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Der Gerstein-Bericht über NS-Vernichtungslager
30.09.2020 um 15:47Kurt Gerstein. Foto: Gedenkstätte deutscher Widerstand
Kurt Gerstein ist eine etwas rätselhafte Person während der nationalsozialistischen Herrschaft und vermutlich einer der wichtigen Zeitzeugen für NS-Vernichtungslager. Gerstein war zunächst Mitglied der NSDAP, wurde aber wegen seiner Zugehörigkeit zur Bekenntniskirche aus der Partei ausgeschlossen. Laut seinen Aussagen hatte er immer wieder Kontakte zum Widerstand.
Beruflich war er Chemiker und arbeitete mit Giften. Als er von den Morden an Behinderten während der T4-Aktion hörte, wollte er selbst Tötungsanlagen sehen. Über einen Kontakt wurde er Mitglied der SS und bekam sehr schnell den Auftrag für Blausäure-Lieferungen an Vernichtungslager, die - laut seinen Aussagen - auch zur Fleckfieberbekämpfung eingesetzt wurden. In dieser Funktion bereiste er die Vernichtungslager Belcec, Treblinka und Majdanek. So lernte er auch Odilo Globocnik kennen, der die Aktion Reinhardt zur Ermordung der jüdischen Polen leitete.
1943 soll er sein Wissen über die Vernichtungslager an den niederländischen Widerstand weitergegeben haben. Dabei nutzte er Kontakte, die er als Soldat 1941 in den Niederlanden geknüpft hat. Andererseits war er weiterhin in der Beschaffung von Zyklon B tätig, wobei er laut seiner Aussage versucht hat, das Gift für die Tötung von Menschen unbrauchbar zu machen.
Im April 1945 stellte er sich der französischen Armee, am 4. Mai 1945 schrieb er einen Bericht über sein Wissen an die US-Armee, am 25. Juli 1945 wurde er in einem Pariser Militärgefängnis erhängt aufgefunden. Ob Freitod oder Mord, ist nicht aufgeklärt. Der Bericht wurde bei den Nürnberger Prozessen verwendet.
Der Bericht selbst stimmt mit den Vorgängen überein und ist zumindest bezüglich des Ablaufs der Morde wohl sehr nahe an der Realität. Ich selbst habe von den drei genannten Lagern Treblinka besucht und erkenne im Bericht wieder, was ich dort gesehen habe.
Der sog. Gerstein-Bericht ist auf ns-archiv.de nachzulesen, eine Faksimile findet sich auf der Webseite der Gedenkstätte deutscher Widerstand.