Unterschiedliche Größe
27.03.2015 um 14:04
Naja, die Stützstruktur reicht bei geringer Gravitation für durchaus mehr Körpermasse aus. Daher konnten die Schlümpfe auf Pandora im Film Avatar so groß sein. Daß sie die im Film gezeigten Stürze aus den Baumwipfeln wegen der geringen Gravitation so gut wegstecken konnten, das ist dagegen nicht mehr gar so realistisch. Denn um sich bei einem Aufprall den Hals zu brechen, dafür braucht es nicht die Gravitation, sondern die Aufprallgeschwindigkeit. Nicht das Gewicht ist entscheidend, sondern die Masse. Ein Ei zerbricht nicht nur auf der Erde, sondern auch in der Schwerelosigkeit des Alls, wenn man es gegen die Wand wirft. - Insofern stimmt das mit der Stützstruktur dann wieder. Nur eben nicht nur auf die Anziehung bezogen...
Auf Pandora hätten also die Sauropoden unserer Dinos locker zwei bis drei mal so hoch, also acht bis siebenundzwanzig mal so massereich sein können, ohne unter ihrem Gewicht zerbrechen zu müssen. Aber wehe, sie stolpern mal und fallen hin! Der Schwung des Aufpralls hätte zu Brüchen und zu zerquetschten Organen geführt. Man hat nicht ohne Grund bei den großen Raubdinosaurier-Fossilien zahlreiche Knochenbrüche gefunden. Die waren zwar nicht die größten unter den Dinos, aber als Jäger mußten sie viel rennen, hatten also auch immer wieder Stürze oder "Kollisionen". Das reichte schon aus, um sich unter Erdbedingungen als Mittelliga in Sachen Größe ständig was zu brechen.
Daß die Sauropoden in ner Pandora-Welt nicht 2...3 mal so hoch und damit 8...27 mal so massereich werden konnten, wie die Gravitation es erlauben würde, hat neben dem Masse-Unfall-Problem noch weitere Gründe. Die Inneren Organe müßten nämlich mehr als nur proportional mit anwachsen. Ein Mensch mit 1,80m Höhe und 80kg Gewicht hat ein Herz von 300g Gewicht. Wäre der Mensch 3 mal so groß, also 5,40m, hätte er eine 3³ mal so hohe Körpermasse, also 2,16 Tonnen Lebendgewicht. Das Herz läge beim Faktor 27 also bei 8,1 Kilo, wenn es nur proportional größer wäre. Aber das Herz muß jetzt ja nicht nur 27 mal so viel Körper mit Blut versorgen, sondern alles auch noch deutlich höher pumpen als bei nem Einsachtzig-Zwerg. Also muß es deutlich mehr leisten, also muß es deutlich größer sein. Zum Vergleich, die Giraffe ist so um die 5,50 Meter hoch. Ist ja nahezu so wie ein Mensch hoch drei mit 5,40m. Ne Giraffe wiegt rund 1,9 Tonnen, kommt also auch dicht an die von mir errechneten 2,1 Tonnen für einen Menschen (80kg auf 1,80 sind nicht grad Idealgewicht, und bei der Giraffe besteht der obere Teil des Körpers fast nur noch aus Hals). Da müßte das Giraffenherz also bei unter 8 Kilo liegen. Aber es wiegt in Wahrheit 12 Kilo! Das heißt, obwohl die Giraffe leichter ist als ein Dreifachriesen-Mensch, bringt ihr Herz rund das Anderthalbfache eines anatomisch hochgerechneten Menschenherzen auf die Waage. Der überproportionale Zuwachs des Herzen gilt auch für die Lunge, sicher noch für weitere Organe.
Die Lunge, genauer die Sauerstoffversorgung, hat nun noch ein weiteres Problem. So ein Sauropode mit langem Hals mußte die gesamte Luft erst mal von Mundund Nase bis zur Lunge transportieren. Und dann während des Ausatmens konnte er ja nicht neue Luft aufnehmen. Ab irgendeiner Größe wären die Viecher irgendwann erstickt. Immerhin hatten die Dinos aller Wahrscheinlichkeit als Vogelverwandte eine den Vögeln vergleichbare Lunge, nicht sowas wie eine Säugetierlunge. Bei den Vögeln wird nämlich die Luft noch ein zweites Mal auf Sauerstoff abgegrast. Daher konnten die Dinos unter den Landtieren größere Exemplare hervorbringen als die Säuger. Und trotzdem muß bei nem Brachiosaurus der halbe Rumpf von der Lunge ausgefüllt gewesen sein. Auf Pandora könnten Landtiere zwar größer werden als auf der Erde, eben weil sie sich beim Gehen und bei sonstigen Aktionen weniger anstrengen mußten, also auch weniger Puste brauchten. Dennoch, beim Gehen muß man nicht nur das leichtere Gewicht überwinden, sondern die gleichbleibende Masse in Bewegung setzen. Insofern braucht man bei 1/3 Anziehungskraft nicht auch nur 1/3 Energie und Sauerstoff, sondern um einiges mehr.
Irgendwann aber passen Herz, Lunge und der ganze übrige Kram aber nicht mehr in einen Körper hinein. Bzw. das, was reinpaßt, kann den Körper nicht mehr am Leben erhalten.
Es gibt also durchaus Möglichkeiten für Riesenwuchs auf anderen Himmelskörpern, aber nicht beliebig. Kilometerhohe Lebewesen sind wohl gänzlich ausgeschlossen. Schon allein, weil für die nötige Minigravitation der Himmelskörper so klein ist, daß nur drei Viecher drauf stehen könnten - und ihre Köpfe dann schon in den luftfreien Weltraum hineinragen würden. Mal scherzhaft gesagt...