Funkystreet schrieb:Eigentlich ist Singapur eher eine Mercedes-Strecke. Viele langsame Kurven. Es gewinnt Ferrari deutlich. Paradox. Was ein neuer Flügel und Unterboden alles ausmachen kann...
Ich glaube nicht das man das einfach an einem neuen Flügel und einem neuen Unterboden festmachen kann.
Im Grundsatz hat Ferrari diese Saison Probleme in mittleren und langsamen Kurven. Es fehlt dort gegenüber Mercedes an Abtrieb, Anpressdruck, Grip. Weil das so ist beansprucht der Ferrari in diesen Abschnitten die Reifen mehr als der Mercedes. Das führt dann dazu das die Temperaturschwankungen in den Reifen höher sind was sich ungünstig auswirkt beim Treffen und Halten des optimalen Arbeitsfensters der Reifen. Da der Ferrari mehr rutscht in den Kurven wird der Reifen zu warm und verschleißt schneller. Um das zu verhindern müssen die Ferrari-Fahrer langsamer fahren in den Kurven was zwar den Verschleiß eindämmt aber die Reifen dann wieder nicht in das optimale Arbeitsfenster bringen.
In Singapur hat Pirelli die weichsten Reifen geliefert die sie haben. Das bedeutet das die Reifen die dünnsten Laufflächen hatten die zur Verfügung stehen in diesem Jahr. Mit diesen Reifen kommt Ferrari sehr gut klar, denn das war letzte Saison ja schon so. Aufgrund dieser dünnen Laufflächen wirken sich Temperaturschwankungen nicht so stark aus wie bei Reifen mit dickeren Laufflächen, denn weil die Laufflächen so dünn sind kommt es nicht zu Überhitzungen da die aufgenommene Wärme schneller wieder abgegeben werden kann. Die Fahrer können daher mit dem Ferrari härter pushen, und das dauerhaft weil sie keine Temperaturprobleme bekommen mit den Reifen.
Bei Mercedes wirken die Reifen mit den dünnen Laufflächen genau ins Gegenteil. Weil der Mercedes mehr Abtrieb, Anpressdruck und Grip liefert in den Kurven werden die Reifen nicht im gleichen Maße beansprucht wie bei Ferrari. Das führt dazu das die Wärme die in die Reifen geht deutlich schneller wieder abgegeben wird, und im Gegensatz zu Ferrari, viel zu schnell wieder zu kalt werden.
Fazit :
Aufgrund der Reifen mit der dünnsten Lauffläche die zur Verfügung steht in diesem Jahr war Ferrari in der Lage das optimale Arbeitsfenster in den Reifen länger zu treffen als Mercedes, sowohl über eine einzelne Runde wie auch über die gesamte Renndistanz.
Sobald wieder Reifen eingesetzt werden mit dickerer Lauffläche auf einer Strecke wo Ferrari seinen Topspeed-Vorteil nicht ausspielen kann und wo die Streckentemperaturen hoch sind wird Mercedes wieder deutlich im Vorteil sein. Der Ferrari ist einfach vom Grundkonzept her gesehen auf wenig Luftwiderstand optimiert. Da helfen auch kein neuer Unterboden und Frontflügel um dieses Konzept so zu verbessern das genug Abtrieb dabei herausspringt um Mercedes in diesem Bereich Konkurrenz machen zu können.
Die Art der Reifen (dünnste Lauffläche), praktisch kein Wind auf der Strecke, und die niedrigen Geschwindigkeiten in den Kurven haben Ferrari hier sehr geholfen gestern. Die Rahmenbedingungen waren somit optimal für dieses Auto und haben Mercedes benachteiligt.