Forscher und Skeptiker kritisieren Abduction-Kino "The Fourth Kind"
Klassisches Szenario einer Alien-Abduction (Illu.) | Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de
Washington/ USA - Der Anfang November in den USA und Großbritannien gestartete Kinofilm "The Fourth Kind" sorgt sowohl bei Skeptikern als auch bei Alien-Entführungs-Experten für scharfe Kritik.
Auch wenn der Film selbst behauptet, auf Tatsachen basierende Umstände und teilweise authentisches Doku-Material zu zeigen, so handelt es sich dennoch um gänzlich inszenierte Bilder um eine fiktive Geschichte , wie sie sich in dem Städtchen Nome in Alaska abgespielt haben soll. Hier, so der Plot des Films, gebe es eine unverhältnismäßig große Anzahl von Menschen mit Erinnerungen daran geben, von fremden, außerirdischen Wesen entführt worden zu sein. Im Film befragt die von Mila Jovovich gespielte Psychotherapeutin Dr. Abigail Tyler diese "Entführten", zeichnet die Aussagen auf und glaubt schon bald, einer Regierungsverschwörung auf die Schliche zu kommen.
In einem Artikel auf "intrudersfoundation.org" äußert der Experte für sogenannte "Alien Abductions" (Entführung durch Außerirdische) Budd Hopkins scharfe Kritik an den Inhalten des Films: "Während ich 'Fourth Kind' sah, wunderte ich mich, wie es den Drehbuchschreibern gelingen konnte, so viele Dinge falsch zu verstehen und darzustellen." In den 33 Jahren seiner Forschung, nach Tausenden von Hypnosesitzungen und Entführungsfällen, kenne er beispielsweise keinen einzigen Fall, in dem eine angeblich entführte Person permanent verschwunden sei, wie es hingegen in dem Film als Facette des Abduction-Phänomens suggeriert wird. Auch die im Film dargestellten emotionalen Ausbrüche der Klienten während der Hypnosesitzungen seien laut Hopkins extrem überzeichnet und kämen so in nahezu keiner echten Sitzung vor. "Ich selbst habe derartige Schreie in nur sechs oder sieben von nahezu 2000 Sitzungen erlebt. Der im Film dargestellte kopflose und physische Horror, ist mir in keinem einzigen Fall untergekommen." Auch die Einbindung sumerischer Sprache in das Abduction-Szenario sei reine Erfindung der Drehbuchautoren, finde Kommunikation bei entsprechenden Entführungen doch hauptsächlich auf telepathischer Eben statt, so Hopkins.
Gerade die rein fiktive Behauptung, der Film basiere auch Tatsachen und Fakten mache den Umgang mit "Fourth Kind" so schwierig, da diese Behauptung nicht der Wahrheit entspreche und Besucher des Film ein gänzlich falsches Bild des Abduction-Phänomens präsentiert bekämen - ein Zerrbild aus Gewalt und Horror.
Ärger und Kritik an "The Fourth Kind" kommt jedoch nicht nur aus den Reihen der Abduction-Forscher, sondern auch von deren Skeptikern wie Chris French, Professor für Psychologie an der University of London und Herausgeber des britischen "Skeptic Magazine". Neben dem Umstand, dass der Film fälschlicherweise vorgebe auf wirklichen Begebenheiten und echten Dokumenten zu basieren, und der Gefahr, dass viele Zuschauer den Film als authentische Dokumentation einstufen könnten, kritisiert French, dass der Film das Phänomen der Schlafparalyse, wie es zahlreichen Facetten der angeblichen Alien-Entführungs-Szenarien gleiche, übergehe und entsprechende Zustände einzig und allein als Resultate tatsächlicher Entführungen durch Außerirdische darstelle. Selbstredend widerspricht der Psychologe in seinem Artikel im britischen "The Guardian" gleichzeitig jenen Theorien, wonach gerade dieser Umstand ein Hinwies darauf sei, dass Schlafparalyse-Patienten in Wirklichkeit ein Abduction-Szenario erlebt haben, sich jedoch an des Rest der tatsächlichen Ereignisse (noch) nicht erinnern können.
Den Aussagen und Theorien der Abduction-Experten setzt French seine wissenschaftliche Erklärung entgegen und kritisiert erneut in Richtung "Fourth Kind", dass eine (wenn auch kleine) Anzahl der Kinobesucher später einmal tatsächlich den Zustand der Schlafparalyse erleben werden und dann nicht von der rationalen Erklärung für diesen Zustand, sondern den Bildwelten des Horrorfilms geprägt sein könnten. Nicht zuletzt aus diesem Grund hält French den Film sogar für "absolut unverantwortlich", gerade weil er ein Zerrbild der bekannten Zustände zeichne.
Wann der Film genau in deutschen Kinos anlaufen wird, ist bislang noch nicht bekannt. Möglicherweise wird er jedoch erst im Frühjahr 2010 in deutschen Kinos zu sehen sein.
Quelle:
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