"Die Schachnovelle"-Verrückt vom Schach
07.09.2004 um 23:46
Also: Ich kann zu dem Thema was sagen, denn 1. habe ich das Buch auch gelesen, privat, nicht in der Schule. (Was für ne Schule ist das denn, wir haben Goethe, Kafka und Co. gelesen)
2. Ich bin selbst aktiver Schachspieler.
Es geht in dem Buch nicht darum, wie die Nazis die Gefangenen mit Terror fertig gemacht haben, das wird nur ganz am Rande erwähnt.
Ganz kurz für alle, die das Buch nicht kennen. Mann reist mit Schiff, auf dem Schiff ist zufällig auch Schachweltmeister Mirco Cerevcic (und den Namen weiß ich noch auswendig, ohne nachzulesen, ich bin der größte :-))
Mann fordert Weltmeister heraus, verliert. Später: Mann mit Freund fordert Weltmeister heraus, verliert. Später: Ganze Gruppe spielt gegen Weltmeister, verzwickte Endspielstellung, unbekannter Mann kommt hinzu, Dr. B. oder so heißt er. Er berät die Gruppe, die Gruppe schafft ein Remis. Alle sagen unglaublich, für den nächsten Tag wird ein ganzes Match zwischen ihm und Weltmeister Mirco Cerevcic festgesetzt. (übrigens eine fiktive Person, Weltmeister war damals Botwinik, denke ich, aber ich weiß auch nicht mehr genau in welchem Jahr die Geshichte spielt)
Die nächsten 30 Seiten handeln von der Vergangenheit des Mannes: Gefangenschaft in Deutschland, kann aus der Jacke eines Werters ein Buch mit den ,,500 schönsten Partien `` oder so klauen. (Das einzige, was er in Jahren zu lesen bekommt) Ließt diese immer wieder, irgendwann geht er die Partien nur noch im Kopf durch, irgendwann (jetzt kommt es) spielt er im Kopf gegen sich selbst (vergisst mit weiß am Zuge die Ideen von Schwarz und umgekehrt)
Ist daher ein großartiger Schachspieler.
Über die Nazis oder seine Gefangenschaft wird praktisch nichts gesagt, nur ,wie er Schach lernt.
Dann das Spiel gegen den Weltmeister, er speilt und spielt, steht ganz gut, wieder verzwicktes Endspiel, denkt an die Gefangenschaft, an alle Partien, die er gegen sich selbst spielte, zieht auf einmal eine Figur und sagt Schach!
Weltmeister sagt: Ich stehe nicht im Schach!
Dr. B.:,, Stimmt, da hat mir der Verstand einen Streich gespielt, sie haben natürlich gewonnen`` oder so. Dr. B. spielt nie wieder Schach von da an. Das Buch ist zu Ende.
Abgesehen davon, dass das Buch nicht sonderlich gut geschrieben ist, ist allein die Vorstellung, in dieser Form Schach zu lernen, absolut absurd. Unmöglich. Jeder der Schach spielt weiß das, andere denken vielleicht: Warum nicht, immerhin all die Jahre....... Quatsch!!!!
Da Buch ist leider weniger lesenswert, wenn man selbst Schachspieler ist, da man sofort merkt, wie unsinnig es ist.
Zum Verrückt werden: Vom Schach kann man besessen sein, es kann einen süchtig machen, man kann es lieben lernen, aber verrückt wird man davon nicht. Manche glauben das vielleicht deshalb, weil Genies oder Wunderkinder, oft nicht ganz dicht sind, so entsteht der Eindruck, das könnte durch den Schachsport kommen, das ist allerdings nicht der Fall.
Zufällig habe ich aber heute in einem Buch von 1996 gelesen, dass man glaubt, dass das Simultan-Blindspiel für die Synapsenbahnen schädlich sein kann. Naja, interessant, halte ich aber dennoch für absoluten Quatsch.
Memento Mori