Wenn ich in der Fremde, weit weg von Zuhause bin, schaue ich in den Himmel und sehe dieselben Himmelskörper wie zu Hause. Aber dennoch beschlich mich nicht selten  das Gefühl von Leere. Kein angenehmes Gefühl von Leere, sondern eines, dass bewusst macht, was fehlt.

Weit weg von den Dingen, mit denen ich mich identifiziere und weit weg von den Menschen, mit denen ich die Beziehungen führe, die mich ausmachen, habe ich versucht dem Leer- Gefühl zu begegnen.
Dabei nutze ich eine Quelle meines Selbstbewusstseins:
In mir stecken viele Facetten. So viele Gedanken schwirren herum, dass eine Meditation zu den drei Archetypen alte, weise Frau, Kind und Mutter mich zu meinen eigenen drei Wesenszügen führte, die miteinander im Gespräch meine Taten aushandeln. 
 
Da wäre die Kleine, die in Pfützen springt, singend und tanzend, es liebt Kastanien zu sammeln und mit Sand eine Suppe zu "kochen", die fasziniert ist vom Drachen steigen lassen, Schneeflocken fangen, Gewächse, Tiere und Kunst bestaunt und spannende Geschichten liebt. Dieses Kind ist enttäuscht, wenn eine Freundin keine Zeit für einen Besuch findet und schämt sich in Grund und Boden, wenn es sich oder die Tischdecke mal wieder beim Essen bekleckert hat. 

Dann wäre da die Schwester, die sich um ihre Eltern, Brüdern, Freund:innen, Großeltern und weitere Verwandte und Bekannte sorgt, immer ein Pflaster, eine Powerbank oder einen Snack dabei hat, nicht unbedingt weil sie es selbst gebrauchen könnte, sondern vielleicht eher, weil sie helfen kann, einen Hunger, Durst oder Strommangel bis zur nächsten Mahlzeit zu überbrücken. Die Schwester lernt gern mit, wenn andere von ihren Prüfungen berichten. Sie gibt Nachhilfe, wenn sie das kann, kümmert sich um Haustiere oder Pflanzen, an denen die Mitmenschen hängen. Sie fühlt mit, wenn andere ungerecht behandelt werden und hört sich zum dritten Mal die gleichen Probleme ihrer Kolleg:innen an.

Sie wird unterstützt von der Frau mit akademischem Abschluss, die es nicht ausstehen kann, wenn Systeme, deren Sinn sie immer zu ergründen versucht,  nicht gerecht, effizient und optimal für alle Lebewesen gestaltet sind. Das ist die Person, die sich stundenlang Interviews mit Wissenschaftler:innen und Politiker:innen anhört um mit deren Argumenten über eine bessere Welt nachzudenken. Sie schafft es, mich in stundenlange Trance zu versetzten, wenn ein System optimiert werden soll oder die optimale Lösung zu einem Problem gefunden werden darf. Sie kümmert sich z. B. um eine eine Excel-Formel, eine Statistik-Auswertung oder einen guten Arbeitsablauf. Sie hat Ehrgeiz, ist neugierig und kann fachsimpeln bis der Abend vorbei ist. Ich nenne sie, die Masterin.

Dabei ging die Masterin zeitweise leider rücksichtslos mit meinen körperlichen Grundbedürfnissen um.
In solchen Situationen erhebt die Schwester Einspruch. Und das Kind nimmt so auch die Hand der Masterin um mit ihr einen Schritt vom Problem zurückzutreten und die Bedeutung der Arbeit, die duch die nahe Perspektive riesig erschien, neu zu bewerten und die Masterin so zu erden. Die Masterin wird lernen, mehr darauf zu achten, wann es Zeit für die Trance ist und wann andere Dinge wichtiger sind. 

Diese lernt gerade, sich nicht nur um Andere, sondern auch um mich zu kümmern. Wenn die Schwester vor Mitgefühl gelähmt wird, rät die Masterin zu Abstand.
Das Kind, das den ungefilterten Zugang zu den Bedürfnissen und dem aktuellen Zustand meines Körpers hat, hilft ihr dabei und singt,
This is not your task, this is not my fucking task.


Die Masterin hat Angst vor Kontrollverlust und davor, dass andere sie zu Dingen bringen, die keinem der Drei gut tun und beschützt die drei mit ihrer Vernunft, gewährt ihnen aber auch Freiräume zum Spielen und Helfen.

Früher hatte das Kind Angst allein, verlassen und vergessen zu werden. In solchen Situationen sind die Beiden für das Kind da.
Die Schwester nimmt es in den Arm, tröstet es durch ihre bloße Anwesenheit, hört ihm zu, und
die Masterin erinnert es, was es alles schon geschafft hat und findet die Lösungen für die Probleme, die mit beruhigenden Worten nicht zu lösen sind.


Auch wenn die drei manches Mal streiten und mir Kopfschmerzen bereiten, von unterbewusstem Stress, wenn ich in einer Zwickmühle sitze, lieben sie sich.
Schwester und Masterin werden die Fröhlichkeit und Begeisterungsfähigkeit für die kleinen Dinge, die das Kind versprüht, immer dankbar machen. 
Das Kind hat durch die Geborgenheit und das Wissen der anderen Beiden das Gefühl, die Welt erobern zu können. Und egal wie groß der Welt- oder Beziehungsschmerz der Älteren, das Kind kann den Weg zeigen zum Blick auf die schönen Sieten des Lebens mit seinem heilenden Optimismus.

Diese Drei stelle ich mir bildlich vor, wie sie beisammen sind in meinem Gedankenpalast: das Kind springt um eine Schwester auf dem Sofa und die Masterin am Schreibtisch herum.

Die Drei machen mich aus.
Egal wie weit weg ich bin von den Sachen, die mir Idendität stiften, die Drei bestimmen meine Schritte.
Denn sie haben mich in diese Situation, in der ich den Himmel betrachte gebracht; sie wissen auch, wie ich das Beste daraus mache.
Mit dem Staunen des Kindes, der Fürsorge der Schwester und dem analytischen Denken der Masterin werde ich das beste aus jeder Situation machen und an ihr wachsen.

Die Sonne, der Mond oder die Sterne sind zu Hause dieselben wie in der Fremde und ich sende einen Gruß, der sich an den Himmelskörpern reflektiert zu meinen Lieben nach Hause;
und richte meinen Blick auf den Augenblick in meiner Umgebung in der meine Göttin, von der ich euch ein ander mal erzählte, wartet.
triple goddess final1