"Kornkreise"
24.05.2011 um 12:37Gerade gefunden:
Bei der Erzeugung ihre Kunstwerke auf den Äckern halten sich die Epigonen von Doug n Dave an die von den beiden Altmeistern aufgestellten Regeln. Sie zeichnen ihre Figuren in kurzen Sommernächten in die Felder, ohne dabei Abfälle oder sonstige Spuren zu hinterlassen. Auch dürfen die Halme nur niedergedrückt, aber nicht geknickt werden.
Der Fortschritt hin zu immer ausgefeilteren Piktogrammen wird dabei durch den Einsatz moderner Technologien unterstützt. „Die heutigen Muster werden an Computern entworfen. Realisiert werden sie mit Laserpointern und dem globalen Positionierungssystem, außerdem arbeiten die Künstler in koordinierten Gruppen“, weiß Taylor. Bower und Chorley hätten dagegen nur einen von seiner Kappe herabhängenden kreisförmigen Draht zur Peilung genutzt. Allerdings arbeiten manche Traditionalisten heute noch mit ähnlichen Mitteln wie die Altmeister, nämlich mit Holzplanken, Plastikplanen, Schnüren und Gartenrollern. Manche steigen auch auf Barhocker, um das Feld zu überblicken.
Beschuss mit Mikrowellenkanonen
Die Avantgarde der Kornkreiskünstler setzt auch die optischen Eigenschaften der flachgelegten Halme ein. Je nach ihrer Orientierung reflektieren sie das Sonnenlicht anders. Zusammengeflochtene Halme verleihen den Figuren eine zusätzliche Textur, die ein Spiel von Licht und Schatten ermöglicht. Diese raffinierten Techniken haben aber einen Preis: Die Prozedur des Getreidelegens verlängert sich, deshalb reicht eine Nacht zur Schaffung einer Geoglyphe oft nicht aus. Der US-Kornkreisforscher Taylor berichtet, dass es 2009 erstmals drei Nächte dauerte, bis ein komplizierter Kornkreis fertig gestellt war.
Die Getreideartisten versuchen deshalb, ihren Schaffensprozess zu beschleunigen. Eine Lösung haben sie bereits gefunden: Sie nutzen Mikrowellengeneratoren oder aus Mikrowellenöfen ausgebaute Magnetrone, um das Korn zu plätten. Laut Taylor wurden bei 250 untersuchten Kornkreisen in charakteristischer Weise angeschwollene und verlängerte Wachstumsknoten an den Halmen gefunden. In Experimenten konnten Biophysiker zeigen, dass der Beschuss mit den kleinen Mikrowellenkanonen diese Veränderungen auslösen kann. Die Halme knicken an den betroffenen Stellen um. Längst katalogisieren Kornkunstfreunde jede neue Erdzeichnung und die Entwicklung dieser Kunstgattung in einschlägigen Zirkeln.
Ein uraltes Phänomen
Noch nie wurde die Entstehung eines Kornkreises durch ein natürliches Phänomen – etwa eine Windhose – beobachtet; die einzig derzeit nachgewiesene Form ist die Schaffung durch Menschenhand. Oft gaben die Kornkünstler nach Aufdeckung ihrer Arbeit zu, die Standorte ihrer Kreise genau geplant zu haben, etwa an Autobahnabfahrten oder gut einsehbaren Talsenken, um die Entdeckung zu forcieren (bei der Ernte verschwindet ihr Kunstwerk unter dem Mähdrescher) und um Schaulustige anzulocken.
Eingefleischten Cerealogen zeigen sich davon jedoch unbeeindruckt. Explizit bestreitet die Organisation „Kornkreiseforschung“ auf ihrer Internetseite, dass Menschen die kunstvollen Figuren im Korn erzeugen können. Sie sehen eine „Ausprägung noch unverstandener Naturphänomene“ am Werk, außerdem seien die Getreidezeichen keine modern Erscheinung, sondern schon uralt und weltweit zu beobachten. Künstler oder auch Forscher, die eigenhändig Kornkreise anlegen, gelten ihnen als Fälscher.
Den betroffenen Bauern dürfte der Streit gleichgültig sein, denn sie erleiden ja einen (wenngleich meist geringen) Schaden. In England erheben sie deshalb ein geringes Eintrittsgeld für die Besichtigung der Getreidebilder auf ihren Feldern. Angesichts des großen Interesses, das im Mutterland der Kornkreise noch immer an den mystischen Zeichen herrscht, dürfte das ein gutes Geschäft sein.
Bei der Erzeugung ihre Kunstwerke auf den Äckern halten sich die Epigonen von Doug n Dave an die von den beiden Altmeistern aufgestellten Regeln. Sie zeichnen ihre Figuren in kurzen Sommernächten in die Felder, ohne dabei Abfälle oder sonstige Spuren zu hinterlassen. Auch dürfen die Halme nur niedergedrückt, aber nicht geknickt werden.
Der Fortschritt hin zu immer ausgefeilteren Piktogrammen wird dabei durch den Einsatz moderner Technologien unterstützt. „Die heutigen Muster werden an Computern entworfen. Realisiert werden sie mit Laserpointern und dem globalen Positionierungssystem, außerdem arbeiten die Künstler in koordinierten Gruppen“, weiß Taylor. Bower und Chorley hätten dagegen nur einen von seiner Kappe herabhängenden kreisförmigen Draht zur Peilung genutzt. Allerdings arbeiten manche Traditionalisten heute noch mit ähnlichen Mitteln wie die Altmeister, nämlich mit Holzplanken, Plastikplanen, Schnüren und Gartenrollern. Manche steigen auch auf Barhocker, um das Feld zu überblicken.
Beschuss mit Mikrowellenkanonen
Die Avantgarde der Kornkreiskünstler setzt auch die optischen Eigenschaften der flachgelegten Halme ein. Je nach ihrer Orientierung reflektieren sie das Sonnenlicht anders. Zusammengeflochtene Halme verleihen den Figuren eine zusätzliche Textur, die ein Spiel von Licht und Schatten ermöglicht. Diese raffinierten Techniken haben aber einen Preis: Die Prozedur des Getreidelegens verlängert sich, deshalb reicht eine Nacht zur Schaffung einer Geoglyphe oft nicht aus. Der US-Kornkreisforscher Taylor berichtet, dass es 2009 erstmals drei Nächte dauerte, bis ein komplizierter Kornkreis fertig gestellt war.
Die Getreideartisten versuchen deshalb, ihren Schaffensprozess zu beschleunigen. Eine Lösung haben sie bereits gefunden: Sie nutzen Mikrowellengeneratoren oder aus Mikrowellenöfen ausgebaute Magnetrone, um das Korn zu plätten. Laut Taylor wurden bei 250 untersuchten Kornkreisen in charakteristischer Weise angeschwollene und verlängerte Wachstumsknoten an den Halmen gefunden. In Experimenten konnten Biophysiker zeigen, dass der Beschuss mit den kleinen Mikrowellenkanonen diese Veränderungen auslösen kann. Die Halme knicken an den betroffenen Stellen um. Längst katalogisieren Kornkunstfreunde jede neue Erdzeichnung und die Entwicklung dieser Kunstgattung in einschlägigen Zirkeln.
Ein uraltes Phänomen
Noch nie wurde die Entstehung eines Kornkreises durch ein natürliches Phänomen – etwa eine Windhose – beobachtet; die einzig derzeit nachgewiesene Form ist die Schaffung durch Menschenhand. Oft gaben die Kornkünstler nach Aufdeckung ihrer Arbeit zu, die Standorte ihrer Kreise genau geplant zu haben, etwa an Autobahnabfahrten oder gut einsehbaren Talsenken, um die Entdeckung zu forcieren (bei der Ernte verschwindet ihr Kunstwerk unter dem Mähdrescher) und um Schaulustige anzulocken.
Eingefleischten Cerealogen zeigen sich davon jedoch unbeeindruckt. Explizit bestreitet die Organisation „Kornkreiseforschung“ auf ihrer Internetseite, dass Menschen die kunstvollen Figuren im Korn erzeugen können. Sie sehen eine „Ausprägung noch unverstandener Naturphänomene“ am Werk, außerdem seien die Getreidezeichen keine modern Erscheinung, sondern schon uralt und weltweit zu beobachten. Künstler oder auch Forscher, die eigenhändig Kornkreise anlegen, gelten ihnen als Fälscher.
Den betroffenen Bauern dürfte der Streit gleichgültig sein, denn sie erleiden ja einen (wenngleich meist geringen) Schaden. In England erheben sie deshalb ein geringes Eintrittsgeld für die Besichtigung der Getreidebilder auf ihren Feldern. Angesichts des großen Interesses, das im Mutterland der Kornkreise noch immer an den mystischen Zeichen herrscht, dürfte das ein gutes Geschäft sein.