Roydiga schrieb:Indem man die ganze Galaxie kolonisiert, wäre zwangsläufig auch Kolonialismus auf bewohnbaren Planeten wie der Erde gegeben.
Wenn man dabei nur die unbewohnten Planeten nimmt, dann nicht. Und bei "unbewohnt" kann man sich sogar auf "unbelebt" beschränken.
Selbst wenn Du das so siehst, wie kannst Du es anderen vorwerfen? Erinnere Dich:
Roydiga schrieb:Wieso glaubt man eigentlich, dass der einzig logische Schritt einer weit entwickelten Spezies der ist, dass diese ihr Planetensystem kolonialisieren würde?
Jene "man" halten es aber gar nicht für den einzigen logischen Schritt, daß Kolonisierung auf Kolonialisierung hinauslaufen müsse. Das siehst Du so.
Jedenfalls behauptest Du es jetzt. Denn wie gesagt, abgesehen von der Vokabel "kolon
ialisieren" deutet nichts in Deinem EP auf Kolonialismus hin, aber alles auf schlichtes Kolonisieren. Weswegen ich meine Zweifel habe, daß Du tatsächlich von Anfang an auf Kolonialismus abgeho
Roydiga schrieb:Da man jedoch ein Planetensystem kolonisieren als auch kolonialisieren kann
Kann heißt eben nicht
Roydiga schrieb:Indem man die ganze Galaxie kolonisiert, wäre zwangsläufig auch Kolonialismus auf bewohnbaren Planeten wie der Erde gegeben.
Roydiga schrieb:Bei dir kam es rüber als hätte ich ein Wort benutzt, was es nicht gibt.
Auf diese Bedeutung mußt Du meinen Satz schon festlegen. Bei einem "Es heißt nicht Bänke, sondern Banken" hättest Du problemlos auf die andere Bedeutung getippt, die solch eine Formulierung genauso haben kann, eben daß es zwar den Plural Bänke durchaus gibt, er aber nur für gleichnamige Sitzgelegenheit gilt, nicht für Geldinstitute. Hätte Dir jemand gesagt "der meint, daß es den Plural Bänke gar nicht gibt", hättest Du sicher widersprochen. Diese Satzinterpretation wäre Dir also gar nicht erst in den Sinn gekommen.
Es liegt also nicht an der Satzformulierung "es heißt nicht A, sondern B", daß es "bei mir so rüberkam". Vielmehr kam es "bei
Dir" so rüber.
Roydiga schrieb:Außerirdische könnten zB den Mars kolonisieren und von da aus die Erde kolonialisieren, daher verstehe ich die Diskussion nicht so ganz.
Weil Du nicht nur anfangs den Unterschied zwischen Kolonisieren und Kolonialisieren nicht kanntest, sondern jetzt auch nicht den Unterschied zwischen Könnte und zwangsläufig.
Roydiga schrieb:Ebenso mit der Ameisenmetapher. Keine Ahnung, wieso du dich an Kleinigkeiten so aufhängst
Weil Du von diesen Kleinigkeiten weitreichende Sachen ableites
Roydiga schrieb:Wir Menschen schauen dabei zu wie Völker sich bekriegen und greifen nicht ein
Das ist nicht durchweg so. Es gibt durchaus Protestnoten, Embargos, ja sogar militärische Interventionen. Das Verhalten der Menschheit in solch einem Fall ist alles andere als einheitlich - und dabei sind wir ein und die selbe Spezies. Die sogar versucht, alle Staaten auf einheitliche Vorgehensweise zu trimmen! Du aber gehst einfach mal davon aus, daß selbst die unterschiedlichsten Alienspezies alle die selbe Schiene fahren würden. Wie unsinnig ist das denn!
Roydiga schrieb:Wir benutzen Tiere für Experimente und beobachten ihr Verhalten, dabei ist uns der ethische Aspekt völlig egal.
Ich habe noch nicht gehört, daß irgendein Staat sich offiziell irgendwelche Eingeborenen auf Steinzeitniveau einfängt, um mit ihnen solche Experimente auszuführen. Auch wenn es Extremfälle gibt (Mengele), die Regel ist das nicht. Bei aller Distanz, die Menschen zwischen "Hochkultur" und "primitiv" erkennen, so gibt es selbst bei uns eine grundlegende Grenze, und ein "wie Ameisen betrachten und behandeln" ist allenfalls Ausnahme. Eine, die von den allermeisten als "unmenschlich" bewertewird.
Roydiga schrieb:Bei all dem Fortschritt sind wir gerade am Anfang der technologischen Entwicklung. Man müsste nur überlegen, was möglich wäre in einer Million Jahren von heute an
Also das kann auch die Menschheit in einer Million Jahren von sich sagen. Auch Alienspezies können das.
Dennoch haben wir ein Gespür dafür, was ein "Kulturwesen" ist, ein Gespür für alles, das "nicht mehr Tier" ist. Und dieses Gespür spreche ich auch denen nicht ab, die sogar noch weiter als wir auf dem Weg der Erkenntnis vorangeschritten sind. Die werden das eher umso besser erkennen können als wir, was "Ameise" ist und was "intelligente Spezies". Und auch den Unterschied zu verstehen, was "intelligente Spezies" meint und was "der Kulturstand, auf dem die sich gerade befindet," ist.
Roydiga schrieb:Den meisten Menschen fällt es sogar schwer sich die vierte Dimension vorzustellen. Wir sind noch viel zu limitiert als Spezies.
Das ist aber eine Frage des limitierten Erkenntnisstandes, im Ernstfall eine des limitierten Einsatzes unseres Denkorgans. Nicht aber eine unseres limitierten Denkvermögens. Es ist doch bezeichnend, daß unser Gehirn seit rund 200.000 Jahren praktisch gleich geblieben ist (wäre es anders, müßte es unter den heutigen Menschen bereits regional genetische Unterschiede des Denkvermögens in der Menschheit geben, und das wäre nebenbei gesagt Rassismus). Dennoch stößt unser Gehirn bis heute nicht an sein Limit; die Innovationen pro Zeitabschnitt nehmen sogar noch immer zu, und zwar immer schneller. Stünden wir kurz vor unserem Limit, sollten die weiteren Innovationen immer spärlicher tröpfeln. Wir werden bis heute und auf unabsehbare Zeit nicht von unserem Denkvermögen limitiert, sondern nur von unserem Kenntnisstand.
Und das ist erst recht "den Höhern" klar. Nichts also, daß sie uns nicht als "ihresgleichen" erkennen lä.
Roydiga schrieb:Vielleicht sind wir nur der Übergang zu etwas anderem?
Sind wir nicht.
A) Wie ich schon schrieb, sind wir noch lange nicht am Limit.
B) Die natürliche Evolution unseres Gehirns ist nicht mehr möglich. Selbst wenn einzelne Mutationen auftreten, die eine Verbesserung darstellen, so setzt sich das nicht mehr in unserer Spezies durch, da die Selektion nicht mehr greift.
C) Wenn wir selber Hand anlegen (Gentechnik, Cyborg-Technologie, ...), können wir zwar unsere bisherigen Fähigkeiten optimieren (schneller denken, mehr merken etc.), aber wir würden keine "höhere Seinsstufe" erreichen. Eben weil wir die nicht kennen und also auch nicht künstlich nachbauen k
Roydiga schrieb:Das Fermi-Paradoxon ist nur dann ein Paradoxon, wenn man davon ausgeht, dass es mindestens eine Zivilisation gibt, die sich für eine Besiedlung der Planetensystene entscheidet und dazu noch über Millionen von Jahren diese Besiedlung weiterhin verfolgt.
Selbst wenn es mindestens eine Zivilisation gibt, die sich dafür entschiedet, ist es meines Erachtens unwahrscheinlich, dass sie dieses Ziel konsequent befolgt und wie du ausgeführt hast immer wieder neue Schiffe losschickt.
Dein Vorstellungsvermögen ist Deine Sache, aber weder Argument noch Maßstab. Wie gesagt, es kann Aliens "im Blut" stecken wie den Bienen, "den Staat zu teilen und zu neuen Ufern zu fliegen". Aber selbst bei uns Menschen melden sich Leute für Mars One und ähnliches, freiwillig. Wenn keine Weltregierung eine Milchstraßenkolonisierung beschließt, so gibt es doch immer mal private Visionäre, Geldgeber und interessierte Abenteurer, die das in Eigenregie machen. Ich hab mit einer Zivilisation gerechnet, die das pro Welt nur ein einziges Mal macht, drei Schiffe losschickt, und dann nie wieder (und bei den Kolonien dann ebenfalls nur ein einziges Mal). Tatsächlich rechne ich persönlich damit, daß
jede Zivilisation, die Neugier und Wagnis kennt, ab Erreichen der interstellaren Raumfahrtfähigkeit irgendwann auch Kolonisten zu anderen Sternensystemen entsendet, amtlich oder aufgrund von privater Initiative. Und je länger sie lebt, wieder und wieder mal. Und auch auf den so entstandenen Kolonien wird das automatisch erneut aufkommen. Der Drang "den Horizont zu überwinden" ist es, der Wissenschaft und Technik gebiert, der Zivilisationen aufsteigen läßt.
Roydiga schrieb:Was wäre der Antrieb dahinter? Entdeckungsdrang? Millionen von Jahren lang?
Nein. Entdeckungsdrang in jeder Generation, im einzelnen Individuum neu, da dann nur ein paar Jahrzehnte lang. Das dann aber zig Milloionen Jahre lang, praktisch so lange, wie diese Spezies lebt und "jung bleibt" (sich als "am Anfang stehend" begreift, wie Du es umschriebst). Sind die Vögel nach über hundert Millionen Jahren es müde und leid geworden, zu fliegen? Einzelne, ja, immer wieder, ja. A
Roydiga schrieb:Jede Kolonie der Zivilisation, die sich mal ursprünglich dazu entschieden hat, müsste sich aufs Neue dazu entscheiden zu kolonisieren. Deine Ausführungen mögen theoretisch die Möglichkeit dazu erklären, jedoch finde ich, dass das nicht sehr wahrscheinlich wäre.
Im Pazifik gibt es Inseln, die tausende von Kilometern vom nächsten Festland entfernt sind, seien dieses Festland Inseln oder Kontinente. Und dennoch leben da schon seit tausenden von Jahren Menschen. Nicht weil sie zufällig und aus Versehen dorthin abgetrieben wurden, sondern weil sie sich auf die Hohe See hinausgewagt haben.
Wenn immer irgendwo auf der Erde neues Land gesehen oder auch nur vermutet wird, gibt es immer welche, die sich dorthin aufmachen. In allen Jahrhunderten und Jahrtausenden gab es das, nicht nur ab und zu mal, als Ausnahme einer ansonsten lieber strikt auf eigener Scholle verbleibenden Menschheit. Darauf kannst Du Dich
verlassen, daß es in
jeder Generation Menschen gibt, die die Sicherheit ihrer bisherigen Existenz aufgeben, wenn sich ihnen die Chance bietet, neues Land zu besiedeln. Schon vor rund 2 Millionen Jahren verließen frühe Vertreter der Gattung Homo Afrika, man fand ihre Überreste in Afrika. Nicht lange danach gab es Homo-Arten in Ostasien. Vor ner knappen Million Jahren auch in Europa, kurz darauf sogar auf indonesischen Inseln östlich der Wallace-Linie, einer Wasserscheide, über die Millionen von Jahren lang schon kein Landweg mehr führte.
Wieso sollte eine Zivilisation, eine Spezies, diesen Drang verlieren? Und wenn, wieso sollte sie ihn nie zurückgewinnen?
Roydiga schrieb:aber es könnte sein, dass andere Spezies Effektivität anders auslegen, was ich für recht wahrscheinlich halte.
Und wieder: die eine oder andere Spezies vielleicht, schwerlich jede. Wer es bis zur Weltraumfahrt geschafft hat, der hat das nur auf nem Wege "unserer Effizienzvorstellung" geschafft. Mir fällt die Geschichte vom Unternehmer und dem Fischer ein. Der Unternehmer macht Urlaub am Meer und sieht einen Fischer an Deck seines Bootes liegen und schlafen. "Hey, Du bist doch Fischer, da draußen sehe ich die Heringe nur so ausm Wasser springen - wieso fährst Du nicht raus und fischst?" "Hab schon gefischt." "Ja, aber wozu denn? Binn satt, meine Familie ist satt." "Aber Du könntest noch mehr Fische fangen und die dann verkaufen." "Wozu das Geld?" "Na damit könntest Du Dir weitere Boote kaufen, andere einstellen und die dann Fische fangen lassen." "Wieso?" Na dann bist Du die Sorgen los und kannst Dich gemütlich in die Sonne legen." "Aber das mach ich doch schon!"
Eine solche Effizienz ist wahrlich nicht die schlechteste. Aber sie schafft keine technologische Zivilisation. Womöglich nicht mal den Faustkeil...
Roydiga schrieb:Selbst auf der Erde haben wir Stämme, die sich der Außenwelt verschließen und gar keinen Bedarf nach Entdeckungen oder danach zu expandieren haben.
Und das sind stets Randerscheinungen.
Und letztlich sind das sogar "Aussteiger", denn keines dieser Naturvölker lebt noch auf dem Stand des Jungpaläolithikums. Von den 2,5 Millionen Jahren technologischer Entwicklung der Gattung Mensch haben sie also mindestens 2,49 Millionen Jahre Entwicklung mitgemacht.
Roydiga schrieb:Auf der Erde haben sich auch Nationen dazu entschieden zu kolonisieren und zu kolonialisieren, dennoch leben wir heute nicht in einer Kolonie einer dieser Nationen, warum nicht?
Weil die nur dort kolonisieren und nur da kolonialisieren, wo niemand anderes schon längst seinen Daumen drauf hat (und man es nicht für der Mühe wert erachtete, extra nen teuren Krieg anzuzetteln, um ein Bisserl mehr besitzen zu können). Noch so ein Grund, wieso die Aliens eigentlich schon aufm Mars sitzen müßten, nicht notwendig aber auch auf der Erde.
Roydiga schrieb:Wäre es nicht sogar sehr unwahrscheinlich, dass man jedes System erfolgreich kolonisiert?
Auch so eine Spezies ist ja nicht allmächtig.
Terraforming und Energienutzung auf hohem Niveau sollten sie schon können.
Roydiga schrieb:Nicht zwingend notwendig, aber um "hier" zu sein oder von uns entdeckt werden zu können, müsste ihre Erfolgsquote doch relativ hoch sein.
Seit wann bedeutet ein Rückschlag in einer Unternehmung, daß diese auf ewig aufgegeben würde? Meinst Du, nur weil eine kolonisierungswillige Ziv ein Jahrhundert lang nur Rückschläge in ihrem Raumprogramm hatte, wird es in den nächsten tausend Jahren keinen neuen Versuch mehr geben? Seit wann hat die Menschheit irgendwas aufgegeben, nur weil es schier unmöglich schien? "Neue Technologie, neues Glück!" wie der Croupier am Roulette-Tisch sagt.
Roydiga schrieb:Ja, aber keins dieser Imperien hat sich lange gehalten
Kolonisiert wird nicht von Imperien, sondern von Kolonisten. Und die gibts wie gesagt immer. Die sitzen in jeder Generation in den Startlöchern und warten auf ihre Chance.
Roydiga schrieb:Das Gedankenexperiment besagt ja, dass eine Spezies die ganze Galaxie besiedeln würde und da eben mein Einwand, dass da viele Parameter, abgesehen von der rechnerischen Möglichkeit der Expansion nicht beachtet werden.
Benenn mal diese Parameter. Und wenn Du meinst, es könnte ja Parameter geben, die wir noch gar nicht kennen, dann sind das eben Herausforderungen für die Künftigen, die es zu überwinden gilt. Wo siehst Du da jetzt das Problem?
Ganz ehrlich: Du zeichnest eine wahrlich kleine Welt, Du zeichnest einen zu nichts fähigen Menschen, der nicht mal was will. Was Du zeichnest, geht doch schon an der uns bekannten Realität hoffnungslos dran vorbei. Und von Zivs, die uns weit voraus sind, erwartest Du auch nichts neues, bahnbrechendes mehr. Du denkst die Welt
sehr klein. Wahrscheinlich nimmst Du Dich selbst als Maß. Was Du Dir nicht vorstellen kannst, was Du nicht leisten kannst, was Du nicht wollen würdest, das kann es nicht geben. Und womit Du zufrieden bist, damit muß die ganze Menschheit sich zufrieden geben - ach was, selbst alle Alienzivs!