Der Film "Die Delegation" von Rainer Erler, seit Jahren nicht mehr im Programm, wirdam 20 März 2005 um 23.35 von Arte gesendet. Ganz überraschend. Vielleicht ein allerletzteMal. (ARTE-Themenabend: "Besuch aus dem All") Entstanden ist er 1969/70 mit Walter Kohutin der Hauptrolle. "Die Delegation" wurde mit der Goldenen Kamera 1971 und dem Prädikat"Kultfilm" ausgezeichnet.
Ein Fernsehreporter wird in der Nähe von Los Angelestot in seinem Wagen aufgefunden. Aus diesem Anlass zeichnet das Fernsehmagazin, für daser gearbeitet hat, anhand der im Auto gefundenen Dokumente (Filme, Fotos, Soundtrackseines Tagebuchs und Home Video) seinen beruflichen Werdegang nach. Der von Natur aussehr skeptische und rationale Journalist hatte begonnen, recht zynische Reportagen überAußerirdische und mögliche Kontakte mit ihnen zu drehen. Dabei mokierte er sich überUfologen und andere Leichtgläubige, die sich mit solchem "Humbug" beschäftigen. Dochplötzlich vermeinte er selber immer untrüglichere Zeichen für eine Kontaktaufnahme durchAußerirdische wahrzunehmen. Schlagartig veränderten sich seine Weltanschauung und seinLeben. Überzeugt davon, ein großes Thema gefunden zu haben, forschte er nun seinerseitsden Außerirdischen nach. Er verlor seine Stelle beim Fernsehen, wurde verfolgt undverfemt.
Die geschickte Mischung aus Archivmaterial, Fiktion, Studiodrehs undnachgestellten Szenen ist angesiedelt zwischen futuristischer Projektion undstaatsbürgerlich motivierter Kritik. Der ebenso spektakuläre wie tiefgründige Filmbehandelt sein Thema vorurteilslos und ohne Effekthascherei. Er hält unserer eigenenGesellschaft den Spiegel vor und regt zum Nachdenken darüber an, dass wir vielleichtnicht die einzigen Bewohner des Kosmos sind. Die ihrer Zeit vorauseilende Doku-Fiktionzeigt nicht nur die Manipulationskraft der Bilder - vor allem des Fernsehens -, sondernauch die Haltung der menschlichen Gesellschaft gegenüber möglichen anderen Zivilisationenim All. Sie zeichnet die Entwicklung der Menschheit kritisch und als sehr unvollkommen:Technischer Fortschritt ohne moralische Qualifizierung verbunden mit einemAlleinvertretungsanspruch der Schöpfung.
In den 70er Jahren rief der Film inDeutschland heftige Reaktionen hervor, da ein Großteil der Zuschauer ihn als authentischeReportage verstand. Dasselbe Schicksal widerfuhr der fiktiven Hörfunk-Reportage von OrsonWelles über die Ankunft der Marsbewohner und kürzlich William Karels Dokumentation"Kubrick, Nixon und der Mann im Mond". Regisseur und Autor Rainer Erler kreierte damalsdas Untergenre des futuristischen "Science-Thrillers". Filme dieser Art erwiesen sich oftals visionär und immer als zivilisationskritisch. Für "Die Delegation" wurde Erler mitder Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Das "Lexikon des Internationalen Films"schreibt: "Ein interessanter, unterhaltsamer Fernsehfilm, der zum Thema Ufos selbst keineStellung bezieht, umso wirkungsvoller jedoch einen verstörenden Schwebezustandheraufbeschwört."
Und in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" meinte MichaelSchwarze: "Erler bebildert (...) Ängste (...), holt sie aus dem Bereich des Unbewussten.Filme wie diese nützen die genuinen Möglichkeiten der Kunst, Mögliches so präziseauszumalen, dass es für Menschen den Charakter des Wirklichen erhält. Sozusagenspielerisch können Zuschauer so Situationen antizipieren, Entscheidungen simulieren, dieihnen die Wirklichkeit später einmal abverlangen mag. Wer diese Möglichkeit mitgeharnischten Protesten beschneiden will, sperrt die Fiktion in das Hier und Heute einund macht sie überflüssig."
Darsteller: Walter Kohut (Will Roczinsky)
Buch:Rainer Erler
Musik: Eberhard Schöner
Regie: Rainer Erler
Direkt beiARTE:
http://www.arte-tv.com/de/programm/242,date=20/03/2005.htmlhttp://www.arte-tv.com/de/woche/244,broadcastingNum=466245,day=2,week=12,year=2005.htmlQuelle
http://www.phantastik-news.de/modules.php?name=News&file=article&sid=6181984