Paulihof Schleswig
21.11.2011 um 21:43
Hallo StUffz, du schreibst, mittlerweile sind wieder Fenster drin und der Laden wird wieder schick.
Für mich war dieses Gebäude nie schön. Als ehemaliger Zögling ende der 60iger-1972 war es die Hölle. Es war ein Landesjugendheim der Fürsorgeerziehung mit Knastkarakter, ähnlich wie Glückstadt. Zwangsarbeit, keine Schule, tägliche Schläge, viele Nazierzieher,
Kannst du mir sagen, was jetzt daraus werden soll? Man sollte ein Museum für ehemalige Heimkinder in der BRD nach 1945, mit den Meschenrechtsvertetzungen, daraus machen. Wir waren doch nur Kinder und Jugendliche, dennen ein Elternhaus durch Amtsvormunde und Gerichten, verwährt wurde. Für Uneheliche Kinder war in der BRD ein Heimleben schon vorprogramiert. Ich wurde durch das Kreisjugendamt Schleswig 1955 mit 3 Jahren, mit meinen beiden Brüdern, von meiner Mutter entfernt, bekam dann einen Amtsvormund, der hunderte Zöglinge hatte, und du kannst davon ausgehen, das ich da garantiert zu diesem Zeitpunkt, kein krimineller war. Aber in der damaligen Geseelschaft waren Heimkinder Kriminelle, also gleichgestellt mit den Zigeunern, welche ebenso schlimm war. Wir hatten zur darmaligen Zeit leider das Pech, das Polizei, Gerichte, Behörden von alten Nazischergen, die sich in die neue BRD rüber gerettet haben, weiterhin die belange der BRD bestimmten. Die Bevölkerung, die Jahre vorher noch, "Wollt ihr den tolalen Krieg", mit steifen hochgehobenen Arm zutimmte, waren die ersten, die die Heimkinder kriminalisierten. Es gab damals sogar die Drohung in Elternhäusern, wenn du nicht spurst, kommst du ins Heim. Die Angst ins Heim zu kommen, war eine erpresserische Erziehungsmethode in den Familien. Mit der APO Bewegung 1969 wurden die ersten Zustände in den Heimen der BRD öffentlich. Dennoch dauerte es Jahre, bis sich etwas änderte, auch in der Ansicht der Bevölkerung. Heute brauch kein Kind mehr zu befürchten, das es ins Heim kommt, weil es Unehelich gebohren wurde.
Heute kämpfen ehemalige Heimkinder, dank Internet und Selbstbewustsein, um ihre rechte und Anerkennung ihres Leiden in den Heimen. Der runde Tisch mit Antje Vollmer (Grüne und Pastorin) haben wieder mal versucht ehemalige Heimkinder zu erniedrigen und ihnen eine Selbstschuld einzureden, trotz öffentlicher Entschuldigungen von Staat, Ländern und Kirchen. Paulihof ist nicht Mystery, Paulihof war die Hölle für Kinder und Jugendlichen bis 1975, die dort untergebracht waren.
Nenne mich gern mit vollen Namen, weil alles was ich hier geschrieben habe, der Wahrheit enspricht.
Wolfgang Petersen aus Dortmund