Area 51
02.04.2019 um 12:26
++ Blogbeitrag zu meinem Besuch der Area 51 ++
Ankunft am Ziel. Wobei, nein. Ich muss vorher anfangen. Ungefähr 30 Minuten vorher, als ich mich an die Seite gestellt habe, um zu prüfen, ob meine Reifen noch alle intakt waren.
Und ja - was prüft man da so, als Laie? Keine Ahnung. Habe einfach mal auf allen vier Reifen ein wenig rumgedrückt und gefühlt, ob sich irgendetwas anders anfühlen würde. Tat es nicht. Kleine Erleichterung, denn seit ungefähr 30 Minuten habe ich keine Menschenseele mehr hier in der Wüste entdecken können.
Eben - auf dem anderen Highway - war viel los. Da gab es dauernd Lastwagen auf der anderen Seite... aber jetzt hier? Auf dem „Extraterrestrial Highway“? Niemand, weit und breit. Bis auf eine Dame. Die an mir vorbeifuhr und mich da stehen sah. Vielleicht ist ihr mein ahnungsloser Blick aufgefallen (wie gesagt; von Reifen und so verstehe ich nur Bahnhof)...
... aber sie fragte mich mit heruntergelassenen Scheiben, ob alles okay sei. „Ja“, und ich bedankte mich. Fand das nett. Hier in der Wüste hilft man sich wohl gegenseitig.
Ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und fragte sie, wo die Area 51 sei, das Eingangstor. Das „Gate“. Sie meinte, ich müsse ungefähr 4 Minuten wieder in die andere Richtung zurückfahren und beim Stoppschild rechts reinfahren, auf den Schotterweg.
Aber vorsichtig sein sollte ich. Bloß nicht hinter die Schilder treten. Ich bedankte mich abermals und folgte ihren Wegweisungen bis zum Stoppschild - und bog rechts ab.
Schotterweg. Links und rechts einfach nur... nichts. Bis auf Kakteen (oder so?) und kleine Büsche. Beeindruckende Landschaft.
Ich folge dem Weg weiter und unter mir (oder besser gesagt: unter dem Auto) ploppen die Steinchen an die Karosserie. Ich habe alle paar Sekunden den Impuls, einfach um zu drehen, weil ich Angst habe, das Auto kaputt zu machen mit meiner
Off-Road-Einlage. Aber jetzt umkehren? Nein, wenn schon, denn schon. Also fahre ich weiter. Die Sonne geht übrigens langsam unter, es ist knapp nach 18:00 Uhr.
Nach geschlagenen 20 Minuten der Ungewissheit (noch immer weiß ich nicht, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg bin), komme ich an einen Hügel. Und da - was seh‘ ich da? In der Ferne?
Einen weißen Jeep. Und das war der Augenblick, an dem ich mich in dieser unendlichen Weite nicht mehr allein fühlte. Aber nicht auf eine beruhigende Art und Weise, sondern eher im Gegenteil. Ich wusste, dass ich meinem Ziel näher gekommen war. Und ich spürte, dass mein Besuch allerhöchstens geduldet werden würde. Von hier aus kann es ja nicht mehr weit sein, also fahre ich weiter.
Den Hügel habe ich überquert und nun geht es erneut in eine Kuhle... und dann nach rechts. Und da ist es... das „Front Gate“. Genau genommen ist da gar kein „Gate“, sondern... einfach eine Linie und Schilder links und rechts. Auf denen dick und fett „WARNING“ steht. Und rechts oben? Ah, da ist er. Der weiße Jeep auf dem Hügel!
Ich bleibe vor der „Grenze“ stehen und bekomme ein Gefühl der Beklemmung. Es ist keine Angst im Sinne von Panik, aber ich fühle mich unwohl und ich habe Respekt vor der Situation. Hinter der Linie erkenne ich, in ungefähr 15 m Abstand, eine sehr große Videokamera. Werde ich gerade beobachtet? Filmt mich die Kamera? Setzen sich gerade bereits Wachposten in Bewegung und werde mich hier gleich wegscheuchen? Und was ist mit dem Jeep oben rechts? Beobachtet mich der Insasse auch?
Kleiner Zeitsprung zwischendurch: mittlerweile bin ich mir gar nicht sicher, ob in dem Auto wirklich ein Mensch sitzt. Aber dazu später noch mal.
Ich stehe also da vor der Grenze, fühle mich beobachtet und schaue mich um. Auf dem Hügel links neben mir (die Situation ist tatsächlich so, dass ich mich von Hügeln „eingekesselt“ fühle) erspähe ich zwei weitere..... Kameras?!? Ich bin mir nicht sicher. Die Teile sehen nicht wirklich professionell aus, aber sie erhöhen dennoch meinen Respekt. Ich parke mein Auto ein paar Meter rechts neben der Grenze in einer „Einfahrt“, die zu einem Weg hoch auf den Hügel führt. Und bleibe im Auto sitzen. Was passiert jetzt wohl? Wird der Jeep sich oben auf dem Hügel in Bewegung setzen? Noch immer erwarte ich, dass ich bald vertrieben werden.
Aber es tut sich nichts. Nach geschlagenen fünf oder 6 Minuten (klingt nicht viel, war in der Situation aber eine Ewigkeit) akklimatisiere ich mich ein wenig und wage es, die Fahrertür aufzumachen.
Nach weiteren 2 Minuten des Wartens setze ich einen Fuß nach draußen und steige aus. Da stehe ich nun. Und fühle mich ehrlicherweise beinah schon „zum Abschuss freigegeben“.
Sind die Kameras auf dem Hügel vielleicht Selbstschussanlagen? Vielleicht sollte ich mich nicht zu hastig bewegen. Ich schaue mich wieder um. Es ist ein wirklich seltsames Gefühl, ich fühle mich beobachtet, gleichzeitig spüre ich aber auch, dass ich hier irgendwie alleine bin. Wären wir 100 km weiter südlich, in Las Vegas, hätte mich der Mensch im Jeep wahrscheinlich direkt begrüßt oder zumindest sonst wie angesprochen. Es ist wie unheimlich, dass er sich nicht regt.
Ich gehe ein paar Meter von meinem Auto weg. Wieder passier nichts. Und auch, als ich den Hügel ein Stück weit nach oben gehe... passiert nichts.
Und dann - SCHOCK.
Mein Smartphone vibriert in meiner Hosentasche.
Blitzschnell fällt mir ein, dass ich seit 2 Stunden keinen Empfang mehr habe...
... es kann also...
... oh je - die werden mir hier doch nicht ernsthaft eine Meldung auf's Smartphone schicken???
Mit klopfendem Herzen ziehe ich mein Smartphone aus der Tasche...
... im Kopf hatte ich die "Katastrophenmeldung", die Apple ja auf alle Smartphones in einer Region spielen kann...
... bestimmt hat das Militär hier Sondergenehmigungen und die Gewalt darüber, alle Smartphones auszuspionieren und auch Meldungen per PUSH-Nachricht zu senden...
... ich ziehe also mein Smartphone aus der Hosentasche, schaue drauf und erwarte eine "LEAVE THIS AREA!"-Meldung oder Ähnliches...
... und entdecke aber nur eine Game-Meldung. "100 neue Kisten, jetzt öffnen!" - na super... Schreck lass nach...
Ich taste mich also immer weiter vor auf den Hügel, bis ich ihn fast ganz erklommen habe. Noch immer habe ich das Gefühl, bald einfach spontan erschossen zu werden.
Ja - Du liest richtig.
Heute (mit einigem Abstand schreibe ich diese Zeilen) weiß ich natürlich, dass das völliger Unsinn ist. Irrational. Als ob da einfach irgendein harmloser Besucher erschossen wird, weil er einen Hügel hoch geht.
Aber das ganze Setting, die Situation, die Atmosphäre dort...
... später im Text werde ich bemerken, dass mein Gefühl hier gar nicht so falsch war...
... als ich plötzlich merke, dass die große Videokamera, die ungefähr 20 Meter hinter der "Grenze" steht, mir folgt.
Ja - die "Linse" der Kamera folgt mir auf Schritt und Tritt, ich gehe den Hügel hoch - und sie "folgt mir". Wow! So einsam (Wüste...) und doch beobachtet habe ich mich noch nie gefühlt.
Jäh werde ich dann aber aus meinen Eindrücken herausgerissen, als plötzlich hinter mir ein weiterer weißer Jeep auftaucht. Er kommt aus der Richtung, aus der ich vor 20 Minuten auch gekommen war - fährt aber den Hügel oben entlang.
Für mich ist das natürlich ein "Warnsignal" und ich gehe schnellen Schrittes zurück in meinen sicheren Hafen... also zu meinem Wagen, der unten auf mich wartet.
Was passiert jetzt?
Der zweite Jeep fährt oben an dem Hügel vorbei und fährt auf den anderen Hügel zu, auf dem der erste weiße Jeep steht.
Dort hält er... scheint sich mit dem ersten Jeep zu besprechen...
... und fährt weiter.
Wichtig zu wissen: Das alles war schwierig zu erkennen. Ich stand ungefähr 500 Meter entfernt...
... ich erwartete jedoch, dass der zweite Jeep nach der kurzen Rücksprache sofort zu mir fahren und mich (im besten Falle freundlich) vertreiben wird.
Das Gefühl kam dem Gefühl gleich, das man in der Schule hatte, wenn man erwischt wurde. Die kleine Zeit zwischen "Wahrnehmung des Lehrers" und "Einschätzung des Lehrers"...
... ich stieg also wieder in mein Auto und war gespannt, ob der Jeep jetzt zu mir fahren würde...
... aber er kam nicht. Stattdessen fuhr er weiter in das Militärgebiet hinein. Ok - scheine ich also keine große Bedrohung darzustellen.
Und ehrlich gesagt hat mich das ein wenig aufatmen lassen.
Ich habe mir dann noch ein bisschen das Gebiet angeschaut. Zählte weitere Kameras oder "Apparate" auf den Wüstenhügeln neben mir. Heute - nach kleiner Recherche - weiß ich, dass das teilweise Infrarotkameras sind. Dass dort Sensoren verbaut sind, die Menschen von Tieren unterscheiden können. Und dass die "Sicherheitsleute" bereits wissen, dass ich mich auf den Weg mache, wenn ich ganz hinten vom Highway auf den Schotterweg abbiege...
... spannend, diese Gegend.
Fand ich auch noch einen Tag später, als ich mit 3 Briten (die ich spontan an einem nahegelegenen Restaurant kennen lernte) erneut zu der Stelle fuhr.
Wir haben uns ebenfalls mehr oder weniger hoch auf den Hügel gewagt... und konnten den weißen Jeep (der erneut dort stand, als hätte er sich im Vergleich zum Vorabend keinen Zentimeter bewegt) ein wenig provozieren, dass er nach vorne fährt und danach wieder zurücksetzt.
Wenig später schaltete er auch sein Licht ein - und dann nach 10 weiteren Minuten wieder aus.
Wir interpretierten das als... "wir haben euch im Blick"-Geste, wobei diese gar nicht mal unfreundlich gemeint sein müsste. Denkbar ist, dass das dort eingesetzte Personal sich darüber freut, Besuchern eine kleine "Show" bieten zu können mit derartigen Einlagen.
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht waren wir wirklich nah dran, die Security dort zu verärgern. Und das Bewegen der Autos, das Licht einschalten und sonstige Phänomene wurden gezielt dazu eingesetzt, uns zu signalisieren: "Ihr könnt hier stehen - aber ihr müsst euch irgendwann wieder weg."
Anfügen möchte ich noch - das hatte ich vorhin offen gelassen - dass einer der Briten, mit dem wir das Terrain ein wenig bestiegen - ebenfalls die Sorge davor hatte, einfach so "erschossen" werden zu können.
Es war also nicht nur mein Gefühl - auch er hatte den Eindruck, dass wir hier ein Gebiet besuchen, für das wir nicht wirklich autorisiert waren.
Besucher sind geduldet - aber eben nur auf Zeit.
War auf jeden Fall spannend und ich kann's nur empfehlen.
Schreibt mir gerne bei Fragen.
Grüße!