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Religiöser (?) Traum

28 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Traum, Gott, Glaube ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Religiöser (?) Traum

19.01.2022 um 20:06
@baronbumsbirne
@DalaiLotta
@baackpapier
@paxito

Wenn ich nun einmal alle der letzten Beiträge im Gesamten betrachte, dann scheint mir eine Sache sehr offensichtlich.

Es ist belastend, dass ich die letzten Jahre über scheinbar völlig umsonst so viel meiner Lebensenergie darin investiert habe, jemanden gerecht zu werden, den es nicht gibt. Obwohl ich es die ganze Zeit über besser wusste, habe ich mich dieser Aufgabe verschrieben, weil ich fest davon ausging, ich würde falsch liegen mit meiner Annahme, dass es keine allmächtige Person im Himmel gibt, die auf mich hinab blickt und sich wünscht ich würde endlich "den richtigen" Weg einschlagen.

Denn irgendwie ist es natürlich auch eine sehr schöne Vorstellung, dass etwas, was intellektuell auf einem völlig anderen und gar nicht vergleichbaren Level existiert, Interesse an so einem unbedeutendem Stück Materie wie mich hat.

Aber wenn solche Träume eher eine Begegnung mit einem selbst darstellen und nicht mit einem, nach gängiger Definition erdachtem "Gott", dann ist der Traum für mich nicht wirklich was wert.

Ich kann nicht Kontakt mit "meinem göttlichen Selbst" herstellen, wenn ich nicht einmal weiß, wer ich eigentlich bin. Und vor allem, was "mich" überhaupt ausmacht. Vielleicht liegt es an meinem Alter (habe grade so die 20er geknackt) und/oder ich bin einfach nicht so schnell wie andere. Jedenfalls scheint mir diese Aufgabe wie ein Schritt, den ich heute nicht gehen kann und auch nicht gehen sollte.

Ich hätte mir einfach nur gewünscht, die Existenz meiner Selbst hätte in irgend einer Art und Weise mehr Bedeutung als ich immer dachte. Das war die Hoffnung. Denn diese alles durchdringende und immer währende nihilistisch erdachte Rationalität hat mir zwar das Gefühl von intellektueller Überlegenheit verschafft, das ist aber nicht mehr als ein Trostpreis, wenn man bedenkt welche Existenzielle Krise das mit sich ziehen kann, wenn man das ganze einmal zu Ende denkt.

Letztendlich habe ich nach nichts anderem gesucht als dem Gefühl der Sinnhaftigkeit. Das Gefühl von "Ich habe einen Zweck", weshalb ich wohl auch in Zukunft mit einem gewissen Grad an Neid auf Christen, Muslime und Co. blicken werde.

Aber ich habe die Blase der Naiven bereits verlassen. Und egal wie sehr ich mich anstrenge, ich kann mich selbst nicht genug täuschen um ein Bild von der Realität zu verinnerlichen, welches sich so fundamental von meinem Verständnis derselben unterscheidet.

Egal wie sehr ich es will, es würden immer und immer wieder (mehr als nur) essenzielle Fragen auftauchen, die sich völlig automatisch ergeben wenn ich mich damit beschäftige die Bibel oder andere religiöse Texte zu studieren.

Und auf diese Fragen hatte in der Vergangenheit keiner eine zufriedenstellende Antwort und wird auch in Zukunft keiner eine haben.

Das Ding ist, ich bin einfach nicht der Mensch, der etwas "aus einem Gefühl heraus" tut. Ich verlasse mich entgegen des Rates der Bibel sehr wohl auf meinen Verstand, denn diesen habe ich nicht umsonst.

Und auch wenn es stimmt, dass Lehren wie die des Buddhismus bereits durchschaut haben, was viele von uns bis heute nicht verstehen, kommen selbst dort für mich Probleme zum Vorschein, die es mehr oder weniger verhindern, dass ich mich auf diese einlasse.

Vielleicht bin ich ja auch einfach nicht für sowas geeignet.
Weil ich nun einmal zu viel zweifle. Aber dann soll es wohl nicht anders sein.


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Religiöser (?) Traum

19.01.2022 um 20:14
Zitat von ScieneroScienero schrieb:Denn diese alles durchdringende und immer währende nihilistisch erdachte Rationalität hat mir zwar das Gefühl von intellektueller Überlegenheit verschafft, das ist aber nicht mehr als ein Trostpreis, wenn man bedenkt welche Existenzielle Krise das mit sich ziehen kann, wenn man das ganze einmal zu Ende denkt.
Ich hake da einmal ein. Ja. Völlig richtig, den rationalen Kurs den du fährst verunmöglicht einen naiven Glauben. Er führt zwangsläufig in die nihilistische Krise. Aber diese Krise besteht endet nicht mit einem entweder naiver Glaube oder nihilistische Sinnlosigkeit. An dem Punkt war ich in deinem Alter auch mal. Das ist nicht der Endpunkt des kritischen Denkens, es ist der Anfang.
Zitat von ScieneroScienero schrieb:Egal wie sehr ich es will, es würden immer und immer wieder (mehr als nur) essenzielle Fragen auftauchen, die sich völlig automatisch ergeben wenn ich mich damit beschäftige die Bibel oder andere religiöse Texte zu studieren.
Lies „Also sprach Zarathustra“, das „Dao de Jing“, „Entweder - oder“ und dann noch die „Upanishaden“. Und wenn du das alles gelesen hast, sag mir ob du diesen Satz immer noch so schreiben würdest.


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Religiöser (?) Traum

19.01.2022 um 21:38
Zitat von ScieneroScienero schrieb:Egal wie sehr ich es will, es würden immer und immer wieder (mehr als nur) essenzielle Fragen auftauchen, die sich völlig automatisch ergeben wenn ich mich damit beschäftige die Bibel oder andere religiöse Texte zu studieren.
Meinst du das in dem Sinne, dass du um diese Fragen herum kämst, wenn du dich nicht mehr mit der Bibel (o.ä.) beschäftigst?
Das kann doch nicht dein ernst sein, oder?
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das ist nicht der Endpunkt des kritischen Denkens, es ist der Anfang.
Genau.
(No front, @Scienero ich bin auch schon älter.)
Zitat von ScieneroScienero schrieb:Ich hätte mir einfach nur gewünscht, die Existenz meiner Selbst hätte in irgend einer Art und Weise mehr Bedeutung als ich immer dachte.
Naja, du stellst dir diese Fragen ja nicht deshalb, weil die Antwort doch irgendwie in dem Buch versteckt wäre,
sondern weil du dieses Selbst hast, dass sie stellt. Und eigene Antworten möchte.

Deine Fragen haben was zu bedeuten, beweisen, dass du eben mehr als ein rationaler Computer bist.
Diese Formbarkeit, dass du entscheiden kannst, was du glaubst - durch dein hinterfragen können,
da liegt die Bedeutung "versteckt".

Oder suchst du nur nach dem Grund dafür, warum du "leidest"?
An den unbeantworteten - bzw. nicht gestellten Fragen leidet man.
Sag ich als Therapeutin, dass man im be- bzw. ver- Antworten können Heilung findet.
Aber "Glaube" - sofern er sich auf dieses Wahrnehmungs- und Beziehung-Ding bezieht, ist auch erstmal ausreichend.

Bring Herz und Verstand zusammen, dann findest du Sinn in dir.
Das funktioniert seit Urzeiten nach diesem Muster.
Und dass dir dein Zweifel heilig ist, halte ich immer noch für ein gutes Zeichen.
Zitat von ScieneroScienero schrieb:nach gängiger Definition erdachtem "
Ein von anderen ausgedachter Gott wär dir lieber als ein eigener?
Das finde ich jetzt eine komische Art, spirituell zu sein.
Ging es dir nicht um diese Beziehung zum jeweiligen Gläubigen?

Und es ist dir nicht rational genug, dass du derjenige bist, der das am Besten kann?
Du wirst diese Beziehung mit deinem Selbst ertragen müssen, bis der Tod euch scheidet, ist dir das klar?

Es ist echt das vernünftigste was du machen kannst, in diese Beziehung Zeit und Liebe zu investieren.
Du besiegst damit den Teufel (oder den "Schatten" deiner Fragen) in dir und bekommst ein Gefühl für dein "göttliches" Selbst.

Dir erschien diese Frage ja in Form von "Was ist mit den anderen"?
Wo genau ist das Problem?
Hätte Gott Tentakel haben müssen? Ein Boot?
Was stört dich an dem Detail, dass die anderen nicht sofort mitkommen?
Deren "Leid"? Oder dass du dann nicht mehr dazu gehörst?
Weil du bei "deinem" Gott bist?

Mystische Erfahrungen sind immer individuell.
Du hättest die Hand ruhig nehmen können, das ist das "normale Prozedere".
Deine Erlösung muss ja nicht gleich das jüngste Gericht einläuten und alle betreffen.
Ahoi!


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Religiöser (?) Traum

20.01.2022 um 06:35
Zitat von ScieneroScienero schrieb:Weil ich nun einmal zu viel zweifle. Aber dann soll es wohl nicht anders sein.
Wenn du denn genug verzweifelt bist, bringst du dich um oder kommst zum Glauben.
Träume können auch Wünsche bedeuten.


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Religiöser (?) Traum

20.01.2022 um 11:50
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Meinst du das in dem Sinne, dass du um diese Fragen herum kämst, wenn du dich nicht mehr mit der Bibel (o.ä.) beschäftigst?
Das kann doch nicht dein ernst sein, oder?
Damit sind ja keine allgemeinen Fragen gemeint, sondern Fragen die ihren Kontext in der Unsinnigkeit von biblischen Erzählungen haben. Insofern komme ich natürlich drum herum, wenn ich dieses uralte Buch nicht mehr lese.
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Du wirst diese Beziehung mit deinem Selbst ertragen müssen, bis der Tod euch scheidet, ist dir das klar?
Ja, das ist mir klar. Und das ist eine Last, die es zu schultern gilt.
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Dir erschien diese Frage ja in Form von "Was ist mit den anderen"?
Wo genau ist das Problem?
Stelle dir vor, du bist in einer aussichtslosen Situation mit Menschen, die du gut kennst. Niemand kann der Situation entfliehen. Dann kommt ein Ausweg zum Vorschein und nur ich soll die Möglichkeit haben, diesen in Anspruch zu nehmen ?

Das ist nicht fair. Es zu tun ist egoistisch. Basically alle anderen sterben zu lassen, ist krank.
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Du hättest die Hand ruhig nehmen können, das ist das "normale Prozedere".
Wenn das "normal" ist, dann Happy Halloween.


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Religiöser (?) Traum

20.01.2022 um 17:29
@Scienero es ging um deine Erlösung - und nicht um das jüngste Gericht.
In deinem Traum ging es eben nicht darum, die alle an Land zu bringen, sondern in den Himmel - oder?

Nimm das mit dem "normalen Prozedere" nicht so ernst; Punkt ist halt, dass ne "mystische Erfahrung" was individuelles ist.
Und ich mir nicht als "rational" verkaufen lasse, was du da dem "obersten Rettungsschwimmer" zumuten willst.
No front, aber für mich ist das ein Kategorienfehler.
Zitat von ScieneroScienero schrieb:Basically alle anderen sterben zu lassen, ist
das, was unser Schicksal ist - oder kennst du wen, der nicht sterblich ist?
Sortier die Kategorien, bevor du so "argumentierst".

Das ist nicht "krank", das ist die "Ausgangssituation".
Und eigentlich ja wohl irgendwie auch der Anlass deiner Suche -
dass wir alle sterblich sind, bis auf diesen sogenannten "Gott".

Der Mensch kann halt glauben und er kann zweifeln,
er kann sich nen Gott ausdenken aufgrund seiner Hoffnungen und einen Teufel aufgrund seiner Enttäuschungen.
Er kann sich aber auch an die eigene Nase packen und was draus machen, dass er selbst die Wahl hat.


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Religiöser (?) Traum

29.01.2022 um 11:09
@Scienero
Hallo!!

Dein Traum. Gratuliere. Klingt sehr spannend und scheint auch sehr anschneidend gewesen zu sein.
Meine Gedanken dazu... Du schreibst, dass du dich manchmal, aufgrund deines Inteleltuellen Denkens, den Gläubigen gegenüber erhaben gefühlt hast... Ich hoffe, ich gebe das jetzt mit deinen Gedanken wieder... Auch schreibst du, dass du gezögert hast nach der Hand zu greifen, aus Sorge um die anwesenden Mitschwimmer?? Dann, bevor du nach der Hand greifen wolltest, war der Traum zu Ende...
Vielleicht will dir der Traum ins Bewusstsein rücken, dass du eine "Gabe" hast, die dir in dem Ausmaß gar nicht bewusst ist. Nämlich, dass dir das Wohl der "Gesamtheit" am Herzen liegt. Nächstenliebe nennt das die Bibel, oder.
Ich denke, gerade wegen deines zweifelnden Verstandes, bist du auf dem besten Weg "Gott" zu finden. "Er" scheint ja schon auf dich zu warten ;)

Alles Gute!!!!


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Religiöser (?) Traum

08.06.2022 um 20:05
Zitat von ScieneroScienero schrieb am 15.01.2022:Da waren auch andere Menschen. Wären die dann gestorben ?
Jeder kriegt seine letzte Chance.
Zitat von ScieneroScienero schrieb am 15.01.2022:Warum sollte nur ich nach dieser Hand greifen?
Gott bietet jederzeit die Rettung an, er zwängt sie uns nicht auf, sie ist ein Geschenk, das aus freiem Willen angenommen wmuss angenommen werden.
Zitat von ScieneroScienero schrieb am 15.01.2022:Manchmal denke ich, das war vermutlich meine letzte Chance um mich auf Gott einzulassen, so nach dem Motto: Ich habe mir jetzt den Aufwand gemacht hier zu erscheinen und wenn du nicht willst, dann wars das.
Man sagt er sei nicht nur erschienen, sondern auch für seine Liebe zu den Menschen ermordet worden.
Zitat von ScieneroScienero schrieb am 15.01.2022:Ich meine, ich habe wirklich sehr oft versucht an Gott zu glauben, aber ich habe es nie wirklich geschafft. Mein Verstand hat zu viele Einwände, weshalb ich Gott an sich auch die meiste Lebenszeit über nur verspottete.
Wenn du nicht an ihn glauben kannst, wieso verspottest du ihn dann, bzw. die Menschen, die das können?
Zitat von ScieneroScienero schrieb am 15.01.2022:Was denkt ihr darüber ?
Du möchtest im Prinzip an Gott glauben.Vielleicht würdest du in deinen Sterbemomenten sogar Gott deine Hand entgegenstrecken. Du siehst deinen Verstand als Hindernis und würdest es begrüßen, wenn sich dir Gott über alle Zweifel erhaben zeigen würde. Und genau darum geht es in deinem Traum.

Jeder beschäftigt sich irgendwann mit Gott, Menschen die du kennst und welche, die du nicht kennst. Das langsame ertrinken im Meer steht für die Lebenszeit, die sekündlich verstreicht und weniger wird.
Das plötzliche erscheinen Gottes wider sämtliche Naturgesetze ist das was du ersehnst, wie der ertrinkende die Rettung.
Gott bietet dir diese Rettung an und du würdest sie prinzipiell annehmen, gleichzeitig machst du dir Gedanken darum, wie es andere Menschen handhaben und was aus ihnen wird.

Du bist ein Thomas. Dieser sagte sinngemäß, wenn ich nicht meine Finger in die Wunden des Auferstandenen Jesus legen kann, dann kann ich nicht glauben. Jesus erschien und sagte zu ihm: Leg deine Hand hier hin.

Hör auf deinen Traum.


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