Hier mal ein kleiner Artikel, erschienen gestern im Spiegel Online.
Britische Ufo-Akten
Silberwesen, die vom Himmel fallen.
Aliens in Wales, Flugobjekte über Schottland: Tausende vermeintlicher Ufo-Sichtungen wurden von Beamten des britischen Verteidigungsministeriums zwischen 1950 und 2009 protokolliert. Die Aktenvermerke eines Mitarbeiters werden nun erstmals veröffentlicht - und sind ganz schön drollig.
Hamburg - Bereits seit einigen Jahren macht die britische Regierung Daten über angebliche Sichtungen von Ufos und Aliens, die früher als geheim eingestuft worden waren, öffentlich. Der Freedom of Information Act (FOI) eröffnet den Bürgern den Zugang zu diesen und anderen Behördendokumenten.
So kommt nun auch eine interne Stellenanzeige des Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2006 ans Licht. Die Behörde suchte damals einen Mitarbeiter, der neben anderen Aufgaben für Bürgeranfragen zum Thema Ufos zuständig war. Vier Bewerbungen für den Job gingen ein.
Mit der spannenden Erkundung von aufregenden außerirdischen Erscheinungen à la "Akte X" hatte der Job jedoch nichts zu tun, das Ministerium suchte keinen Agenten Mulder, sondern einen kommunikationserprobten Schreibtischtäter.
Wie die Arbeit tatsächlich ablief, schilderte gut zwei Jahre später der letzte Mitarbeiter der inzwischen geschlossenen Ufo-Meldestelle: "Für den Fall, dass ich über Weihnachten im Lotto gewinne oder von einem Bus überfahren werde, ist es wohl hilfreich, wenn ich ein paar Details über die Arbeit der Ufo-Meldestelle aufschreibe, die über die tägliche Routine hinausgehen - welche wirklich simpel ist", fängt die launige Zusammenfassung an.
Im Jahr gebe es mindestens hundert Anfragen zum Thema Ufos. Seit ein großer Teil der Informationen öffentlich sei, könne man den Großteil jedoch schnell beantworten: mit dem Hinweis auf die Webseite.
Gesichtslose in silbernen Anzügen
Zu den regelmäßigen Ufo-Sichtungen, die Bürger bei der Behörde meldeten, schreibt der Beamte: "Menschen sehen häufig etwas am Himmel, das sie nicht erklären können. Manchmal melden sie es, weil sie eben denken, das Ministerium könne das Rätsel lösen." Aber: Es sei nicht Aufgabe des Hauses, jedes Ereignis aufzuklären, das berichtet wird - und man hätte auch gar nicht die Ressourcen dafür.
So will etwa eine Hotelbesitzerin in Wales im Jahr 1977 ein kuppelförmiges Objekt erblickt haben, das hinter ihrem Hotel auf die Erde stürzte. Anschließend sollen zwei große, in silberne Anzüge gekleidete und gesichtslose Humanoide ausgestiegen sein, sie hätten Messungen vorgenommen. Die Behörde vermutete in diesem Fall einen Streich. In einer Ölraffinerie in der Nähe hätte man silberne Anzüge verwendet - und solch ein Kleidungsstück sei kurz vor dem vermeintlichen Alien-Besuch auch im Schaufenster eines Ladens zu sehen gewesen.
Im August 1992 berichteten zwei Männer, dass sie ein Ufo über der A70 in Schottland gesehen hätten. Dieses habe einen Vorhang aus Licht über die Straße geworfen. Eine spätere Hypnosesitzung endete mit dem Ergebnis, die beiden seien von Außerirdischen entführt worden. Dazu kommen zahlreiche mal runde, mal eckige, mal bunt blinkende Flugobjekte, die so über Großbritannien geschwebt sein sollen.
"Nicht unsere Aufgabe, jedes Ereignis aufzuklären"
Der Ufo-Beauftragte des Verteidigungsministeriums macht die Haltung seiner Behörde zu fliegenden Untertassen und Außerirdischen deutlich: "Wir haben keinerlei Beweise, dass Aliens oder fremde Raumschiffe die Erde besucht haben." Allerdings sei das Universum sehr groß und die Menschheit hätte erst einen winzigen Teil davon erkundet, so dass man die Existenz von außerirdischem Leben nicht ausschließen könne. "Wir bleiben beim Thema also aufgeschlossen", schreibt er. Seine Behörde soll zwischen 1950 und 2009 mehr als 10.000 Ufo-Sichtungen untersucht haben, also alle zwei Tage eine. In 95 Prozent der Fälle fand sich eine Erklärung für das gesichtete Phänomen.
Der Mitarbeiter liefert einen kleinen Leitfaden, um bei solchen Sichtungen Prioritäten zu setzen. Was sehr viele Menschen beobachtet hätten, könne man genauer untersuchen, indem man andere Behörden und das Militär frage, ob die Informationen zum Vorfall hätten. Besonders glaubwürdige Zeugen konnten auch eher darauf hoffen, dass bei ihren Sichtungen nachgeforscht wird. Dazu zählten neben Piloten auch Polizisten.
ANZEIGEEin besonderes Augenmerk richtet der Mitarbeiter auf das Verhältnis zu Ufologen. "Das Verteidigungsministerium versucht, Verbindungen zu bestimmten Lobbygruppen oder Personen zu vermeiden, da solch eine Initiative bloß die Vermutung aufrechterhalten würde, dass sich die Behörde mehr für das Thema interessiert, als es tatsächlich der Fall ist."
Das Ministerium, so schreibt der Mann ganz deutlich, habe keine Ufo-Spezialisten - am ehesten treffe die Bezeichnung auf ihn selbst zu. Aber der Schwerpunkt seiner Arbeit liege bei der Kommunikation mit Bürgern. Und obwohl er natürlich mit der Zeit einiges Wissen über Ufo-Sichtungen gesammelt habe, sei seine bevorzugte Informationsquelle immer noch: das Internet.
2009 wurde der Job übrigens ersatzlos gestrichen: Das Budget von 50.000 Pfund könne man besser für Dinge verwenden, die für die Verteidigung des Landes relevant seien.
Quelle: Spiegel Online / Link:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/britische-ufo-akten-enthalten-stellenanzeige-und-jobbeschreibung-a-843964.html