Smiler schrieb:perttivalkonen schrieb:
Wenn es aber viele belebte Welten gibt, dann sicher auch zahlreiche Zivs, die schon hunderte von Millionen Jahren vor uns aufgekommen sind.
Warum?
Wie "warum"? Du mußt schon annehmen, daß der Zeitpunkt, an dem auf der Erde Leben entstand, der früheste Zeitpunkt gewesen sein muß, an dem in unserer Galaxie überhaupt Leben entstehen konnte. Bzw. daß die irdische Evolutionsgeschwindigkeit, mit der das hiesige Leben eine intelligente Spezies hervorgebracht hat, die schnellstmögliche gewesen ist. Wenn auf anderen Welten in der Galaxis früher Leben entstehen konnte und/oder es schneller zu einer intelligenten, zur Raumfahrt fähigen Spezies gekommen sein kann, dann kann es nun mal Zivs geben, die uns hunderte von Millionen Jahren, gar Milliarden Jahre voraus sind. Und je nach dem, wie viele Zivs wir für die Milchstraße und ihre 100...400 Milliarden Sterne annehmen, wären dann unter den älteren Zivs eben auch eine bei, die die Galaxis kolonisiert hätte. Und bei z.B. läppischen 40 Millionen Jahren wäre das längst abgeschlossen.
Smiler schrieb:Unabhängig ob der Einschlag vor 65 Millionen Jahren ursächlich war oder nur seinen Teil geleistet hatte, wären wir heute ohne dieses Ereignis zwingend hier?
Ohne das Massensterben im Perm hätte es ne intelligente Säugerspezies womöglich schon früher geben können.
Im Perm waren zunächst die Synapsiden die vorherrschende Wirbeltiergruppe an Land (z.B.
Edaphosaurus und
Dimetrodon), später die aus ihnen hervorgegangenen Therapsiden (z.B.
Lystrosaurus und
Gorgonops). Die Evolution der Therapsiden hin zu den Säugetieren war innerhalb der Untergruppe der Cynodontia am weitesten gediehen; diese gab es schon im Mittelperm. Doch erst in der Mitte der Trieas etwa entstanden daraus die ersten Säuger. Dazwischen kam "uns" das größte Massensterben des Phanerozoikums, also der letzten gut halben Milliarde Jahre, das Massensterben an der Grenze vom Perm zur Trias. Nach dem Massensterben setzten sich vor allem Archosaurier-Gruppen durch, in der oberen Trias dann endgültig die Dinosaurier. Die Therapsiden wurden ins Nischendasein gedrängt. Ihre Evolution lief zwar weiterhin ab, aber nur, was grundlegende anatomische Muster betrifft. Die Nischenvielfalt war ihnen dagegen lange Zeit verwehrt und damit auch die Diversifikation, die Hervorbringung vielfältiger Formen. In diesem Sinne war die Evolution der Säugetiere während des Erdmittelalters (Trias-Jura-Kreide) deutlich ausgebremst, also das Ausleben und Ausbauen der durchaus in dieser Zeit gewonnenen anatomischen Vorzüge fand weniger statt. Hätte das Perm-Trias-Massensterben nicht "die Karten neu gemischt", hätten die mesozoischen Säugetiere womöglich früher was Intelligentes hervorgebracht - wir werden's aber nie wirklich herausfinden.
Jedenfalls kam dann das Kreide-Paläogen-Massensterben, das die Dinos wegfegte (mit Ausnahme der Vögel), und so konnten die Säuger dann wieder "mitmischen", was sie prompt taten. In den ersten knbapp 10 Millionen Jahren des Paläogens, dem Paläozän, eroberten die bereits im Mesozoikum entstandenen Säugergruppen diverse Nischen und brachten diverse Formen hervor, blieben aber noch recht klein bis mittelgroß (maximal Größe von Ponies und kleinen Bären). Dieses Ausleben in neuen Nischen aber führte dann dazu, daß im folgenden Eozän praktisch alle heutigen Säugerordnungen entstanden, Großformen aufkamen und das Gehirn größer wurde; die Säugetiere wurden eindeutig zur dominierenden Wirbeltiergruppe an Land. Diese schnelle Diversifikation der Säuger in den ersten Jahrmillionen nach dem Kreide-Paläogen-Aussterben zusammen mit dem unmittelbar anschließenden "Evolutionsschub" läßt erahnen, wie es mit den Säugern ohne das Massensterben am Ende des Perm hätte gehen können.
In den Achtziger Jahren las ich mal einen Artikel über eine wissenschaftliche Studie (die da aber schon etwas älter gewesen sein muß). Dort ging es quasi um ein "Was wäre wenn", wenn die Dinos nicht ausgestorben wären. Während die frühen triassischen Dinoarten insgesamt ein eher klägliches Hirn-Körper-Verhältnis hatten, entwickelten einige Dinogruppen ein immer besseres Hirn-Körper-Verhältnis, bekamen relativ ein größeres Gehirn. Nun nahm man die Hirnvergrößerung von der Dinofrühzeit bis zur späten Kreide und extrapolierte diese Tendenz bis in unsere Gegenwart. Das Fazit: einige Dinos hätten bis heute eine Intelligenz hervorbringen können, die der der intelligentesten heutigen Vogelgruppen (Kea, Beo, Rabenvögel...) entspräche. Zu jener Zeit ging man noch davon aus, daß die Vögel von einer anderen Reptiliengruppe abstammten, evtl. von einer anderen Archosaurier-Gruppe. Mittlerweile wissen wir, die Vögel sind Dinos, stammen aus einer der intelligentesten Dino-Ordnung. Die lagen also mit ihrer Extrapolation also verdammt nah an der Realität!
Hätte es das Dinosaurieraussterben am Ende der Kreide nicht gegeben, dann könnte es heute also schon Wesen geben, die relativ kurz vor dem Hervorbringen einer intelligenten Spezies stehen. Vielleicht noch 5, vielleicht noch 30 Millionen Jahre, wer weiß. Vielleicht hätte die Dino-Grundanatomie, speziell die Hirnanatomie, aber auch ihre Möglichkeiten auch schon ausgereizt - vergleichbar damit, daß mit dem Strickleiternervensystem der Insekten kein Intelligente-Spezies-Blumentopf zu gewinnen ist.
Wir wissen es schlicht nicht, wir haben keine empirischen Daten zum Auswerten, um sagen zu können, ob eine Intelligenz wie die unsere i.S.v. intelligente Spezies, Raumfahrer, Zivilisation etc. zwingend nötig aufkommen müsse, oder ob wir eine eher zufällige, "unbeabsichtigte" Laune der Natur sind. Aber wenn wir davon ausgehen, daß wenn Leben erst mal da ist und genügend Zeit zum Sich-Austoben hat, es auch irgendwann ne intelligente Spezies gibt, dann hätte es die genauso gut schon ein paar dutzend Millionen Jahre früher geben können (ohne Ausbremsung der Therapsiden) oder ein paar dutzend Millionen Jahre später (ohne Ausbremsen der Dinos bzw. bei verlangsamter Säuger-Evolution im Schatten der Dinos).
Wir jedenfalls, wir wären in keinem anderen Szenario entstanden, also bei weniger, mehr oder anderen Massenaussterbeereignissen. Aber "jemand wie wir", der wäre entstanden, schon früher oder halt später.
Smiler schrieb:Könnten Zivilisationen welche die Fähigkeiten zum kolonisieren der Galaxie besitzen nicht auch rein künstliche Habitate schaffen?
Klar doch. Riesige autarke zylindrische "Welten" wie Clarke's "Rama" sind so mein Favorit. In einem solchen riesigen Zylinder mit 50km Länge und 20km Durchmesser könnte eine Million Menschen in einer künstlichen Landschaft von der ungefähren Größe des Saarlands leben. Sowas wäre aber genauso gut als Generationenraumschiff denkbar, um über Jahrhunderte, wenn nicht gar über Jahrtausende hinweg in ein fernes System zu reisen, um dort einen odr mehrere Planeten zu terraformen und zu besiedeln. Da solche Generationenraumschiffe für zahlreiche Generationen aber die einzige Welt darstellen, die diese Generationen je kennen werden, muß ein solches Generationenraumschiff aber eben auch "als Welt voll und ganz genügen", sodaß solch ein Schiff nicht notwendig ein planetares Ziel verfolgen muß. Selbst wenn eine Ziv solch ein Generationenraumschiff in Richtung ferne Planeten geschickt hat, könnten die späteren Generationen sich ja mit dem Leben auf dem Habitat zufrieden finden und das "hehre Ziel der Vorväter" ad acta legen. Und eben Weltraumnomaden bleiben. Aber ehrlich gesagt, es gibt sicher immer mal Energieprobleme, Reparaturzwänge etc. p.p., und vor allem den Reiz des "Anders". Sieht man erst im Bullauge eine geile Welt voller Möglichkeiten, mit weit mehr Platz und Vielfalt, mit Ressourcen zum Abwinken, und mit der Möglichkeit, den Himmel ohne Glaskuppel zu sehen, die Luft nicht aus der Konserve zu atmen, könnte sich ja die halbe Crew dazu durchringen, den Planeten zu besiedeln, und die andere halbe Million fliegt weiter.
Smiler schrieb:Evtl. sogar aus ethischen Gründen gerade nicht die temporäre habitable Zone der Galaxie "überrennen"
Naja, so ein Generationenraumschiff dürfte weit "temporärer" sein. Materialermüdung, Asteroidenkollision, sonsterwas; auf nem Planeten lebts sich irgendwie sicherer, länger. Nicht unbedingt für den Einzelnen, aber für die Gesamtpopulation. Unser "für die Ewigkeit gebaut" rechnet sich in Jahrtausenden, nicht in Jahrmillionen oder Jahrhundertmillionen. Klar kann man gerne alle 1000 Jahre zwischenlanden und ne nigelnagelneue "Rama" bauen, aber irgendwann gibts auch mal ne Gau-Havarie auf halber Strecke zwischen zwei Sternen, wo man nur noch komplett aussterben kann. Je länger man nomadisiert, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit dafür.