Die Annunaki - unsere Väter, Götter & Aliens
14.08.2009 um 09:23http://www.mysteria3000.de/wp/?p=222
Zum Originaltext
Um nun zu überprüfen, in wie weit Leslie die Zitate richtig aus der Mahabharata übernommen hat – und ob der Text der Mahabharata überhaupt eine “moderne” Interpretation zulässt, muss man einen Einblick in die Originalquellen gewinnen. Hier hilft die Zusammenfassung von Biren Roy [9] weiter. Seine Kurzfassungen der einzelnen Kapitel ermöglichen einen Überblick darüber, wo die Zitate zu finden sein könnten, denn die Angaben in der grenzwissenschaftlichen Literatur ändern sich von Autor zu Autor.
Um aber wirklich argumentieren zu können, ist es unerlässlich sich die Mammutübersetzung der Mahabharata von Kisari Mohan Ganguli näher anzusehen. [10] Die Mahabharata umfasst in der Ausgabe von Ganguli insgesamt 12 Bücher, in denen die 18 Kapitel des indischen Nationalepos wiedergegeben sind. Die Übersetzung Gangulis entspricht der des in den meisten Quellen angegebenen Herausgebers Pratap Chandra Roy von 1896.
Durch das Quellenstudium findet man nach und nach alle Elemente, die in die bekannten “Atombombenzitate” eingeflossen sind und zwar im Drona Parva und im Mausala Parva, den Kapiteln 7 und 16 der Mahabharata. Und man stellt schnell fest, dass die meisten Sätze durch Desmond Leslie zwar richtig zitiert aber dabei aus dem eigentlichen Zusammenhang gerissen wurden. Die Texte, die man bei Charles Berlitz und Erich von Däniken nachlesen kann, existieren in dieser Form nicht.
Also doch alles nur eine geschickt inszenierte Illusion?
Licht von tausend Sonnen und der gigantische Todesbote
Laut Berlitz und Co. wird im Mausala Parva die Zerstörung der Stadt Dwaraka durch den Einsatz einer Atombombe geschildert. Das Zitat zu Beginn dieses Artikels bezieht sich darauf. Nur liest sich bei Ganguli die Geschichte ein wenig anders. Zwar kommen fast alle Elemente der Zitate in den ersten beiden Sektionen des Mausala Parva vor, aber der Zusammenhang ergibt ein anderes Bild. So ist beispielsweise der “eiserne Donnerkeil” schon längst zerstört (Sektion 1) [11], als die Stadt Dwaraka im Meer versinkt (Sektion 7) [12]. Und der letzte Satz des Berlitz-Zitates stammt gar nicht erst aus dem 16. Buch der Mahabharata, sondern aus dem Drona Parva. [13]
Zwei Elemente aus dem Berlitz-Zitat muss man sich ein wenig genauer ansehen. Zum einen das Licht, das “heller als zehntausend Sonnen” ist, zum anderen den “gigantischen Todesbringer”. Denn beide spielen eine große Rolle in der hinduistischen Glaubenswelt. Desmond Leslie hat das erste Element keinem Kapital der Mahabharata zugeordnet. Im Gegensatz zum “gigantischen Todesbringer” kommt es im Mausala Parva nicht vor.
Aber es war dennoch nicht allzu schwer, die Spur aufzunehmen. 1962 veröffentlichte der österreichische Wissenschaftsjournalist Robert Jungk seine mehrjährige Forschungsarbeit über die Entwicklung der ersten Atombomben. Der Titel des Buches: ‘Heller als tausend Sonnen’. Im 12. Kapitel berichtet Jungk, wie Dr. Robert Oppenheimer (der damalige Direktor der Los Alamos-Laboratorien) und Leiter des “Manhattan-Projektes”) vom ersten Atombombentest im Juli 1945 so beeindruckt war, dass ihm mehrere Zitate aus der Bhagavad Gita in den Sinn kamen. [14]
Unter anderem folgendes:
“Wenn das Licht von 1000 Sonnen am Himmel plötzlich bräche hervor zur gleichen Zeit das wäre gleich dem Glanze dieses Herrlichen…”
Nachlesen kann man dies im 11. Gesang des Bhagavad Gita, die irgendwann in das Mahabharata ins Bhisma Parva aufgenommen wurde. Das Zitat darf aber nicht für sich allein betrachtet werden, denn beschrieben wird, wie sich Arjuna die wahre Gestalt des Gottes Krsna zeigt. Die Gestalt Krsnas symbolisiert ein bekanntes Element des Hinduismus das “kosmische Feuer” am Ende eines Weltzeitalters.
Charles Berlitz ist die Aussage von Dr. Oppenheimer bekannt, er baut sie in seinem Buch ‘Weltuntergang 1999′ sogar in seine Argumentation mit ein. [15]
“Der gigantische Todesbote”, den man im Mausala Parva findet, bezieht sich ebenfalls auf dasselbe hinduistische Motiv. Er steht in der Bhagavad Gita nur wenige Verse nach dem “Licht der tausend Sonnen”. Manche Übersetzer interpretieren den Todesboten als die “Zeit, welche die Welt zerstört”. Eine Überlegung, die gut zu den Zusammenhängen im Mahabharata passt.
“Atombomben” scheinen zumindest im Mausala Parva nicht beschrieben zu sein. Das Drona Parva, in dem die große, zentrale Schlacht des Mahabharata geschildert wird, bietet hier schon mehr Ansatzpunkte für eine “moderne Interpretation”.
Denn manche Eigenschaften der göttlichen Waffen Narayana und der Agneya hören sich tatsächlich “modern” an. Allerdings hat niemand bisher genauere Untersuchungen vorgenommen, man verließ sich auf die Zitate anderer Autoren und die Kraft eigener Spekulationen. Die einzige Ausnahme stellt das streitbare Buch ‘Die Wirklichkeit der Götter’ von Lutz Gentes dar auch er vermutet eine moderne Waffentechnologie im alten Indien. Von den herkömmlichen “Atombombenzitaten”, wie sie seit Leslie durch die “phantastische” Literatur geistern, will aber auch er nichts wissen.
Bevor man über einen antiken Atomkrieg in Indien spekuliert, sollte man sich ans Quellenstudium machen, und versuchen, den wahren Sinn der Texte zu verstehen. Denn noch verschmelzen die Science-Fiction-Spekulationen nicht mit der Realität.