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Viviana Mazza - Die Geschichte von Malala
11.10.2024 um 16:502014 veröffentlichte die italienische Journalistin Viviana Mazza eine Dokufiktion über die pakistanische Schülerin Malala Yousafzai aus Mingora im Swat-Tal, die 2012 als 15-Jährige im Schulbus von Taliban angeschossen wurde und das Attentat durch eine Behandlung in einem englischen Militärhospital überlebte.
Mazza geht auf die Vorgeschichte der Familie bzw. das Swat-Tal zurück, in dem 2007 eine Gruppe von Taliban die Macht übernahm, ein Terrorregime errichtete und Frauen aus der Öffentlichkeit verbannte, Mädchenschulen schloss. Malala stammt aus einer bildungsbürgerlichen Familie, ihr Vater leitet eine Mädchenschule, und während die pakistanische Armee die Taliban versuchte zu besiegen, wurden Hunderttausende evakuiert. Die pakistanische Armee konnte die Talibangruppe jedoch nicht vollständig vernichten, sondern handelte einen Waffenstillstand aus. Zwar wurden Mädchenschulen wieder geöffnet, Frauen konnten wieder ohne Burka und männliche Begleitung in die Öffentlichkeit, doch hörten die Drohungen nicht auf, und bei 80 Prozent Jugendarbeitslosigkeit gab es durchaus einen auch finanziellen Pull-Faktor, sich den Taliban anzuschließen.
Der Anschlag auf Malala war nicht Zufall, sondern er war gezielt. Sie war ab 2009 mit ihrer Familie eine öffentliche Figur. Die Familie wurde zum Teil von einem Fernsehteam begleitet und Malala bekannte öffentlich, dass Bildung und vor allem Bildung für Frauen der einzige Weg ist, Pakistan und die Swat-Region weiterzuentwickeln. Eine den Taliban konträre Auffassung. Unter einem Pseudonym schrieb sie als Zehnjährige bereits sechs Monate lang einen Blog für die BBC, in dem sie für das Recht auf Bildung für Mädchen eintrat. Nach der Rückkehr nach Mingora öffnete ihr Vater wieder seine Mädchenschule, Malala selbst ging auch wieder zur Schule. Einen militärischen Schutz lehnte der Vater ab. Vielleicht ein Fehler. Im Oktober 2012 drangen mehrere Schützen in den Schulbus, in dem Malala saß, ein und schossen gezielt auf sie.
Der besondere Wert dieses Buches ist, dass es sehr eindrücklich zeigt, was eine Taliban-Herrschaft für Menschen bedeutet, wie ihr Leben nicht nur eingeschränkt, sondern bedroht und von Grund auf verändert wird. Etwas ratlos ist man, dass es der pakistanische Armee nicht gelang, Terrormilizen aufzulösen, sondern dass die Regierung schließlich mit ihnen einen Kompromiss aushandelte und einen Waffenstillstand schloss.
Wie die Taliban in Mingora herrschten, zeigt das Beispiel der Hochzeitstänzerin und -sängerin Shabana. Sie wurde von ihrem Haus auf den "Platz des Blutes" verschleppt.
Auf dem Platz des Blutes dann hat Shabana nur noch eine Bitte geäußert ... und zwar, dass sie sie lieber erschießen mögen, statt ihr die Kehle durchzuschneiden. Und so haben sie es auch getan, während die Mutter vor ihnen auf die Knie gesunken ist. Am nächsten Tag lag Shabanas Leiche auf dem Platz des Blutes. Um sie zu verhöhnen, haben sie noch einen Haufen Geldscheine und CDs von ihren Aufführungen auf sie geworfen, und Fotos, die sie aus ihrem Album gerissen hatten.Das weitere Leben Malalas ist bekannt, im Buch ist angesprochen, dass sie ihr Lebensziel geändert hat, sie will nicht mehr Ärztin, sondern politisch aktiv werden, um die Lebensumstände in Pakistan verbessern zu können. Ihr erster Job nach Entlassung aus dem Krankenhaus war eine Stelle im pakistanischen Konsulat in Birmingham.
Der Taliban-Führer aus dem Swat-Tal, Maulana Fazlullah, der vermutlich den Befehl für den Mordanschlag ausgab, ging nach Afghanistan und wurde 2018 bei einem US-Drohneneinsatz getötet.