rahmspinat
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Dadaismus? Ich versteh's nicht.
20.08.2010 um 17:35Hallo an alle!
Heute Morgen habe ich eine Doku über Dadaismus im Fernsehen geschaut (aus der Reihe "Tendenzen der zwanziger Jahre", ich glaube im Hessischen RF). Dada ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich möchte hier nicht als altdenkender, ewiggestriger Banause rüberkommen, ich habe schon einige Begriffe von Kunst und kann mich mit modernen Ideen und schrägen Sachen sehr gut anfreunden. Mir gefällt z.B. stochastische Musik. Kunst heißt für mich nicht nur Aufnahme von Information, sondern vor allem die Motive des Künstlers verstehen zu wollen und das Spüren selbst erzeugter Emotion beim Versuch, ein Kunstwerk zu erfassen. Dada aber löst in mir praktisch nichts aus, nur Unverständnis und - echt - Langeweile. (und diese Ingoranz ist wahrscheinlich das tödlichste für persönliche Kunstbetrachtung, ich bedauere es). Ich bemühe mich, so viel Akzeptanz aufzubringen wie ich kann.
Aber Dada?
Was ich meine: Bastle ich eine dadaistische Collage, so wird jedes Material wahllos und zufällig auf ein Blatt geklebt. Es ergeben sich vielleicht Formen, die eine Assoziation zulassen, aber der spontane Gedanke des Dada macht doch gerade das nicht-Kunst-sein aus. Wenn ich keine Intention habe, außer "etwas zu produzieren", dann ist das doch Kommerz (Merz ;-) )im eigentlichen Sinne. Somit wird Dada zum Schlussverkauf der Kunstidee. Insofern muss sich Dada, sobald es vom Visuellen, Greifbaren weg geht doch an den gegebenen Kunstkriterien orientieren, sonst muss es scheitern, siehe: die Musik. Wenn ich Noten wahllos in ein Notenheft kritzle und diese (falls überhaupt möglich) nachspiele, nur um spontan dadaistisch ein Werk zu schaffen, Harmonie usw. aber komplett außer Acht lasse, dann tut das keinem Ohr gut. Es wird keinem gefallen, denn wenn ich meinen Kater zum Spaß auf ein Piano stelle und das Ganze "Concerto al Gatto" nenne, ist es doch auch keine Kunst. So etwas Sensibles wie Musik passt nicht in diese Vorstellung der Zufalls-Kunst, vor dem eigentlichen Schaffensprozess steckt ja Planung. Das Werk "Fountain" (siehe Bild am Ende) finde ich extrem unkreativ. Auch wenn die Idee etwas revolutionäres hatte - unbestritten - dann müsste man doch Dada komplett als Anti-Kunst bezeichnen, nicht die hehre Idee der Ars Artis verwenden und mit ihr das gleiche machen wie mit dem Urinal, wie es normalerweise benutzt wird. Könnte ich es doch besser verstehen! Ich versuche ja, es mit Humor zu nehmen, aber ich finde es nicht witzig (vor allem die Lautgedichte von Hugo Ball lassen mich kalt, was ich nicht erwartet hätte).
Nur weil ich was mache, das noch nie ein Mensch vor mir getan hat, und damit Menschen "schockiere", wie es die Dadaisten gerne genannt haben - dabei haben sie oft genug einfach nur beleidigt - macht mich das nicht zu einem Künstler, auch wenn ich es verkaufen kann.
Was habe ich noch nicht verstanden, was steckt denn dahinter? Der revolutionäre Gedanke des Dada ist genauso den Weg des Dodos gegangen, wie der jeder anderen Form von Kunst, sobald sie im Museum steht. Warum gilt gerade dieser Stil immer noch für besonders? Andy Warhol (gut, ich greife jetzt etwas weit in die Pop-Art) hat gesagt: All is pretty und hat jeden Gebrauchsgegenstand zur Kunst erhoben. All is pretty? Als ich mir heute mit dem Papierschneider in den Finger geschnitten habe, ist mir dieser Satz eingefallen. Was ist denn daran "pretty"? Das Zitat "Aus der Ferne besehen ist alles schön" gibt es schon 2000 Jahre länger als Warhols Flatus Cerebri. Und es trifft die Sache weit genauer. Wie kann ich das Resultat einer zufälligen Aktion denn als Kunst bezeichnen? Wo ist der Gral im Dada?
lg, rahmspinat
Heute Morgen habe ich eine Doku über Dadaismus im Fernsehen geschaut (aus der Reihe "Tendenzen der zwanziger Jahre", ich glaube im Hessischen RF). Dada ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich möchte hier nicht als altdenkender, ewiggestriger Banause rüberkommen, ich habe schon einige Begriffe von Kunst und kann mich mit modernen Ideen und schrägen Sachen sehr gut anfreunden. Mir gefällt z.B. stochastische Musik. Kunst heißt für mich nicht nur Aufnahme von Information, sondern vor allem die Motive des Künstlers verstehen zu wollen und das Spüren selbst erzeugter Emotion beim Versuch, ein Kunstwerk zu erfassen. Dada aber löst in mir praktisch nichts aus, nur Unverständnis und - echt - Langeweile. (und diese Ingoranz ist wahrscheinlich das tödlichste für persönliche Kunstbetrachtung, ich bedauere es). Ich bemühe mich, so viel Akzeptanz aufzubringen wie ich kann.
Aber Dada?
Was ich meine: Bastle ich eine dadaistische Collage, so wird jedes Material wahllos und zufällig auf ein Blatt geklebt. Es ergeben sich vielleicht Formen, die eine Assoziation zulassen, aber der spontane Gedanke des Dada macht doch gerade das nicht-Kunst-sein aus. Wenn ich keine Intention habe, außer "etwas zu produzieren", dann ist das doch Kommerz (Merz ;-) )im eigentlichen Sinne. Somit wird Dada zum Schlussverkauf der Kunstidee. Insofern muss sich Dada, sobald es vom Visuellen, Greifbaren weg geht doch an den gegebenen Kunstkriterien orientieren, sonst muss es scheitern, siehe: die Musik. Wenn ich Noten wahllos in ein Notenheft kritzle und diese (falls überhaupt möglich) nachspiele, nur um spontan dadaistisch ein Werk zu schaffen, Harmonie usw. aber komplett außer Acht lasse, dann tut das keinem Ohr gut. Es wird keinem gefallen, denn wenn ich meinen Kater zum Spaß auf ein Piano stelle und das Ganze "Concerto al Gatto" nenne, ist es doch auch keine Kunst. So etwas Sensibles wie Musik passt nicht in diese Vorstellung der Zufalls-Kunst, vor dem eigentlichen Schaffensprozess steckt ja Planung. Das Werk "Fountain" (siehe Bild am Ende) finde ich extrem unkreativ. Auch wenn die Idee etwas revolutionäres hatte - unbestritten - dann müsste man doch Dada komplett als Anti-Kunst bezeichnen, nicht die hehre Idee der Ars Artis verwenden und mit ihr das gleiche machen wie mit dem Urinal, wie es normalerweise benutzt wird. Könnte ich es doch besser verstehen! Ich versuche ja, es mit Humor zu nehmen, aber ich finde es nicht witzig (vor allem die Lautgedichte von Hugo Ball lassen mich kalt, was ich nicht erwartet hätte).
Nur weil ich was mache, das noch nie ein Mensch vor mir getan hat, und damit Menschen "schockiere", wie es die Dadaisten gerne genannt haben - dabei haben sie oft genug einfach nur beleidigt - macht mich das nicht zu einem Künstler, auch wenn ich es verkaufen kann.
Was habe ich noch nicht verstanden, was steckt denn dahinter? Der revolutionäre Gedanke des Dada ist genauso den Weg des Dodos gegangen, wie der jeder anderen Form von Kunst, sobald sie im Museum steht. Warum gilt gerade dieser Stil immer noch für besonders? Andy Warhol (gut, ich greife jetzt etwas weit in die Pop-Art) hat gesagt: All is pretty und hat jeden Gebrauchsgegenstand zur Kunst erhoben. All is pretty? Als ich mir heute mit dem Papierschneider in den Finger geschnitten habe, ist mir dieser Satz eingefallen. Was ist denn daran "pretty"? Das Zitat "Aus der Ferne besehen ist alles schön" gibt es schon 2000 Jahre länger als Warhols Flatus Cerebri. Und es trifft die Sache weit genauer. Wie kann ich das Resultat einer zufälligen Aktion denn als Kunst bezeichnen? Wo ist der Gral im Dada?
lg, rahmspinat