Und hier mal eine etwas andere, d.h. kulturelle Sicht auf unsere Nationalelf.
;)(Die miserable Rechtschreibung haben der "Spiegel" und die Autorin zu verantworten, nicht ich.)
Deutsche Helden
Fußball in Schlumpfhausen
Fleißig, lustig, süß: Für die EM wurde ein Boygroup gecastet, bei der jeder Spieler eine ganz bestimmte Image-Funktion übernimmt. So entsteht das Gruppenbild eines dynamischen, modernen und attraktiven Deutschlands, wie sich das Merkel nur wünschen kann.
Liebe Trainer Löw, lieber Manager Bierhoff,
von der Freude über den Sieg noch ganz schummrig, möchte ich bereits jetzt meine Heldenverehrung Kund tun. Auch, wenn eine Meisterschaft aus mehr als dem ersten Spiel besteht und man die Akteure nicht vor dem Abpfiff loben soll, bin ich doch vollends begeistert!
Wie Sie das hinbekommen haben! Nicht das 1:0 gegen Portugal - ich meine, was soll man schon von einer Nation erwarten, die am liebsten getrockneten Fisch isst? Nein, ich meine, wie Sie es hinbekommen haben, aus diesen Knalltypen eine Mannschaft zu formen, die das Gefühl verbreitet, sie stehe für Deutschland. Sie verkörpere dieses Land in dem, wofür das Land den Imagestrategen und Angela Merkel nach stehen soll: für Kraft, Leistungsbereitschaft und Modernität.
Nach hiesigem Verständnis können zusammengesammelte Kicker nicht einfach Fußball spielen, gut sein und vor allem Spaß haben. Nein, sie müssen einen ganzen Leistungskatalog erfüllen, auf dass Deutschland glänzend dastehe und sichtbar werde: Auf Deutschland, auf diesen Wirtschaftspartner ist Verlass. Wir bauen Autos und Solaranlagen und liefern unsere U-Boote vertragsgerecht.
Und dafür, liebe Herren, haben Sie Ihre Boygroup nicht nur geschickt gecastet, Sie haben Sie auch perfekt auf Linie gebracht. Keine Ahnung wie. Ich nehme an, Sie haben viel Heidi Klum geschaut.
Haben Sie nach vorn hin sichtbar ein mal mehr und mal weniger gut agierendes Team zusammengestellt, haben Sie für die Tiefenwirkung eine unglaublich saubere, beflissene und sympathische Mannschaft formiert, die all die Anforderungen einlöst, die man auch an eine moderne Gesellschaft stellt. Das ist wie bei den Schlümpfen: Da ist für jeden was dabei. Da wird jede soziale oder kulturelle Anforderung erfüllt.
Da haben wir Männer wie Badstuber, Müller, Mertesacker, die Bieder-Schlümpfe. Sie fallen nicht besonders auf, müssen auf dem Spielfeld nur ordentlich rackern, ansonsten brauchen sie nicht viel zu bringen. Sie stehen für die breite Masse, die nicht auf die Idee kommt, Forderungen zu stellen. Auf dieser Basis werden diejenigen inszeniert, die das Bild des neuen Deutschlands abbilden sollen.
Mesut Özil etwa. Er ist der Migrations-Schlumpf, der zeigt, dass man in diesem Land etwas werden kann, wenn man nicht schon mit 14 mit Drogen handelt oder zuviel Zeit mit Koran-Lesen verplempert. Philipp Lahm übernimmt die Rolle des Schlaukopf-Schlumpfs. Er sagt schon mal was Intelligenteres. Etwa, wenn die Mannschaft in einem Land spielt, dass nicht so pc ist, wo Menschen unter zweifelhaften Umständen in den Knast gesteckt werden, dann sagt er etwas, so dass man weiß, die Spieler finden das gar nicht gut.
Dann gibt es Poldi, den Niedlich-Schlumpf. Der ist so ausgewählt, dass ihn auch Sechsjährige süß finden können, ohne dass die Eltern misstrauisch werden. Die Rolle der ernsthaft Anzuschmachtenden füllen Sami Khedira und Mario Gomez aus, wobei Gomez eine Doppelfunktion einnimmt, weil er auch von Männer angehimmelt wird. Was praktischerweise die Schwulen ins Fußballboot holt. Und dann ist da noch Schweini, das Sensibelchen, Klose und Podolski als die guten Polen, unsere lieben Nachbarn und Neuer, der Ernsthafte, der Mahner, der gezeigt hat, dass Ablehnung nicht zu Leistungsabfall führen muss.
Die Rolle des Oberschlumpfes liegt völlig unstrittig bei Ihnen, Herr Löw, nicht nur weil Sie ständig blau herumlaufen. Sondern, weil Sie die richtigen Worte finden, etwa, wenn Boateng die Testosterone durchgehen und er sich zu lange mit Gina Lisa Lohfink in der Bar rumtreibt.
So klug durchdacht haben Sie Ihre Jungs aufgestellt, die müssen nun nur noch alles richtig machen. Und sie tun es. In den Werbespots ihrer "Werbepartner" sind sie so lustig und sympathisch, wie man es nur Dank eines Drehbuchs sein kann. Auch hier transportieren sie das Bild umweltbewusster, sozialverantwortlich handelnder und vor allem selbstironischer junger Männer, dass man denkt, die würden nie ihre Frau schlagen. Oder den Müll nicht trennen.
Wenn die Kanzlerin kommt, dann fummeln Sie, Herr Löw, zwar eigenartigerweise am Blumentopf herum, Ihre Buben aber wissen, die Form zu wahren. Und sollte die Fassade doch mal nicht so fleckenrein sein, wie etwa, wenn der Tränen-Schlumpf verrotzt an der ausgestreckten Hand des Bundespräsidenten vorbeiläuft, dann mag man ihm das gar nicht nachtragen, so sehr beutelt es den Teutonen eben, nicht gesiegt zu haben.
Ja, Herr Löw und Herr Bierhoff, unter dem Einfluss der von Ihnen geschätzten "Softskills", also jener auf sozialer Kompetenz fußender Fähigkeiten, die bislang vor allem den Frauen zugeschrieben wurden, haben Sie uns eine persilsaubere Mannschaft zusammengestellt, die allen zeitgemäßen Anforderungen an ein Land nach Vielfalt, Flexibilität und Engagement gerecht wird. Eine Mannschaft, die zeigt, dass Teamgeist alles ist.
Und wird ein Ziel mal nicht erreicht? Dann ist es nicht schlimm, so lange beim Verlieren sichtbar wird, dass hier welche verlieren, die nicht nur alles richtig machen, sondern die mit ihrem Vertrag beim DFB auch unterschrieben haben, sich vor einen Karren spannen zu lassen, der "Deutschland happy-happy-ding-dong" heißt und dessen Navigationssystem eine Abweichung von der Straße der Glückseligkeit nicht vorsieht.
Und das hinzubekommen, aus einem Haufen Jungs, die einfach nur Fußball spielen wollen, eine Truppe strammer deutscher Vorbilder zu machen, die für McDonald's werben, Coca-Cola und die Allianz, das kann man nur heldenhaft nennen!
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/silke-burmester-ueber-das-deutsche-team-bei-der-em-a-837717.html