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Friedrich Schiller - Die Jungfrau von Orleans
11.07.2024 um 18:22Dieses Stück Schillers aus 1801 dürfte bekannt sein. Verfasst in Blankversen ist es damals eines der am meisten aufgeführten Stücke Schillers gewesen. Dass Jeanne D'Arc am Ende in der gegen die Engländer siegreichen Schlacht fällt, entspricht nicht der Überlieferung, laut der sie in Rouen am Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Dem Zeitgeist entsprechend, ist Schillers Heldin eine Vorkämpferin der nationalen Einigung Frankreichs, die Karl VII. und die Burgunder zusammenführt und letztere aus dem Bündnis mit England reißen kann. In direkter Konfrontation mit dem Herzog von Burgund lässt Schiller sie dies sagen:
Was willst du tun, Burgund? Wer ist der Feind,Der Erzbischof ist nach der Vereinigung von Karl und den Burgundern im nationalen Rausch:
Den deine Blicke mordbegierig suchen?
Dieser edle Prinz ist Frankreichs Sohn wie du
Dieser Tapfre ist dein Waffenfreund und Landsmann,
Ich selbst bin deines Vaterlandes Tochter.
Wir alle, die du zu vertilgen strebst,
Gehören zu den Deinen - unsre Arme
Sind aufgetan dich zu empfangen, unsre Knie
Bereit dich zu verehren - unser Schwert
Hat keine Spitze gegen dich. Ehrwürdig
Ist uns das Antlitz, selbst im Feindeshelm,
Das unsers Königs teure Züge trägt.
Ihr seid vereinigt, Fürsten! Frankreich steigtDem Waliser Montgomery hält Johanna den Angriffskrieg gegen Frankreich anklagend vor:
Ein neu verjüngter Phönix aus der Asche,
Uns lächelt eine schöne Zukunft an.
Des Landes tiefe Wunden werden heilen,
Die Dörfer, die verwüsteten, die Städte
Aus ihrem Schutt sich prangender erheben,
Die Felder decken sich mit neuem Grün
Wer rief euch in das fremde Land, den blühnden FleißNur ein englischer Offizier namens Lionel, der sie verehrt, macht sie empfänglich für menschliche Gefühle und "verwirrt" sie, sodass sie von den eigenen Reihen als vom Teufel Verführte verstoßen wird, flieht und in englische Gefangenschaft kommt. Doch dort erlangt sie ihre übernatürlichen Kräfte zurück, kann den Fesseln entspringen und führt das französische Heer zum Sieg in der letzten Schlacht, in der sie auch stirbt.
Der Felder zu verwüsten, von dem heimschen Herd
Uns zu verjagen und des Krieges Feuerbrand
Zu werfen in der Städte friedlich Heiligtum?
Ihr träumtet schon in eures Herzens eitelm Wahn,
Den freigebornen Franken in der Knechtschaft Schmach
Zu stürzen und dies große Land, gleichwie ein Boot,
An euer stolzes Meerschiff zu befestigen!
Ihr Toren! Frankreichs königliches Wappen hängt
Am Throne Gottes, eher rißt ihr einen Stern
Vom Himmelwagen, als ein Dorf aus diesem Reich,
Dem unzertrennlich ewig einigen! - Der Tag
Der Rache ist gekommen, nicht lebendig mehr
Zurückemessen werdet ihr das heilge Meer,
Das Gott zur Länderscheide zwischen euch und uns
Gesetzt, und das ihr frevelnd überschritten habt.
Für ein Schillerstück gibt es relativ wenig Phrasengedresche, obwohl die Worte, die er in den Worten Johannas einer Erscheinung der Mutter Gottes in den Mund legt, um Johanna zum Anführen des französischen Heeres zu motivieren, ist schon ein Hammer:
Da zürnte sie und scheltend sprach sie dieses Wort:Letztlich ein Stück, das den Nationalismus als von Gott Gewolltes sieht (Zeitgeist der Romantik - Schiller nennt es auch eine "romantische Tragödie"). Definitiv nicht so komplex wie sein Wilhelm Tell, in dem die Frage nach der Rechtmäßigkeit eines Tyrannenmords abgehandelt wird.
»Gehorsam ist des Weibes Pflicht auf Erden,
Das harte Dulden ist ihr schweres Los,
Durch strengen Dienst muß sie geläutert werden,
Die hier gedienet, ist dort oben groß.«