Heutige Generation? Wo ist die alte Schule?

@Kamikaz


„Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung“ (Mönch Peter, 1274)


"Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)



Es wird immer über die Jugend gejammert. Egal welches Zeitalter. Trotzdem werden aus der Jugend irgebdwann Erwachsene, die dann die nächste Generation der Jugend bemängeln. :)

@Teegarden
Ein paar von denen hab ich auch schon zitiert. Nutzt nur nix. Aber wir sind ja jetzt in der Unterhaltung ^^

@NeonMouse
Ohhh, ich habe ehrlich gesagt nur alles überflogen. Bei dem Threadtitel kam mir das sofort in den Kopf und das musste ich loswerden. Sorry. 

@Kamikaz

Die Erwachsenen von heute sind bekanntlich die Jugendlichen von gestern. Die Party-People sind brave Eltern geworden, die Hausbesetzer mutierten zu Hausbesitzern, die Revolutionäre zu Unternehmern und die Punks von Einst rennen in teuren Massanzügen herum.
Dieses Gejammer frühvergreister Zeitgenossen über "die" Jugend geht mir regelmässig auf den Keks.
Vermutlich wächst mit dem Schwinden der eigenen Jugendlichkeit der Neid auf die, die noch drin stecken.
Wer ist denn eigentlich "die" Jugend? Sind wirklich alle gleich? Waren sie es je?


Aus einem älteren Thread exhumiert:

Weil mir das ganze Gejammer, Geleier und Geseier über "die" Jugend (und hier "die" Kinder) einfach tierisch auf den Keks geht, vor allem, wenn es von frühvergreisten Twens stammt, nochmal mein Statement:

Ich muss zugeben, dass ich sehr viele Kinder und Jugendliche kenne, die fleissig lernen in Schule, Ausbildung und an der Uni, die sich sozial, kulturell, sportlich und politisch engagieren und sehr klare Vorstellungen vom Leben haben, auf die sie auch zielstrebig hin arbeiten. Vergleiche ich sie mit mir, war mir meine Vorstellung von einem "Später" früher wesentlich nebulöser.

Diese Pauschalisierungen auf BILD-Niveau empfinde ich persönlich als Diffamierung der Mehrheit der Kinder und Jugendlichen in diesem Lande. Dergleichen kenne ich sonst eigentlich nur von verbiesterten alten Leuten, die pauschal "die Jugend" für alles Elend der Welt verantwortlich machen, obwohl gerade die am wenigsten dafür kann.

Ausnahmen gab es immer, gibt es immer und wird es immer geben. Aber dabei handelt es sich um Minderheiten. Man sieht eben nur die im medialen Scheinwerferlicht - und das ist politisch so gewollt. Eine Regierung, die in fremden Ländern Kriege führen lässt ist ebenso okay wie Steuern hinterziehende Milliardäre. Aber jugendliche Kleinkriminelle - die sind das schlimmste Übel der Welt. Schlimmer als Umweltzerstörung, Unterdrückung, Krieg oder Atommüll-Lager.

Mich stören Verallgemeinerungen, die "die Jugend" betreffen.

Also gestattet mir den Einwand, dass ich Kinder und Jugendliche überwiegend anders erlebe. Sie reissen sich im Gymnasium mit 30 Wochenstunden zzgl. 20 Std. Hausaufgaben den Arsch auf, um in 12 Jahren wie vorgeschrieben ihr Abi hinzulegen. Sie knüppeln sich durchs Studium, um eine vernünftige Anstellung zu bekommen, während sie nebenbei noch jobben gehen, um ihren Eltern nicht auf der Tasche zu liegen. Sie gehen ins Ausland, um Sprachen zu lernen und dort zu studieren. Sie leisten freiwillige soziale oder ökologische Jahre, engagieren sich in ihrer Freizeit für die Allgemeinheit und vor allem diejenigen, die auf der Schattenseite einer kapitalistischen Gesellschaft stehen. Sie sind politisch interessiert und engagiert, gehen auf Demos und machen Infostände, texten Flugblätter und schreiben Leserbriefe. Sie sind Trainer für Kinder in Sportvereinen oder in der Jugendfeuerwehr. Sie machen Musik, spielen Theater oder schreiben Kurzgeschichten. Sie kaufen für ältere MitbürgerInnen ein oder lesen im Altersheim vor. Vor allem sind sie viel "vernünftiger", als meine Generation es in ihrem Alter war.

Okay, zugegeben, sie hören grässliche Musik, sehen scheisse aus und reden manchmal unverständlich. Aber das ist das Privileg der Jugend, seit wir aus der afrikanischen Savanne aufgebrochen sind, uns die Welt untertan zu machen.

Das kann ich ihnen also nicht übel nehmen.

@Pan_narrans

Danke...
na dann lag ich nicht ganz falsch :)

Ich denke es hat schon ein wenig auch mit dem Zeitgeist zu tun. Dass die Eltern alle glauben sie würden nur Goldstücke auf die Welt bringen...
Das größte Wort was dabei mMn rauskommt ist die antiautoritäre Erziehung. Für die Tonne.
Weil antiautoritär heißt für mich nicht, entweder dass Kind darf alles machen oder eben er wird mit Gewalt gezüchtigt, nein. Es hat einfach mit Regeln und Disziplin zu tun. Auch Kindern kann man etwas zutrauen. Und man kann sie nicht einfach wie wild geworden auf die Straße lassen und hoffen, dass sie selber lernen was Anstand, Respekt etc. zu bedeuten hat.
Auf den Straßen sieht man ständig Kinder die rumlaufen und sich wie der letze Dreck verhalten. Naja da kann das Kind nichts dafür, wenn die Eltern dem Kind nicht beibringen auf dem Gehsteig durch Menschen durch zu laufen etc.
Wenn man sagt, dass man gegen diese antiautoritäre Erziehung ist glauben wohl viele man würde sein Kind mit Schläge züchtigen :{
Unsere Eltern haben uns auch erzogen und da gab es Regeln und Disziplin. Dafür bin ich dankbar. Zumindest bin ich nicht so ein Arschloch-Kind geworden bzw. "Die-Welt-dreht-sich-um-mich-Arschloch-Jugendlicher" ^^

@Teegarden
Ja ist eh klar. Wenn Arschloch-Eltern, Arschloch-Kinder erziehen und die dann wieder Kinder bekommen etc. Ist ja ein Teufelskreis. Die werden halt leider nie aussterben.
Mir kommt es halt hier und da etwas gehäuft vor. Aber ist ja nur eine Empfindung. Und man sieht halt leider auch viele Eltern in seiner Umgebung, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat.

@liaewen

Wo Du gerade von "antiautoritärer Erziehung" schreibst...

Kein Begriff wurde wohl, seit die Springer-Presse ihn 1967 ff.als diffamierenden Bürgerschreck aufbaute, so missbraucht und misshandelt wie der der "antiautoritären Erziehung".

Nicht alle Menschen erziehen ihre Kinder "toll und vorbildlich", und nicht wenige sind damit intellektuell wie zeitlich überfordert.

Eine strikt "antiautoritäre Erziehung" werden wohl die wenigsten Eltern aus eben diesen Gründen zu leisten in der Lage sein. Da hülfe es schon, bevor man den Begriff fälschlich verwendet, sich etwas mit den pädagogischen Konzepten hinter der "antiautoritären Erziehung", beispielsweise von durchaus so unterschiedlichen Pädagogen wie Paulo Freire, Hartmut von Hentig, Ivan Illich, Janusz Korczak, Alexander Sutherland Neill, Otto Rühle oder Lutz von Werder, etwas mehr beschäftigt zu haben, statt das BILD-Bild davon im Kopfe zu haben.

Die Abwesenheit von Erziehung scheint mir in nicht wenigen Familien der Faulheit geschuldet zu sein.

Erziehung ist, wie Beziehung auch, harte Arbeit im 24/7-Betrieb.

Wer, der über "antiautoritär" schwafelt, hat sich denn wirklich mal mit den psychologischen, pädagogischen oder politischen Grundlagen beschäftigt?

@Doors
Glaube ich nicht. Zumindest sieht es für mich persönlich nicht wie eine "anitautoritäre" Erziehung aus. Weil alles durchgehen lassen und dann nach paar Jahren sich wundern, warum das Arschlochkind nicht hört und sich nicht benimmt. Vor allem wenn man außerhalb seiner vier Wände ist.
Faulheit ist bestimmt einer der größten Pädagogen für solche Menschen ;)
Aber die genannten Pädagogen kenne ich tatsächlich nicht. Ich hab ja auch keine Kinder^^
Schlussendlich machen es die Eltern sowieso so, wie sie es selber für richtig halten. Ich bin immerschon für ein gesundes Mittelmaß. Egal in welcher Hinsicht.

liaewen schrieb:Dass die Eltern alle glauben sie würden nur Goldstücke auf die Welt bringen...

Welche "alle" meinst du denn?

Und was genau sind die Merkmale von "ArschlochKindern".

du sagtest, das arschloch Eltern, arschlochkinder zeugen und die dann ...und sw.
Du gibst also der Gesellschaft den kitas und den Schulen nicht die geringste Chance, ihren Teil an der Erziehung zu leisten? 

@Lemniskate
Alle Eltern die meinen ihr Kind wäre ein Goldstück^^
Arschlöcher in klein und groß. Also was ich als Arschloch empfinde muss für dich nicht das gleiche sein. Zb. keinen Respekt vor anderen Menschen (Lebewesen), keinen Anstand usw.

Hm schwieriges Thema. Auf der einen Seite schimpft man den Schulen, Kitas etc., dass sie die Kinder nicht erziehen, oder "falsch" erziehen, auf der anderen Seite will man einen Teil der Erziehung aber ihnen in die Schuhe schieben. Dieses Thema kann man nicht wirklich diskutieren, weil es kein richtig oder falsch gibt.
Die Gesellschaft KANN einen guten Einfluss haben, aber leider auch einen schlechten. Das ist auch schwer zu diskutieren.
Vorranging sind immer die Eltern bzw. Großeltern (wenn sie auch für die Erziehung zuständig sind) Vorbilder.

@Lemniskate
Für erziehung sollten die eltern zuständig sein. Wer seine kinder nicht erziehen will der soll sich keine machen.

Was sollen die lehrer denn sonst noch alles machen? Hintern der schüler abwischen und füttern?

Mit der Erziehung ist es wie mit dem Auto fahren. Man selbst ist der Einzige, der es kann - und der Rest sind hirnlose Vollidioten.

Da es keine Einheitskinder, keine Einheitsfamilien und keine Einheitslebensumstände gibt, wird sich Erziehung immer unterscheiden, wird immer "richtig" oder "falsch" sein, eben weil es kein "richtig" oder "falsch" gibt.

Lemniskate schrieb:Du gibst also der Gesellschaft den kitas und den Schulen nicht die geringste Chance, ihren Teil an der Erziehung zu leisten? 

Lehrer & Schulen haben in erster Linie einen Bildungsauftrag...keinen Erziehungsauftrag...ich weiß es ist in Mode allen eine Erziehungsverantwortung zuzuschieben..aber ein bisschen Arbeit dürfen die Eltern auch selbst leisten.

Doors schrieb:wird immer "richtig" oder "falsch" sein, eben weil es kein "richtig" oder "falsch" gibt.

Ist es nicht so das die Gesellschaft ein moralisches falsch und rIchtg vorgibt.
Früher war es falsch Minis zu tragen oder kurze Haare als Mädchen und es schickte sich nicht dies oder das zu tun.
Daran hat sich Familie mit ihrer Erziehung auch gerichtet.
Man wollte ja nicht auffallen oder in Missgunst geraten.
heut ist diese gesellschaftlich gelebte Moral dermaßen breit gefächert ...das es keine Grenzen zu geben scheint.
und Kids ohne Grenzen,  werden zu "arschlöchern"
kann man das so betrachten?

@Nerok
du das kommt ganz auf den Charakter der Kids an, wie hoch der Anteil des Erziehungsaftrags ist.
Und dann kann es auch vorkommen das schule das was die Eltern tun, für falsch erachten.

@Lemniskate

Zu meiner Schulzeit waren "Nietenhosen" (Jeans) verboten, weil sie die Möbel zerstörten und enge Hosen impotent und unfruchtbar machten. Heute zwängt sich Opa in seine Jeans und geht Mädels aufreissen.

The times they are a-changing.

Ist es tatsächlich so, dass "die gesellschaft" immer ein geschlossenes und einheitliches "falsch oder richtig" vorgibt? Und ist das dann wirklich immer falsch oder richtig?

Früher galt es als richtig, den Kindern schon mittels Bilderbuch-Versen den Hass auf Juden beizubringen. War das richtig? War das falsch?

Lemniskate schrieb:Du gibst also der Gesellschaft den kitas und den Schulen nicht die geringste Chance, ihren Teil an der Erziehung zu leisten?

Erziehung ist Elternsache.

Und fängt im besten Falle an, noch bevor das Kind seinen ersten Schritt in den Kindergarten setzt.

@Doors
letztes sicher nicht.

Zu deiner ersten frage:
hm,  nach meinem empfinden tut sie das, eben ganz dem Zeitgeist entsprechend. Ob richtig oder falsch stellt sich erst später heraus.
Früher (vor 50 Jahren oder so) hätte so ein @interrobang mit seinen Haaren nicht das Haus verlassen dürfen...heut ist derGesellschaft sowas egal, der Trend zum Individualismus hats möglich gemacht. 

;)
ein hoch auf die 80ger ^^

@Nerok
Es sind aber die Schulen, die, teuer staatlich bezahlt sich herausnehmen, den Großteil der Jugend zu verbraten. Da darf ruhig auch mal gefragt werden, ob das Gelernte auch für die Zukunft des Kindes relevant ist. Was ich so schrecklich finde: sind die Eltern inkompetent, und das sind die meisten graduell, dann hat das Kind keinerlei Chance mehr, weil die Institution Schule nun mal als Selbstzweck entscheidet, möglichst wenig mit der Realität zu tun zu haben.