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Peter van Dongen - Rampokan
03.06.2023 um 23:08Da die Wiener Zeitung heute von der neuen deutschsprachigen Gesamtausgabe von Peter van Donges Graphic Novel Ramopkan (1998-2004) über den indonesischen Freiheitskampf nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Berliner avant-verlag berichtet (Archiv-Version vom 03.06.2023), habe ich den ersten Band auf Englisch hervorgesucht.
Die Handlung des ersten Bands mit dem Titel Java spielt im Oktober und November 1946, als die Niederlande eine Freiwilligenarmee nach Indonesien (Niederländisch-Ostindien) schickt, um nach japanischer Besatzung im Zweiten Weltkrieg die Kolonialherrschaft wieder herzustellen. Die Niederlande sind jedoch mit nationalen und kommunistischen Aufstandsbewegungen konfrontiert.
Hauptfigur ist Johan Knevel, der als Kind auf Java aufgewachsen ist und dessen Eltern umgekommen sind. Der Vater im Krieg, seine Mutter an Typhus. Eigentlich sucht er sein indonesisches Kindermädchen Ninih, um zu einer heilen Kinderwelt zurückzufinden, die es jedoch nicht (mehr) gibt. Am Schiff gerät er in einen Streit mit dem Kommunisten Erik Verhagen, der unter nicht geklärten Umsständen über Bord geht. Knevel behält seine Papiere bei sich. Je länger er dient und die Unterdrückung der Einheimischen durch die Holländer ihm bewusst wird, desto empfänglicher wird er für die Gedanken Verhagens, was er auch in senem Tagebuch niederschreibt.
Während eines Auftrags eines Militärvorgesetzten gerät Knevel in eine Flut und wird von Aufständischen gerettet. Diese halten ihn wegen der bei ihm gefundenen Papiere für Erik Verhagen. Damit endet dieser erste Band, van Dongen veröffentlicht erst sechs Jahre später die Fortsetzung.
Der Titel Rampokan bedeutet Tiger und bezieht sich auf ein 1905 verbotenes Ritual, in dem Tiger in einem Feld, das von Männern mit Speeren umstellt ist, während des Fests am Ende des Ramadan freigelassen werden. Im Feld befindet sich ein unbewaffneter muslimischer Priester. Dieses Motiv durchzieht dieses Werk, denn in Indonesien ist der Tiger los, und ob die Tigerjäger (die Kolonialmacht) ihn niederringen können, ist nicht sicher.
Ein interessantes Werk, auch wenn es durch die durch das Genre bedingten harten Brüche machmal notwendig ist, Passagen zweimal zu lesen bzw. zu betrachten.