@mandy1000Wissen wird vom lebenden Organismus
aufgebaut.. um den an und fuer sich formlo-
sen Fluss des Erlebens so weit wie moeglich
in wiederholbare Erlebnisse und relativ
verlaessliche Beziehungen zwischen diesen
zu ordnen. Das heisst, dass die wirkliche
Welt sich ausschliesslich dort offenbart wo
unsere Konstruktionen scheitern. Da wir
das Scheitern aber immer nur in eben jenen
Begriffen beschreiben und erklaern koe
nen, die wir zum Bau der scheiternden
Strukturen verwendet haben, kann es uns
niemals ein Bild der Welt vermitteln die
wir fuer das Scheitern verantwortlich
machen koennten.
Ernst von Glaserfeld, Einfhrung in den Radi-
kalen Konstruktivismus. In: Faul Watzlawick
(Hg.): Die erfundene Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit, von der wir sprechen
koennen, ist nie die Wirklichkeit an sich,
sondern eine gewusste Wirklichkeit oder
sogar in vielen Faellen eine von uns gestal-
tete Wirklichkeit. Wenn gegen diese letz-
tere Formulierung eingewandt wird, dass
es schliesslich doch eine objektive, von uns
und unserem Denken voellig unabhaengige
Welt gebe, die ohne unser Zutun ablaeuft
oder ablaufen kann und die wir eigentlich
mit der Forschung meinen, so muss diesem
zunaechst so einleuchtenden Einwand ent-
gegengehalten werden, dass schon das
Wort es gibt aus der menschlichen Spra-
che stammt und daher nicht gut etwas be-
deuten kann, das gar nicht auf unser Er-
kenntnisvermoegen bezogen waere. Fuer uns
gibt es eben nur die Welt, in der das Wort
es gibt einen Sinn hat.
Werner Heisenberg, Physik und Philosophie
Der Ausgangspunkt dieses Kalkuels der
Rueckbezglichkeit ist das Setzen einer Un-
terscheidung. Mit diesem Urakt der Tren-
nung scheiden wir Erscheinungsformen
voneinander, die wir dann fuer die Welt
selbst halten. Davon ausgehend bestehen
wir dann auf den Primat der Rolle des Be-
obachters, der seine Unterscheidungen an
beliebiger Stelle macht. Doch diese Unter-
scheidungen, die einerseits unsere Welt er-
schaffen, enthllen andererseits aber eben
dies, naemlich die Unterscheidungen, die
wir machen. Und sie beziehen sich viel
mehr auf den Standpunkt des Beobachters
als auf die wahre Beschaffenheit der Welt,
die infolge der Trennung von Beobachter
und Beobachtetem immer unerfassbar
bleibt. Indem wir der Welt in ihrem be-
stimmten So-Sein gewahr werden, verges-
sen wir, was wir unternahmen, um sie in
diesem So-Sein zu finden. Und wenn wir
zurueckverfolgen, wie es dazu kam, finden
wir kaum mehr als das Spiegelbild unserer
Selbst in und als Welt. Im Gegensatz zur
weitverbreiteten Annahme enthuellt die
sorgfaeltige Untersuchung einer Beobach-
tung die Eigenschaften des Beobachters.
Wir, die Beobachter, unterscheiden uns
gerade durch die Unterscheidung dessen,
was wir anscheinend nicht sind, naemlich
durch die Welt.
Francisco Varela, Kognitionswissenschaft -
Kognitionsarbeit
[]Um dies jedoch zu erreichen[... sich selbst zu
betrachten], muss sich die Welt zuerst selbst
trennen, naemlich in einen Zustand, der sieht, und
in einen anderen, der gesehen wird. In diesem
zerschnittenen, verstuemmelten Zustand ist das,
was sie sieht, nur teilweise sie selbst.
Wir duerfen annehmen, dass die Welt sich selbst
entspricht (das heisst von sich selbst
ununterscheidbar ist), dass sie aber bei jedem
Versuch, sich selbst zu sehen, so verfahren muss
dass sie sich von sich selbst unterscheidet und
daher sich selbst verfaelscht. In diesem Zustand
wird sie ihrem eigenen Erfassen stets selbst
teilweise entgehen.
Spencer Brown, Laws of Form
Denke metaphorisch, denke hypothetisch, aber falle nie einem Dogma zum Opfer.