Aus dem Inneren der Villa Wahnsinn
19.08.2012 um 17:36Juhu! Wir haben Strom. Und Telefon! Und Internet!
So langsam nimmt die Sache Formen an. Mit gewissen Rückschlägen.
Kontrollanruf meiner Tochter: "Na, wie weit seid ihr mit dem Streichen?" Die schöneren potenziellen Kinderzimmer sollen erstmal nur Farbe auf die verschossene Raufaser kriegen.
"Also, die Farbe ist auf der Tapete. Die ist aber nicht mehr an der Wand."
"Na, dann klebt sie doch da, wo sie hochkommt, erstmal wieder an."
"Zu Befehl, Frau Doktor - aber da gibt es ein kleines Problem. Die Farbe ist an der Tapete geblieben, die Tapete ist am Putz geblieben - nur der Putz nicht an der Wand. Wir haben da ein paar Quadratmeter wunderschönes Mauerwerk freigelegt. Der olle Putz ist total versandet. Den kannst Du von der Wand fegen."
"Na, dann diktier mir mal, was Du alles brauchst, um das wieder hinzukriegen!"
Oder:
"Papa, kannst Du diese hohen Türschwellen nicht wegreissen?"
"Dann sind die Türen zu kurz."
"Kannst Du da nicht was anflicken?"
"Jawoll!"
kurz darauf:
"Papa, was sind das für Löcher hier im Parkett?"
"Du hast gesagt, ich soll die Schwellen rausreissen."
Vater und Tochter und Partnerin gucken in einen Krater im Holz, unter dem unendliche Tiefen gähnen.
"Kannst Du das nicht irgendwie wieder zumachen?"
Ja, so geht es zu in der Villa Wahnsinn.
Birte hat aus Mausangst inzwischen Quartier in meinem Zimmer bezogen und meiner Tochter freudestrahlend eröffnet: "Ich sslafe mit Deine Vater!" Daraufhin versuchte ich den Irrtum aufzuklären und den Unterschied zwischen bei und mit herauszuarbeiten. "Nein, Birte, Du schläfst nicht mit mir, sondern bei mir!" "Und nein, das hat mit Beischlaf nichts zu tun!" Wunder der deutschen Sprache.
Ich habe Leila gegenüber das Birte-Problem angesprochen. Nichts gegen Freizügigkeit - aber ich habe es schon gern, wenn Menschen beim Kacken die Klotür schliessen. "Dass iss genau so naturlig wie Essen!" "Essen riecht meist aber besser." (Ausser wenn Birte ihre Biokost anrichtet). "Leila, Deine Papa ist verklemmt!"
Ich kann damit leben, wenn ein nacktes blondes Dickerchen mich nachts von der Matratze drängt. (Inzwischen haben wir drei im Haus. Matratzen, nicht Dickerchen). Ich kann auch damit leben, wenn ich mit ihr zusammen arbeiten muss und sie nur (wahlweise) T-Shirt oder Shorts trägt oder mich zum Baden an den Strand zerrt. Aber offene Klotüren überschreiten meine persönliche Schamgrenze.
"Du musst Birte so akzeptieren, wie sie ist. Sie ist eben ganz natürlich und unverfälscht. Du gewöhnst Dich dran."
"Ich habe ständig das Gefühl, hier in Versuchung geführt zu werden. Wie soll ich mich da auf meine Arbeit konzentrieren? Sie könnte sich wenigstens vollständig anziehen. Oder überhaupt mal."
"Sie ist ohne Vater aufgewachsen. Vielleicht liegt's daran, dass sie Dich als Vater ansieht. Sozusagen als asexuelles älteres Wesen."
"Alt und asexuell - na, das lass mal nicht Mama Zwo hören."
"Ich kann Dir ja was triebdämpfendes aus der Klinik mitbringen."
Unter solchen Bedingungen soll ich also arbeiten. Aber glücklicherweise hat sich das im Laufe der Wochen auch nach und nach eingekriegt. Der kalte sogenannte "Sommer" dürfte ein übriges dazu beigetragen haben, dass Birte inzwischen meist bekleideter ihrer Arbeit nachgeht.
Inzwischen sind die beiden eingezogen. Die Hütte ist zumindestens bewohnbar - und ich fühle mich wie der Opa von Johannes Heesters. Ängstlich starre ich auf das Telefon: Wer weiss, wann es wieder klingelt.
So langsam nimmt die Sache Formen an. Mit gewissen Rückschlägen.
Kontrollanruf meiner Tochter: "Na, wie weit seid ihr mit dem Streichen?" Die schöneren potenziellen Kinderzimmer sollen erstmal nur Farbe auf die verschossene Raufaser kriegen.
"Also, die Farbe ist auf der Tapete. Die ist aber nicht mehr an der Wand."
"Na, dann klebt sie doch da, wo sie hochkommt, erstmal wieder an."
"Zu Befehl, Frau Doktor - aber da gibt es ein kleines Problem. Die Farbe ist an der Tapete geblieben, die Tapete ist am Putz geblieben - nur der Putz nicht an der Wand. Wir haben da ein paar Quadratmeter wunderschönes Mauerwerk freigelegt. Der olle Putz ist total versandet. Den kannst Du von der Wand fegen."
"Na, dann diktier mir mal, was Du alles brauchst, um das wieder hinzukriegen!"
Oder:
"Papa, kannst Du diese hohen Türschwellen nicht wegreissen?"
"Dann sind die Türen zu kurz."
"Kannst Du da nicht was anflicken?"
"Jawoll!"
kurz darauf:
"Papa, was sind das für Löcher hier im Parkett?"
"Du hast gesagt, ich soll die Schwellen rausreissen."
Vater und Tochter und Partnerin gucken in einen Krater im Holz, unter dem unendliche Tiefen gähnen.
"Kannst Du das nicht irgendwie wieder zumachen?"
Ja, so geht es zu in der Villa Wahnsinn.
Birte hat aus Mausangst inzwischen Quartier in meinem Zimmer bezogen und meiner Tochter freudestrahlend eröffnet: "Ich sslafe mit Deine Vater!" Daraufhin versuchte ich den Irrtum aufzuklären und den Unterschied zwischen bei und mit herauszuarbeiten. "Nein, Birte, Du schläfst nicht mit mir, sondern bei mir!" "Und nein, das hat mit Beischlaf nichts zu tun!" Wunder der deutschen Sprache.
Ich habe Leila gegenüber das Birte-Problem angesprochen. Nichts gegen Freizügigkeit - aber ich habe es schon gern, wenn Menschen beim Kacken die Klotür schliessen. "Dass iss genau so naturlig wie Essen!" "Essen riecht meist aber besser." (Ausser wenn Birte ihre Biokost anrichtet). "Leila, Deine Papa ist verklemmt!"
Ich kann damit leben, wenn ein nacktes blondes Dickerchen mich nachts von der Matratze drängt. (Inzwischen haben wir drei im Haus. Matratzen, nicht Dickerchen). Ich kann auch damit leben, wenn ich mit ihr zusammen arbeiten muss und sie nur (wahlweise) T-Shirt oder Shorts trägt oder mich zum Baden an den Strand zerrt. Aber offene Klotüren überschreiten meine persönliche Schamgrenze.
"Du musst Birte so akzeptieren, wie sie ist. Sie ist eben ganz natürlich und unverfälscht. Du gewöhnst Dich dran."
"Ich habe ständig das Gefühl, hier in Versuchung geführt zu werden. Wie soll ich mich da auf meine Arbeit konzentrieren? Sie könnte sich wenigstens vollständig anziehen. Oder überhaupt mal."
"Sie ist ohne Vater aufgewachsen. Vielleicht liegt's daran, dass sie Dich als Vater ansieht. Sozusagen als asexuelles älteres Wesen."
"Alt und asexuell - na, das lass mal nicht Mama Zwo hören."
"Ich kann Dir ja was triebdämpfendes aus der Klinik mitbringen."
Unter solchen Bedingungen soll ich also arbeiten. Aber glücklicherweise hat sich das im Laufe der Wochen auch nach und nach eingekriegt. Der kalte sogenannte "Sommer" dürfte ein übriges dazu beigetragen haben, dass Birte inzwischen meist bekleideter ihrer Arbeit nachgeht.
Inzwischen sind die beiden eingezogen. Die Hütte ist zumindestens bewohnbar - und ich fühle mich wie der Opa von Johannes Heesters. Ängstlich starre ich auf das Telefon: Wer weiss, wann es wieder klingelt.
