz vor der Ohnmacht. Die Sekunden schienen auf einmal in Zeitlupe zu verrinnen und der ein oder andere Seufzer und gar manches Schluchzen unterbrach die eisige Stille. Doch nichts geschah. Wie ängstliche Kinder lagen die Menschen mit dem Gesicht zu Boden und wagten nicht den Blick zu erheben. Von mancher eiskalten Stirn rann der Schweiß, und aus Knien und Füßen war jedes Gefühl gewichen.
Dann plötzlich ... hörte die Uhr zu ticken auf! In unzähligen Kehlen begann sich ein Schrei des Entsetzens zu formen, und einige Menschen sackten auf dem Steinfußboden in sich zusammen, tödlich getroffen von der Furcht.
Dann begann die Uhr zu schlagen, eins, zwei, drei, vier ... und zum Schluss - zwölf. Der letzte Schlag verklang und es herrschte Totenstille! ...
Nach einer kurzen Atempause dann, wandte sich Papst Sylvester um, (Sylvester war ja jetzt vorbei, ein neues Jahr, Jahrtausend hatte begonnen!) und mit dem stolzen Lächeln eines Siegers streckte er die Hände segnend über den Köpfen der Menge aus. Und dann ... erklangen frohlockend alle Glocken vom Turm der Kathedrale ihre frohe Botschaft in die Stadt und Welt hinaus zu verkünden. Von der Orgelempore erscholl ein Chor froher Stimmen, junge und alte, erst zögernd, doch dann von Sekunde zu Sekunde klarer und fester werdend. Es erklang das >Te Deum< (Großer Gott, wir preisen dich) wie es noch niemals inbrünstiger vorher gesungen wurde.
Aber es dauerte noch eine Zeit, ehe sich die gekrümmten Rücken wieder an die normale Haltung gewöhnt hatten, und die Menschen sich von dem entsetzlichen Anblick derer erholten, die vor Schreck gestorben waren. Als das >Te Deum< verklungen war, fielen sich Tausende, schluchzend und freudig erregt in die Arme.
Es ist anzunehmen, dass das Leben, nachdem die Spannung nachgelassen hatte, bald wieder seinen normalen Rhythmus annahm, den des Mittelalters. Das die Kaufleute aufhörten ihre Ware zu verschenken, die Eigentümer die umherstreunenden Tiere wieder einfingen, und das man die Verbrecher die man laufen ließ, soweit es möglich war, wieder dingfest machte. Ob den Reichen das verschenkte Geld wieder zurückgegeben wurde, möchte ich an dieser Stelle stark bezweifeln.
Doch nichtsdestoweniger, war das gemeinsame traumatische Erlebnis eine gute Übung in Sachen Nächstenliebe und Vergebung. Wie lange diese neuen oder alten Eigenschaften allerdings anhielten, steht wohl auf einem anderen Blatt.
Natürlich haben die Menschen aus solchen Erlebnissen zumindest eines gelernt, dass Vorhersagen, von irgendwelchen Propheten mehr als skeptisch zu betrachten sind. Da jedoch der Mensch oft gerne das glaubt was er glauben will - und sei es manchmal noch so fantastisch - wird es immer wieder Menschen geben die für solche Prophezeiungen anfällig sind. Gerade in unserer jetzigen Zeit, wo die Menschen immer mehr nach einem >Ersatz-Christus< suchen, wo man langsam wieder anfängt nach dem Sinn des Lebens zu forschen, sind die selbsternannten Messiasse wieder stark im Kommen und viele neu gegründeten Heils-Sekten finden regen Zulauf. Besonders unsere Jugend, der man systematisch den Glauben entzieht sucht sich heute irgendwelche Ersatzgötter oder Heilsbringer. Und das, ist dann der fruchtbare Boden auf den die neuen Propheten den Samen streuen, den Samen für die nächsten Voraussagen die unsere Zukunft betreffen.
Autor unbekannt!
Weil sie meiner Meinung nach recht interessant ist, und mal wieder in die Zeit passt, möchte ich sie hier wiedergeben.
OK, sie ist recht ausführlich und wird bestimmt nicht jeden annimieren sie auch zu lesen!
Muss aber jeder selbst entscheiden!
Gegen Ende des >Jahres 999< breitete sich in Europa so etwas wie eine Massenhysterie aus. Was die Menschen auch taten - alles stand unter dem Eindruck des bevorstehenden Untergangs. Zwar hätte man von den >Gerechten< eigentlich erwarten können, dass sie ihrem baldigen Einzug ins Paradies freudig entgegensahen, doch keiner war sich anscheinend so ganz sicher - für wie gerecht er beim >Jüngsten Gericht< wohl angesehen werden würde. Und darum, hielt es ein jeder für angezeigt, sich noch schnell besonders große Mühe zu geben.
Man erließ sich gegenseitig die Schulden, Ehemänner und Ehefrauen gestanden und verziehen Seitensprünge, Wilddiebe erstatteten Selbstanzeige, und wenn ihnen die Edelleute großmütig vergaben und sogar gestatteten in ihrem frevelhaften Tun fortzufahren, weigerten sie sich und baten um Vergebung.
Als sich das Jahr seinem Ende näherte, kam der Handel zwischen Dörfern und Städten größtenteils zum Erliegen, Wohnungen wurden vernachlässigt, Häuser dem Verfall preisgegeben usw. Was nützte es, Reichtümer zu sammeln, wenn das dann beim >Jüngsten Gericht< gegen einen sprach, so wie es im biblischen Gleichnis: >vom reichen Mann und dem Kamel, das durch ein Nadelöhr geht<, deutlich vor Augen geführt wurde!
Bettler wurden von den Wohlhabenden regelrecht gemästet. Verurteilte Verbrecher aus den Gefängnissen entlassen, obwohl viele von ihnen lieber in Haft geblieben wären, um ihre Sünden noch vor dem Weltuntergang abzubüßen.
In Befolgung >des Evangelium< schenkten die Reichen ihre prunkvollen Kleider den Bedürftigen - im O-Bibelton, heißt das: „Wenn ein Mann dich um deinen Rock bittet, gib ihm auch deinen Mantel dazu“. Andere wiederum hielten ihre Kleider griffbereit, um so gut gekleidet wie möglich vor ihren Schöpfer hintreten zu können.
Die Kirchen und Klosterpforten wurden ständig von Menschenmassen belagert, die beichten und die Absolution erhalten wollten.
Für die heutigen Stadtbewohner ist es schwierig sich das überwältigende und Ehrfurchteinflößende der Kirchen und Kathedralen des Mittelalters vorzustellen. Neben ihnen wirkten alle anderen Gebäude der Stadt winzig klein. Die Kirchen dienten damals nicht nur dem Gottesdienst, sondern, sie waren Zufluchtsstätte, Zentren der Wohltätigkeit, Versammlungsorte und Grabstätte für Könige und kirchliche Würdenträger. Der Anblick dieser ehrfurchtgebietenden Bauwerke mit ihren fast bis in den Himmel reichenden Türmen, ihren hohen Schiffen, die an die himmlischen Hallen des Jenseits erinnerten, mahnte die Menschen ständig an ihren Glauben und an die Vorsehung. Gegen Ende des Jahres 999 waren sie natürlich den Bewohnern der Schlösser und Herrenhäuser, den Kaufleuten in der Stadt oder den Bauern auf dem Felde eine allgegenwärtige Mahnung, an das gemeinsame Schicksal zu denken, das sie alle am letzten Tag dieses Jahres Schlag Mitternacht - ereilen würde.
Aus allen Teilen Europas strömten Pilger in hellen Scharen nach Jerusalem. Ritter, Stadtbürger und sogar Leibeigene, viele mit Weib und Kind - sie alle zogen in großen Trupps gemeinsam ostwärts. In diesem Überschwang an christlicher Nächstenliebe wurden sogar die Standesunterschiede vergessen. Manche Pilger geißelten sich unterwegs als Buße für ihre Sünden und hofften somit Vergebung zu finden. Andere sangen Hymnen und Psalmen; und während sie dahinwanderten, hoben sie immer wieder ihre Blicke zum Himmel.
Im Dezember des >Jahres 999< machten sich dann Massenpsychose und Fanatismus bemerkbar, die der dunkleren Seite der menschlichen Natur entsprangen. In manchen Gegenden rottete sich der Mob zusammen und forderte - nicht immer vergebens - den Tod reicher Kaufleute, Geldverleiher und angeblicher Zauberer, damit die übrigen Einwohner der betreffenden Stadt nach der Hinrichtung dieser unliebsamen Bürger, dem Jüngsten Gericht dann melden konnten, ihr Gebiet sei frei von Gottlosen.
Die Selbstmordziffern stiegen sprunghaft an, da viele Menschen sich angesichts des bevorstehenden >Jüngsten Gerichts< im Voraus sich selbst bestrafen wollten - oder dem Druck des Wartens auf den >Jüngsten Tag< nicht mehr gewachsen waren. Selbst die Zahl der Eheschließungen stieg sprunghaft an, vielleicht in Anbetracht dessen, dass es laut biblischer Verheißung im Himmel keine Ehe und Lebensgemeinschaft gäbe. Nach Weihnachten begann der - wie man heute vielleicht sagen würde - der eigentliche >Countdown<. Haus und Hoftiere wurden freigelassen und streunten in der Gegend umher. Kühe wurden nicht mehr gemolken und muhten klagend, weil ihre Euter prallvoll waren. Die gewohnte Ordnung war größtenteils total durcheinandergeraten, weil nicht mehr gearbeitet wurde - sondern nur noch gebetet. Lebensmittelhändler, Bäcker und Fleischer verschenkten ihre Ware und wiesen die ihnen aufgedrängte Bezahlung zurück. Was wollte man noch mit Geld!
Als dann der 31. Dezember anbrach, erreichte die allgemeine Angst ihren Höhepunkt. Die Basilika zu St. Peter in Rom war zur Mitternachtsmesse, die für viele ja die letzte überhaupt sein würde, mit Tausenden Gläubigen total überfüllt.
Der Historiker >Frederick H. Mertens< schildert uns in seinem Buch >The Story of Human Life< überaus dramatisch, was sich in jener Nacht in Kathedralen und Kirchen abgespielt haben mag:
Rom
Papst Sylvester der II, stand vor dem Hochaltar. Die Kirche war überfüllt wie noch nie. Alle lagen auf den Knien, und es war eine Stille, dass man das Rascheln des päpstlichen Gewandes, weit bis in das Kirchenschiff hinein hören konnte. Und da war noch ein anderes Geräusch, ein Ton, der die letzten Minuten der tausend Jahre nach Christi Geburt auszuloten schien! Dieser Ton hallte in den Ohren der Anwesenden wider wie ein Herzschlag in den Ohren eines Fiebernden, und sein Pochen, war laut, regelmäßig und ununterbrochen. Denn die Tür zur Sakristei stand offen, und was die Anwesenden hörten, war das gleichmäßige und unablässige laute Ticken der riesigen Uhr die dort hing - Tick tack Tick tack - die Sekunden verstrichen und die meisten Menschen sahen aus wie blutleere Geschöpfe.
Der Papst war ein Mann von eiserner Willenskraft, ruhig und gesammelt. Wahrscheinlich hatte er die Sakristei absichtlich offengelassen, um in diesem großen Moment den größtmöglichen Effekt zu erzielen.
Die Mitternachtsmesse war vorbei, Totenstille breitete sich aus und die Gläubigen wagten kaum noch zu atmen. Der Papst sprach kein Wort und einige der Gläubigen standen kurz vor der Ohnmacht. Die Sekunden schienen auf einmal in Zeitlupe zu verrinnen und der ein oder andere Seufzer und gar manches Schluchzen unterbrach die eisige Stille. Doch nichts geschah. Wie ängstliche Kinder lagen die Menschen mit dem Gesicht zu Boden und wagten nicht den Blick zu erheben. Von mancher eiskalten Stirn rann der Schweiß, und aus Knien und Füßen war jedes Gefühl gewichen.
Dann plötzlich ... hörte die Uhr zu ticken auf! In unzähligen Kehlen begann sich ein Schrei des Entsetzens zu formen, und einige Menschen sackten auf dem Steinfußboden in sich zusammen, tödlich getroffen von der Furcht.
Dann begann die Uhr zu schlagen, eins, zwei, drei, vier ... und zum Schluss - zwölf. Der letzte Schlag verklang und es herrschte Totenstille! ...
Nach einer kurzen Atempause dann, wandte sich Papst Sylvester um, (Sylvester war ja jetzt vorbei, ein neues Jahr, Jahrtausend hatte begonnen!) und mit dem stolzen Lächeln eines Siegers streckte er die Hände segnend über den Köpfen der Menge aus. Und dann ... erklangen frohlockend alle Glocken vom Turm der Kathedrale ihre frohe Botschaft in die Stadt und Welt hinaus zu verkünden. Von der Orgelempore erscholl ein Chor froher Stimmen, junge und alte, erst zögernd, doch dann von Sekunde zu Sekunde klarer und fester werdend. Es erklang das >Te Deum< (Großer Gott, wir preisen dich) wie es noch niemals inbrünstiger vorher gesungen wurde.
Aber es dauerte noch eine Zeit, ehe sich die gekrümmten Rücken wieder an die normale Haltung gewöhnt hatten, und die Menschen sich von dem entsetzlichen Anblick derer erholten, die vor Schreck gestorben waren. Als das >Te Deum< verklungen war, fielen sich Tausende, schluchzend und freudig erregt in die Arme.
Es ist anzunehmen, dass das Leben, nachdem die Spannung nachgelassen hatte, bald wieder seinen normalen Rhythmus annahm, den des Mittelalters. Das die Kaufleute aufhörten ihre Ware zu verschenken, die Eigentümer die umherstreunenden Tiere wieder einfingen, und das man die Verbrecher die man laufen ließ, soweit es möglich war, wieder dingfest machte. Ob den Reichen das verschenkte Geld wieder zurückgegeben wurde, möchte ich an dieser Stelle stark bezweifeln.
Doch nichtsdestoweniger, war das gemeinsame traumatische Erlebnis eine gute Übung in Sachen Nächstenliebe und Vergebung. Wie lange diese neuen oder alten Eigenschaften allerdings anhielten, steht wohl auf einem anderen Blatt.
Natürlich haben die Menschen aus solchen Erlebnissen zumindest eines gelernt, dass Vorhersagen, von irgendwelchen Propheten mehr als skeptisch zu betrachten sind. Da jedoch der Mensch oft gerne das glaubt was er glauben will - und sei es manchmal noch so fantastisch - wird es immer wieder Menschen geben die für solche Prophezeiungen anfällig sind. Gerade in unserer jetzigen Zeit, wo die Menschen immer mehr nach einem >Ersatz-Christus< suchen, wo man langsam wieder anfängt nach dem Sinn des Lebens zu forschen, sind die selbsternannten Messiasse wieder stark im Kommen und viele neu gegründeten Heils-Sekten finden regen Zulauf. Besonders unsere Jugend, der man systematisch den Glauben entzieht sucht sich heute irgendwelche Ersatzgötter oder Heilsbringer. Und das, ist dann der fruchtbare Boden auf den die neuen Propheten den Samen streuen, den Samen für die nächsten Voraussagen die unsere Zukunft betreffen.