Warum Ufos nicht zugegeben werden können
19.01.2006 um 18:54
Rezensentin/Rezensent: osiris aus Kairo
„Wie gelangten die Pharaonen bereits vor 5000 Jahren an die Hochtechnologie des 21.Jahrhunderts?" - Diese Frage stellt uns der Klappentext des neuen Buches „Verbotene Ägyptologie" von Erdogan Ercivan. Die Antwort ist ganz einfach: Man recycelt Theorien von Däniken, Hancock, Sitchin usw., die schon längst wiederlegt sind, versucht mit doppeldeutigen Sätzen den Leser in die Irre zu führen, erfindet Funde und Tatsachen oder verwendet Magazine wie Coupè als Quelle für archäologische Entdeckungen.
Möchte uns der Autor also für dumm verkaufen?
Das Buch findet folgende „neue Erkentnisse" heraus:
1.Die ägyptische Kultur, sowie die anderen Zivilisatione sind viel älter
2.Sie verfügten über Technologie und Wissen des 21.Jahrhunderts
Das Wissen stammt von Außerirdischen, wahrscheinlich von Bewohnern des Sirius
3.Die Ägyptologie weiß das alles, verschweigt es aber der Öffentlichkeit
Zu1.)
Wie kommt Ercivan auf die Idee, dass die ägyptische Hochkultur älter ist? Nun, er nimmt einen Satz des griechischen Geschichtschreibers Herodot heraus, der aussagt, dass es das ägyptische Reich seit über 11.000 Jahre gibt. Doch Erdogan übersieht (absichtlich?) den Grund für die Altersangabe: Herodot kannte die Anzahl der ägyptischen Oberpriester (340). Nun hat sich aber dieser Historiker zur der Vermutung verleiten lassen, dass es pro Jahrhundert nur drei Hohepriester gab, was aber sicherlich falsch ist. Denn der „Verbrauch" z.B. von Päpsten (die mit den Oberpriestern vergleichbar sind) ist höher als drei Stück in 100 Jahren.
Weshalb sagt uns das der Autor nicht?
Zusätzlich führt Erdogan noch die Schätzungen gewisser Ägyptologen, wie z.B. Petrie, über das Alter des Pharaonenereiches auf. Doch wieder erwähnt EE (=Erdogan Ercivan) den Grund für die Angaben (wie z.B. 5000 v. Chr.) nicht. Diesen Ägyptologen standen damals noch nicht die Möglichkeiten der C-14 Probe, also der Datierung biologischer Überreste, offen.
Möchte uns der Autor etwa was verheimlichen?
Natürlich holt EE sich auch „professionelle" Hilfe: Den Pseudowissenschaftler John Anthony West, Fan von Hancock und Bauval, führt er als Experten auf. Dann zitiert er einen Satz von diesem Menschen (dass die Ägypter den Höchststand ihrer Kultur am Anfang hatten, und danach immer primitiver wurden), den er dann ohne Kommentar als Tatsache verwendet.
Und so etwas ist dann Bestandteil einer Argumentation!
Irgendwann hat dann Erdogan Ercivan, dank seiner großartigen Intuition, herausgefunden, dass sich die Schöpfungsgeschichten des Nahen Ostens ähneln. Dann stellt er sich die Frage warum das so ist. Natürlich kommt er nicht auf die Idee, dass das daran liegt, dass diese Völker Nachbarn waren.
Warum weigert sich dieser Mensch zu denken?
Eine seiner Meisterleistung ist ihm mit El-Hosh gelungen In seinem Buch schreibt er, dass dort ein fast 9000 Jahre alter Tempel sowie zahlreiche Petroglyphen existieren. Die Petroglyphen existieren, doch handelt es sich um relativ einfache Ritzzeichnungen, nicht um die Zeichen einer (außer-) irdischen Hochkultur. Vom Tempel lässt sich nichts finden, der Autor antwortet auf dieses Thema nicht.
Hat er den Tempel also frei erfunden?
Zu2.)
Wozu sind laut unserem Experten Erdogan Ercivan die Fahnesntangen der ägyptischen Tempel da? Natürlich - Blitzableiter!
Und natürlich müssen auch wieder die Glühbirnen von Dendera herhalten (S.105). Obwohl Erdogan genau weiß, dass die Glühbirnen aus Gold, und nicht aus Glas sind, verschweigt er das seinen Lesern.
Und auch der Sethostempel mit seinen „rätselhaften" Schriftzeichen wird wiederverwendet, obwohl Erdogan auch die wahre Bedeutung der Schriftzeichen bekannt sein müßte.
Macht er das eigentlich absichtlich?
Und auch das Osireion muß wieder dran glauben. Wie bereits Hancock versucht er den Tempel einer verschollenen Hochkultur zuordnen. Das macht er, indem er alte ägyptische Inschriften zitiert, die aussagen, daß der Tempel nur eine Erneuerung des alten Osiristempel ist. Hätte Erdogan nur einmal mit Dr. Dreyer vom Deutschen Archäologischen Institut gesprochen hätte er erfahren, dass die Ägypter einfach glaubten, dass in Abydos Osiris begraben liegt. Die antiken Ägypter führten bereits Ausgrabungen durch, um es zu finden. Der Tempel, ein symbolisches Osirisgrab, soll natürlich das echte Grab darstellen. Deshalb haben die Erbauer den Neubau nur als „Restauration" bezeichnet.
Auf Seite 112 informiert EE über den Fund der ältesten Schriftzeichen in Ägypten. Im nächsten Satz erwähnt er 9000Jahre alte Felszeichnung bei Kairo so, dass der Eindruck entsteht, dass es sich um Schriftzeichen handelt, was ebr nicht der Fall ist.
Ein wunderbares altägyptisches Bild, daß Arbeiter beim Schmelzen von Kupfer darstellt,bettet er so geschickt in einen mehrseitigen Text über Kentnisse der Radioaktiviät der Antike ein, so dass der Eindruck entsteht, dass das Bild etwas mit „strahlenden" (radiokativen) Material zu tun hat. Darauf angesprochen leugnete er aber, dass das Bild etwas mit Radioaktivität zu tun hat.
Weshalb fügt er das Bild also ein?
Zu3.)
Die letzten Seiten des Buches sind den Monumenten in Gizeh gewidmet. Nach dem Wiederkauen von „Rätseln" wie das Alter der Sphinx, Inschriften in der Cheopspyramide, astronomische Ausrichtung der Anlage etc., kommt der Höhepunkt des Buches:
Die große Sensation, auf dem Umschlag des Buches angekündigt, ist, dass man Kammern in der Cheopspyramide und unterm Sphinx bereits entdeckt hat und der Öffentlichkeit verheimlicht.
Woher bezieht der Autor diese Informationen? In Falle der Kammern unter der Cheopspyramide verlässt er sich auf das Magazin Coupè. Spätesten dort muss jeder gemerkt haben, dass es der Autor nicht ernst meint. In der Zeitung gab es einen Artikel von einem Dr. Berner, den es in Wirklichkeit nicht gibt (was auch der Autor weiß), über 200 Kammern mit Pergamentrollen.
Tja, und bei der Sphinx beruht im Buch alles auf Untersuchungen, die angeblich zwischen 1998 und 1999 durchgeführt wurden, und ein unterirdisches Labyrinth belegten. Doch eine Quelle ist nicht genannt.
Auch „Das Rätsel von KV55" erwähnt er, fällt aber wie ein hilfloser Laie auf die Presse herein, anstatt sich bei dem Ägyptischen Museum seines Wohnortes Berlin zu informieren.(S95)
Fehlend Recherche:
Er übersetzt den Begriff des Wortes „Jetru-Neter" mit „Lichtentfernung" (S90)
Aber „Neter" heißt „Gott". „Jetru" ist eine Maßeinheit von ca.10,5km. Also ist „Jetru-Neter" eine „Göttliche Entfernung".
Warum übersetzt er das also nicht?
Ein typischer Fall von Abschreiben war auch der Fall von verstrahlten Mumien, die bereits Däniken erwähnt.
Das Bild auf Seite 264 ist ebenfalls in vielen PS-Büchern behandelt worden
Logik von EE:
-Der Riese Og hatte ein Bett von 4 x 1,8 Meter. Erdogan folgert daraus, dass der Gigant genau diese Größe hatte.
Kleine Fehler des Autoren:
-Auf Seite 175 erwähnt er den Heiligen Cornelius. Laut EE lebte er im 3.Jahrhundert vor Christus, dabei war es das dritte Jahrhunder nach Christus.
-Auf Seite 261 hat er das falsche Bild abgedruckt: Anstatt einer dreiblättrigen Blume sieht man die ägyptische Hieroglyphe für Stadt
Das Buch ist also eine Mischung aus Abgeschriebenen, längst Behandeltem, Unterschlagen und Auslassen von Informationen, Verdrehen von Tatsachen, sowie absichtliche Irreführung des Lesers. Auch die Recherchen die Erdogan Ercivan betrieben hat sind mehr als mangelhaft. Alleine die Schriftstellerische Leistung ist an diesem Buch zu loben. --Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels..
Die Staaten blühen nur, wenn entweder Philosophen herrschen oder die Herrscher philosophieren.
Die schlimmste Art der Ungerechtigkeit ist die vorgespielte Gerechtigkeit.
- Platon -