Ein Wunder
Die Frau aus dem Nichts


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DVdEN - GG Epilog: Ein Wunder - Die Frau aus dem Nichts
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Ein magisch geladener Blitz war alles, was den Tauchgang des Körpers ankündigte. Plötzlich war er einfach da. Wenige Meter von der Wasseroberfläche entfernt, regungslos und behäbig dahin sinkend. Kein Zeichen des Lebens äußerte sich von ihm, Augen und Mund wie zum Schlaf geschlossen, die einzige Bewegung – eine leichte Drehung - durch die zugespitzten Beine und den nach oben hängenden Armen an die Pose einer Ballerina erinnernd. Splitternackt war die Frau.

Plötzlich tat sich etwas; ein Herzschlag ließ den Körper aufzucken. Durch den Ruck öffnete sich ihr Mund einen Spalt breit und Wasser drang in ihre Lunge. Wie aus einem Albtraum erwachend, schlug die Frau ihre blauen Augen auf.

Der Schock zwischen ihrem vermeintlichen Traum und der Realisierung kurz vor dem Ertrinken zu stehen, war in ihrem Gesicht deutlich ablesbar. Instinktiv strampelte sie wilden mit den Armen und Beinen los.

Das war eine sehr kraftaufwendige Reaktion, denn die Wassermassen um sie herum übten einen großen Druck auf sie aus. Zwar war sie nicht allzu tief drin, aber in ihrem geschwächten Zustand war jede Anstrengung eine lebensgefährliche Herausforderung. Nachdem sie etwas planlos herum strampelte, bemerkte sie das Sonnenlicht über ihr und koordinierte ihre Bewegungen mit großer Not gen Oberfläche.
Ihre Lunge schnappte voller Gier hastig nach Luft, als sie wie ein Wunder die Wasserschicht durchbrach. Dieser Moment hatte etwas von einer Geburt. Die Frau hustete und prustete sich das Wasser aus der nun mehr mit Sauerstoff gefüllten Lunge. Ihr Körper hatte seine wichtigsten Funktionen wieder aufgenommen. Allerdings besaß sie nicht mehr viel Kraft und wenn sie nicht bald aus dem Wasser fand, dann würde dies nicht nur ihre symbolische Wiedergeburt, sondern auch ihr Wassergrab werden. Jedoch fehlte ihr aufgrund der plötzlichen Situation komplett die Orientierung. Ihr Blick war noch verschwommen. Dazu kam, dass sie unter Schock stand. Dem Schock des Lebens.

Irgendwie schaffte sie es nach einer gefühlten Ewigkeit, ihre Umgebung einzuordnen. Das Wasser war zwar tief genug für sie, um zu ertrinken – aber dennoch nicht weit von festen und vor Allem trockenen Boden entfernt. Sie sah nicht weit von ihrem Standpunkt etwas Großes, Grünes an mehreren Stellen in den Himmel ragen. Darauf navigierte sie zu. Auf halber Strecke zum rettenden Festland, durchzog ein Muskelkrampf nach dem anderen ihren zierlichen Körper. Zwar war ihr Tastsinn ohnehin noch zu taub, die Schmerzen wahrzunehmen – dennoch behinderte sie es beim Schwimmen. Sie erschlaffte allmählich, obwohl sie nichts vom Leben verstand stieg etwas wie Panik in ihr auf. Ihr ging schleichend der Lebensatem aus. Ihr Kreislauf war nicht fähig den direkten Stress der Situation ohne Weiteres zu verkraften. Gerade, als sie sich aufgeben wollte, berührte ihr zappelnder Fuß Boden. Sand, sie stand in Sand. Oder eher sandigem Matsch, noch stand sie immerhin im Wasser. Nur noch wenige, wackelige Schritte und sie stürzte vornüber auf das trockene Festland. Den Sturz bemerkte sie gar nicht mehr richtig, sondern freute sich des erhaltenen – geretteten Lebens ihrerseits.

Ihr Atem wurde entspannter, während sie sich langsam auf den Rücken drehte und tief durchatmete. Wo immer sie hier war – und wer immer sie eigentlich war – sie lebte.

Sie schaute in den endlos blauen Himmel, während das Wasser in hunderten kleinen Wassertropfen gemächlich von ihrer Haut auf den Sand rann. Dann sah sie zwei dunkle Punkte am Himmel, in ihre Richtung bewegend.

Herzklopfen begleitete diesen Anblick, ganz gleich, dass die Frau selbst keinerlei Ahnung über den Grund besaß. Die Punkte kamen näher und nahmen Form sowie Gestalt an. Erst dachte sie an überdimensional große Vögel, doch trotz eindeutiger Flügel, der restliche Körperbau war menschlich.

Zunächst flogen diese seltsamen Gestalten über sie hinweg. Doch etwas schien ihr Interesse geweckt zu haben – sie flogen einen Kreis um die Stelle an der sie lag. Ihre Silhouetten wurden größer und größer, sie befanden sich im Sinkflug!

Die Frau bekam große Augen, ihr Herz schlug wild. Unter die noch abperlenden Wassertropfen mischte sich frischer Schweiß. Eine unterbewusste Ahnung gab ihr den Befehl von dort wegzukommen, den Fremden zu entfliehen. Doch zu spät; Die zwei Wesen landeten jeweils links und rechts von ihr. Der Linke etwas größer, als der Rechte, Männer. Beide trugen identische Kleidung, Erinnerte etwas an das Gewand eines Pfarrers, nur statt schwarz waren sie hellblau gefärbt. Ihre Gesichter konnte die Frau nicht erkennen, ihre Wahrnehmung sackte erneut ab. Sie stand kurz vor der Ohnmacht.

Ihre Augen wurden sehr schwer, unaufhaltbar. Noch hörte sie einen der beiden Fremden mit den engelsgleichen Flügeln etwas sagen: „Kein Neo-Angel, kein Engel, keine Flügel. Noch dazu nackt an einer Oase liegend. Sollte es tatsächlich noch einen Menschen außerhalb der Sklaverei geben?“ Sein Gegenüber erwiderte noch: „Ich weiß es nicht, aber ich kann minimale Anzeichen von Magie in ihrer Aura spüren, wir sollten das überprüfen.“

Dann begrüßte sie, die ihr bereits vertraute Dunkelheit.


ENDE

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