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Geschichtsexperiment (4) - göttlich verpeilt

3 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Geschichte, Buch, Fantasy ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Geschichtsexperiment (4) - göttlich verpeilt

27.12.2013 um 23:41
Gerade noch rechtzeitig der momentan tägliche Teil zur Geschichte.

göttlich verpeilt

Eleanors Körper war erfüllt von Wärme und Sicherheit. Das Leben pulsierte nur so in ihr. Auch ihre Seele war seltsam befreit von allen geistigen Lasten. Zuerst hielt sie sich für tot. Bestätigend zu diesem Eindruck erkannte sie ein helles Licht durch ihre Augenlider dringen. Leise flüsterte sie verschlafen: „Castao?“ Er war es nicht, sie öffnete ihre Augen einen Spalt breit und erkannte die Beleuchtung der Stätte der Ruhe als das Licht. Sie lag auf einer der Wolken, zusammengekauert zum Schlaf. „Oh, Mist. Bin ich ernsthaft wieder dabei eingeschlafen?“, vermutete sie sich laut fragend. Wo aber steckte dann Castao? Er war nicht der Typ, der sie dort einfach zurückgelassen hätte.

Sich streckend stand sie gemächlich – um den vor ihr liegenden Mantel zu entdecken. „Was? Sein Mantel liegt hier herum? Ich versteh das nicht“, resignierte sie. Eleanor hob den Mantel vom Boden auf, verkohlter Stoff rieselte von ihm ab. Da überkam Eleanor die Information innerhalb des Mantels. Sie sah Castao mit etwas innerhalb seines Körpers kämpfen, dann wie er seine Hand auf ihren Kopf legte und wie er anschließend zu Staub zerfiel. Der Mantel fiel dorthin, wo sie ihn gerade gefunden hatte. Eleanor schreckte keuchend von dieser Vision auf. Ihr Herz pochte schnell. Hatte ihr der Mantel das gerade gezeigt? Sie selbst besaß über keine Visionsgabe wie es bei Loree der Fall war, aber das hier war auch mehr direkt vom Mantel übertragen gewesen. Als habe er sich ihr mitgeteilt.

Castao war tot, dies war die Botschaft und das einzig Entscheidende. Eleanor wusste, sie sollte jetzt Trauer empfinden. Etwas aber hielt sie davon ab. Eine Macht, auf ihre Seele pressend, versperrte jede Schwäche - selbst wenn es Trauer um ihren Freund und Lehrer war. Das Mädchen verstand. Er hatte ihr diese Kraft zukommen lassen, zu welchem Zweck auch immer. Diese pulsierte nun in ihr und war verantwortlich für das unbeschreibliche Hoch ihrer Gefühle. Sie wünschte, Castao wäre noch da um ihm dafür zu danken.

Plötzlich hörte sie die Klänge, die ihn stets zur ihr begleitet hatten. Ein gewaltiges Licht brach mitten im Raum aus dem Nichts hervor auf und strahlte ein wunderschönes Wohlgefühl aus – allerdings weit weniger präsent als die Kraft in ihr. „Castao, bist du zurück unter den Lebenden?“, fragte Eleanor hoffnungsvoll. Castaos Stimme aber antwortete seltsam verzerrt: „Nein, Kleines. Ich bin tot. Lass mich zurück, zurück ins Reich der Toten!“ Das verstand sie nicht, wie meinte er, sie solle ihn dorthin lassen? Er wiederholte: „Gib mich frei. Ich gehöre nicht mehr hierhin. Habe Gnade.“ Eleanor bekam es mit der Angst zu tun, sie wollte nur noch eins; dass er weg war. Das Licht gab nach und mit einem gespenstischen Wehklagen verschwand seine Präsenz wieder. Das war ihr nicht geheuer.

Hier passierte etwas, etwas Furchtbares. Entgegen diesem Empfinden, war sie aber standhaft und regungslos. Keine Unsicherheit kam an sie heran. So hätte sie ihre Mutter sehen müssen. Prompt in diesem Moment veränderte sich ihre Umgebung. Die Stätte der Ruhe verschwand und wurde von einem großen Raum mit Tischen voller alchemistischer Ingredienzien ersetzt. Es blubberte und zischte, mehrfarbige Dampfwolken stiegen in die Luft empor und sammelten sich an der Decke zu einer Regenbogenwolke. Dies war die Forschungseinrichtung Zealors. Der Arbeitsplatz ihrer Mutter Dao. „Eleanor, was machst du denn hier?“, fragte eine weibliche Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und erkannte ihre Mutter in ihrem, von verschiedenen Mittelchen verätzten, Kittel. Sie war schon etwas über ihrer Lebensblüte, die ersten Fältchen waren zu sehen und der billige Lippenstift überspielte das auch nicht sonderlich gut. Überhaupt wirkte sie mit ihren kurzen, braunen Haaren und dem eher männlichen Haarschnitt nicht sonderlich wie eine attraktive Frau. Das glich sie aber mit einer leidenschaftlichen Herzlichkeit und Geduld aus. Eleanor fragte ähnlich nach: „Wie komme ich denn jetzt hierher? Ich war doch gerade noch in der Stätte der Ruhe!“ Schmunzelnd scherzte Dao: „Hat dir Castao das Teleportieren näher gebracht und nicht aufgepasst?“ Als Antwort bekam sie die trockene Nachricht: „Castao ist tot.“

Ihrer Mutter entglitten alle Gesichtszüge: „Bitte, was? Wie meinst du das?“ Eleanor seufzte gelangweilt: „Er ist tot, ich bin hier und vollgepumpt mit Energie, die er mir gab und irgendetwas Komisches mit mir anstellt. Genug geantwortet?“ Ihre Mutter schaute zornig drein: „Wie redest du mit mir? Diese, diese Energie – was war das?“ Eleanor wurde es zu bunt. Ihr Inneres wollte ihrer Mutter alles erzählen. Sie um Hilfe anbetteln, denn es tat weh. Sie wollte weinen. Weinen um Castao und dem was geschehen war. Fähig dazu, war sie nicht. Stattdessen schnaubte sie arrogant und mit einem Augenzwinkern war sie in Lorees Zimmer.

Dieses war in grün angestrichen, passend zu ihrer Natur. Wie bei ihr stand das Bett hinten links in der Ecke, doch ihr Schreibtisch stand direkt daneben und war weit weniger voll. Loree selbst saß mit dem Rücken zu Eleanor am Schreibtisch und las augenscheinlich in einem Buch. Eleanor räusperte sich. Fast einen Herzinfarkt erleidend, machte Loree einen Satz nach oben und schaute erschrocken nach hinten. Eleanor kicherte. Noch vom Schreck ans Herz fassend, raunte Loree: „Hast du mich erschreckt, Eleanor! Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören. Wie bist du überhaupt reingekommen? Ich bin alleine im Haus.“ Grinsend trat Eleanor näher: „Oh, mach dir darüber keine Gedanken. Die mache ich mir schon genug.“ Eigentlich wollte sie ihre Furcht geradezu herausbrüllen, die Macht aber hatte sie fest im Griff und je mehr sie an dem Ganzen verzweifelte, desto verstärkter wurde ihr Ego bekräftigt. Allmählich bekam sie Kopfschmerzen. Ihre Aufmerksamkeit widmete sich dem Buch: „Ich wusste gar nicht, dass du dich für Drachen interessierst.“ Loree erklärte – über das Auftauchen ihrer Freundin noch immer irritiert: „Tue ich auch eigentlich nicht, aber in deinem Buch stand doch etwas von Drachentränen. Die hören zu dem Ritual um zum zweiten Hauptsitz zu werden – und darum mache ich mich schlau, wo man die bekommen könnte.“ Eleanor lachte hämisch auf: „Um dann was zu tun? Den Drachen zum Weinen zu bringen?“

Lorees Blick ließ Eleanor wütend über sich selbst werden, sie musste einen Weg finden sich zu stoppen. Anstelle dessen, spottete sie weiter: „Du wirst niemals im Leben und auch niemals im Tod die Gelegenheit bekommen, einem Drachen zu begegnen – geschweige denn ihm eine Träne abzunehmen!“ Jetzt aber gab es Tränen, nämlich von Loree: „Du bist gemein! Lass mich in Ruhe.“ Eleanor bewegte sich keinen Millimeter, ihr bedrohliches Grinsen wurde breiter. Loree schubste sie: „Geh! Geh aus meinem Haus! Ich will dich nicht mehr sehen.“ Ihr Gegenüber aber sprach triumphierend: „Soll ich die Tränen auch gleich wieder mitnehmen?“ Ihre rechte Hand schnellte hervor und hielt eine Viole mit einer kristallen glitzernden Flüssigkeit darin. Loree holte scharf Luft – das waren Drachentränen wie in ihrem Buch beschrieben! Die Situation wurde zunehmend unheimlicher für beide Anwesenden. „Wie…hast du?“, stammelte ihre Freundin. Eleanor wusste es selbst nicht. Sie hatte kurz daran gedacht, ihrer Freundin helfen zu wollen und da war das Fläschchen. Eiskalt forderte sie: „Knie nieder vor deine Herrin. Vielleicht schenke ich sie dir dann aus tiefster Barmherzigkeit.“ Loree bekam große Augen, Eleanor war ebenso entsetzt, konnte es aber natürlich nicht zum Ausdruck bringen. Entgegen ihr Bestreben, sah sie das Mädchen tatsächlich widerwillig vor sich auf den Boden sinken. Dann übergab Eleanor ihr anmutig mit ihrem Arm schwenkend die Viole.

„Nun, bist du meine Dienerin. Stehe auf“, wisperte Eleanor wie wahnsinnig. Ihre Kopfschmerzen wurden stärker. Die Wärme entwickelte sich ganz langsam zu einer unangenehmen Hitze. Ihre neue Dienerin tat wie ihr geheißen, die Hände fest um das Fläschchen. Ihre Augen spiegelten Erniedrigung und auflodernden Hass wider. Eleanor hätte zu gerne gewusst, was sie gerade dachte. „Dafür wird sie büßen, wenn ich den zweiten Sitz eingenommen habe!“, hörte sie Loree. Überrascht schürzte sie ihre Lippen: „Ooooh, undankbar sind wir also. Wollen unsere Meisterin stürzen am Tag der Tage. Obwohl er nur durch mich greifbar wird.“ Ihre Freundin stand mit offenem Mund da. Sie musste inzwischen ähnliche Todesangst durchleben wie Eleanor selbst. Was aber konnte sie nur tun?

Zu ihrer Überraschung wurde Loree plötzlich frech: „Als ob du mich tatsächlich zum zweiten Sitz machen könntest! Wer sagt mir denn, dass du nicht einfach irgendein Nutzlosmittel aus dem Alchemielabor deiner Mutter gestohlen hast, hm? Wer sagt mir, dass das Zeug funktioniert?“ Erstaunt sah Eleanor sie an: „Du zweifelst an mir? Tatsächlich? Na dann, gut. Machen wir dich zu mehr. Führen wir das Ritual durch – und ich verspreche dir, selbst als höchste Magierin wirst du von mir mit dem kleinen Finger zerquetscht!“


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Zerox ehemaliges Mitglied

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Geschichtsexperiment (4) - göttlich verpeilt

28.12.2013 um 06:15
Und ich dachte mir nur "was geht ab....?" :o:
Scheitn kürzer zu sein als die anderen kapitel, ist aber durchaus intensiver von seiner merkwürdigen "Energie" her :Y:


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Geschichtsexperiment (4) - göttlich verpeilt

28.12.2013 um 14:53
@Zerox
Ist tatsächlich kürzer geworden, hatte auch gestern gar keinen Bock und war erstaunt, dass ich es dennoch hingekriegt habe.


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