@continuum Was das Niveau von Mathematik in schriftloser Kultur betrifft, so gibt es eigens den Forschungszweig der Ethnomathematik. Die Spektrum der Wissenschaft hat vor acht Jahren mal ein Sonderheft hierzu herausgegeben, also populärwissenschaftlich-verständlich. Das Heft kann ich Dir nur empfehlen, man kann es online erwerben, aber auch über größere Kioske, z.B. an Bahnhöfen, direkt erwerben. Bzw. dort auch bestellen.
Schriftlose Kulturen können durchaus ein immenses Wissen nicht nur aneignen, sondern auch weitergeben. Die Fähigkeit, vieles nur über Erinnerung und Repetition zu behalten und weiterzugeben, ist bei Schriftlosen oft besser trainiert als bei Menschen, die sich darauf verlassen, etwas Gehörtes auch wieder nachlesen zu können.
Schrift entstand nicht (zumeist jedenfalls), um dauerhaftes Wissen dauerhaft zu erhalten, sondern um ständig wechselnde Zahlen zufälliger Wertezu merken. Also wenn die Verwaltung einer Stadt die monatlichen Abgaben festhalten und nicht den Überblick verlieren will, welcher Bauer von welchem Produkt wie viel abgegeben hat (und wessen Abgaben noch ausstehen). Das ist kein Wissen einer Kultur, das braucht man aus praktischen Gründen, aber schon im nächsten Monat sind die Zahlen nicht mehr wichtig, da müssen andere Zahlen erfaßt werden.
Pertti