Erholung der Erde - unmöglich?
Erholung der Erde - unmöglich?
07.01.2012 um 23:17Erholung der Erde - unmöglich?
07.01.2012 um 23:21@ShawnFKennedy
Ich bin eig. auch dagegen mit dem was sie meinten... Es ist zwar ziemlich doof soo viele Meschen zu haben, aber man kann doch nicht voraus planen, wieviele Kinder man haben sollte... Schwachsinn.
Ich bin eig. auch dagegen mit dem was sie meinten... Es ist zwar ziemlich doof soo viele Meschen zu haben, aber man kann doch nicht voraus planen, wieviele Kinder man haben sollte... Schwachsinn.
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07.01.2012 um 23:25Mach die Menschen platt und schon ist alles perfekt.
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07.01.2012 um 23:35Das die Theorie mit der Überbevolkerung etwas hingt sollte klar sein. Klar Länder wie China und Indien stellen da ein Problem aber es gibt genügend Länder die Unterbevölkert sind, zumindestens im Vergleich zu diesen beiden Ländern (Australien z.B.).
Zusätzlich wird es zum Problem werden, da diese Schwellenländer den gleichen Standard erreichen wollen wie z.B. Deutschland, wird ein bewußtes Handeln mit der Natur konsequent unterbunden.
Wäre das in all den Köpfen präsent, würde eine sieben Millionen Marke halb so wild sein.
Wenn wir schon die Bevölkerung der Erde dezimieren, dann doch bitte gerecht, so könnte es einen von euch oder ein Mitglied der Familie treffen und das wäre doch bestimmt nicht toll!
Was die Natur als Mittel gegen eine Überbevölkerung parat hat, zeigt doch das weltgrößte Flüchtlingscamp in Afrika, mit ca 2 Millionen Menschen auf engsten Raum, wenn mich nicht alles täuscht. Das ist ein Krankheitsherd ohne gleichen.
Zusätzlich wird es zum Problem werden, da diese Schwellenländer den gleichen Standard erreichen wollen wie z.B. Deutschland, wird ein bewußtes Handeln mit der Natur konsequent unterbunden.
Wäre das in all den Köpfen präsent, würde eine sieben Millionen Marke halb so wild sein.
Wenn wir schon die Bevölkerung der Erde dezimieren, dann doch bitte gerecht, so könnte es einen von euch oder ein Mitglied der Familie treffen und das wäre doch bestimmt nicht toll!
Was die Natur als Mittel gegen eine Überbevölkerung parat hat, zeigt doch das weltgrößte Flüchtlingscamp in Afrika, mit ca 2 Millionen Menschen auf engsten Raum, wenn mich nicht alles täuscht. Das ist ein Krankheitsherd ohne gleichen.
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08.01.2012 um 05:38die menschen sind (noch) nicht in der lage die erde zu zerstören, weder den planeten ansich, noch 100% des lebens
ergo, ja, die erde erholt sich
es gibt kaum eine möglichkeit das leben auf einem planeten zu 100% auszulöschen
da müsste man schon das zentralgestirn entfernen oder die erde einem waren bombardement unterziehen (welches in der frühzeit, lange vor der entstehung des lebens stattgefunden hat -> siehe LHB large heavy bombardement, die trümmer des frühen sonnensystems, welche die planeten formten und noch zig millionen jahre später auf die einzelnen planten schlugen)
ergo, ja, die erde erholt sich
es gibt kaum eine möglichkeit das leben auf einem planeten zu 100% auszulöschen
da müsste man schon das zentralgestirn entfernen oder die erde einem waren bombardement unterziehen (welches in der frühzeit, lange vor der entstehung des lebens stattgefunden hat -> siehe LHB large heavy bombardement, die trümmer des frühen sonnensystems, welche die planeten formten und noch zig millionen jahre später auf die einzelnen planten schlugen)
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08.01.2012 um 10:25@ShawnFKennedy
Es ist nunmal Fakt, daß die menschliche Überbevölkerung in sehr naher Zukunft ein gewaltiges Problem aufwerfen wird.
Da die Natur die Eigenschaft hat sich selbst zu regulieren, wird dieses Problem auch irgendwann gelöst werden.
Sei es, daß der Mensch sich selbst dezimiert, oder die Natur den Mensch dezimiert.
Frühestens, wenn das größte Problem zu Kriegen oder Seuchen führt, wird sich das regulieren.
Spätestens, wenn die globale Erwärmung das Leben erschwert wird sich die Zahl der Homo Sapiens vermindern.
Die Erde, bzw die Umwelt wird sich danach schon wieder von selbst erholen, wenn der Mensch weg ist.
Das wäre ja nicht zum ersten Mal im Laufe der Erdgeschichte.
ShawnFKennedy schrieb:Ganz schön krank, was ihr hier so raushaut....Wenn Du mit Krank Realistisch meinst, dann kann das wohl zutreffen.
Es ist nunmal Fakt, daß die menschliche Überbevölkerung in sehr naher Zukunft ein gewaltiges Problem aufwerfen wird.
Da die Natur die Eigenschaft hat sich selbst zu regulieren, wird dieses Problem auch irgendwann gelöst werden.
Sei es, daß der Mensch sich selbst dezimiert, oder die Natur den Mensch dezimiert.
Frühestens, wenn das größte Problem zu Kriegen oder Seuchen führt, wird sich das regulieren.
Spätestens, wenn die globale Erwärmung das Leben erschwert wird sich die Zahl der Homo Sapiens vermindern.
Die Erde, bzw die Umwelt wird sich danach schon wieder von selbst erholen, wenn der Mensch weg ist.
Das wäre ja nicht zum ersten Mal im Laufe der Erdgeschichte.
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08.01.2012 um 10:30Schließe mich da einigen Kommentaren an..
Laut n-24 wird sich Mutter Erde nach dem Menschen erholen.
Im Laufe der Zeit wird sich die Natur zurückholen, was der Mensch ihr weggenommen hat.
Laut n-24 wird sich Mutter Erde nach dem Menschen erholen.
Im Laufe der Zeit wird sich die Natur zurückholen, was der Mensch ihr weggenommen hat.
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13.01.2012 um 19:50@Paka
Paka schrieb am 07.01.2012:Wer eins adoptiert, anstatt selber macht, soll auch belohnt werden.Das Vergnügen beim Zeugen eines Kindes verflüchtigt sich bei seiner Erziehung.
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13.01.2012 um 23:01Es gab im Laufe der Erdgeschichte bisher 5 große Aussterbeereignisse ( Wikipedia: Massenaussterben ) umgangssprachlich auch "Big five" genannt und bisher hat sich die Artenvielfalt immer wieder erholt, es dauerte nur halt ein paar millionen Jahre. Am schlimmsten war wohl das Aussterbeereignis zur Perm-Trias-Grenze bei dem ca . 90% aller Tier- und Pflanzenarten ausgestorben sind. Auf dem Niveau dieser Aussterbeereignisse befinden wir uns heute noch lange nicht und es ist zu hoffen, dass das auch so bleibt und wir nicht ein sechstes Produzieren.
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13.01.2012 um 23:09@Tarsius
Ganz einfach, weil die ausgestorbenen Arten Lücken hinterließen, die von anderen Arten besetzt wurden und diese sich dann auch weiterentwickelten.
Das kann man mit heute nicht vergleichen, denn die Lücken die der Mensch schlägt, vergrößern sich weiter und ziehen das ganze Ökosystem in Mitleidenschaft. So gesehen ist der Mensch eine weitere Aussterbekatastrophe, gleichzusetzen mit Asteroiden, Vulkanen, Gammablitzen usw. Bedeutet, dass die Menschen weg müssen, dann erholt sich der Planet wieder.
Und ja, das durch den Menschen verursachte Artensterben ist bereits in dem Maße wie das der Dinosaurier. Da gibt es absolut nichts schönzureden.
@ShawnFKennedy
Problem mit der Wahrheit? Die Überbevölkerung ist ein Problem, welches man nicht einfach ignorieren kann. Auch sollte man mit der Menschen dürfen alles - Mentalität aufhören. Das hat dann auch nichts mit krank zu tun, sondern mit Realismus.
Auch kann man es knicken noch menschenleere Gebiete zu besudeln, denn die Natur braucht auch ihren Platz, die hat jetzt schon viel zu wenig. Ich habe absolut keinen Bock drauf in jedem Winkel der Erde Menschen zu haben.
Ganz einfach, weil die ausgestorbenen Arten Lücken hinterließen, die von anderen Arten besetzt wurden und diese sich dann auch weiterentwickelten.
Das kann man mit heute nicht vergleichen, denn die Lücken die der Mensch schlägt, vergrößern sich weiter und ziehen das ganze Ökosystem in Mitleidenschaft. So gesehen ist der Mensch eine weitere Aussterbekatastrophe, gleichzusetzen mit Asteroiden, Vulkanen, Gammablitzen usw. Bedeutet, dass die Menschen weg müssen, dann erholt sich der Planet wieder.
Und ja, das durch den Menschen verursachte Artensterben ist bereits in dem Maße wie das der Dinosaurier. Da gibt es absolut nichts schönzureden.
@ShawnFKennedy
Problem mit der Wahrheit? Die Überbevölkerung ist ein Problem, welches man nicht einfach ignorieren kann. Auch sollte man mit der Menschen dürfen alles - Mentalität aufhören. Das hat dann auch nichts mit krank zu tun, sondern mit Realismus.
Auch kann man es knicken noch menschenleere Gebiete zu besudeln, denn die Natur braucht auch ihren Platz, die hat jetzt schon viel zu wenig. Ich habe absolut keinen Bock drauf in jedem Winkel der Erde Menschen zu haben.
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13.01.2012 um 23:22Paka schrieb:Ganz einfach, weil die ausgestorbenen Arten Lücken hinterließen, die von anderen Arten besetzt wurden und diese sich dann auch weiterentwickelten.So ein Unsinn. Wenn verdammte 90% der Arten aussterben gibt es nicht mehr viel was die Lücken füllen kann. Und wenn Ökosysteme en masse zu Wüsten degradieren hat wird auch das ganze System in mitleidenschaft gezogen. Ein interessanter Fakt für das Perm-Trias Aussterbeereignis ist allerdings, dass globale Erwärmung da wohl eine Rolle gespielt hat (allerdings um ca. 10°C) und auch Ausbrüche von riesigen Vulkanen zusammen mit der (für Biodiversität allgemein ungünstigen) Pangäasituation.
Das kann man mit heute nicht vergleichen, denn die Lücken die der Mensch schlägt, vergrößern sich weiter und ziehen das ganze Ökosystem in Mitleidenschaft.
Du willst im ernst erzählen, dass wir schon über 50% der existierenden Arten (so in etwa ist das Niveau mindestens für ein großes Massenaussterbeereignis) ausgerottet haben? Bitte Quellen dazu, ich bin mir bewusst, dass wir zur Zeit ziemlich viele Arten ausrotten, aber so viele sind es bisher glücklicherweise nicht.
Die Überbevölkerung ist tatsächlich ein Problem, aber ich habe die Hoffnung, dass sich dieses Problem durch zunehmende Bildung und Aufklärung von selbst lösen wird, zur Zeit sinkt die Geburtenrate jedenfalls ständig und es ist ja bekannt, dass die Bevölkerung einiger Industrieländer bereits rückläufig ist. Nur der Einfluss der Katholischen Kirche in Afrika scheint mir da ein Problem zu sein (Kondome).
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14.01.2012 um 00:08Noch ein Disclaimer meinerseits: Natürlich konnten andere Arten auf Dauer auch nach den großen Massenaussterbeereignissen die Lücken füllen. Aber die Lücken die wir heute schlagen sind damit deshalb nicht zu vergleichen, weil sie dagegen (noch) ziemlich klein sind.
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14.01.2012 um 01:02Paka schrieb:Ganz einfach, weil die ausgestorbenen Arten Lücken hinterließen, die von anderen Arten besetzt wurden und diese sich dann auch weiterentwickelten.Dies geschieht heute auch. Man merkt es nur nicht so. Es gibt viele Tierarten die sich prächtig vermehren und z.b. in Städten leben ;)
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14.01.2012 um 02:04Die wirtschaftliche Entwicklung sorgt schon alleine dafür, dass die Zahl der Menschen nicht völlig aus dem Ruder läuft. Fast alle Industrienationen haben rückläufige Zahlen. Will man die Weltbevölkerung auf Dauer reduzieren, muss man die Entwicklungsländer reicher machen, dann löst sich das Problem von ganz alleine. Das wirft natürlich trotzdem ein großes Ressourcenproblem auf, aber das haben wir so oder so.
Ganz interessant in diesem Zusammenhang, (auf Englisch):
Ganz interessant in diesem Zusammenhang, (auf Englisch):
The magic washing machine | Hans Rosling
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14.01.2012 um 08:46Wirtschaftliche Entwicklung und rückläufige Geburtenzahlen sind allerdings nicht der direkte Zusammenhang.
Was wirklich mit dem Sinken des Bevölkerungswachstums zusammenhängt sind Aufklärung und Gleichberechtigung der Frauen sowie die Möglichkeit zu Familienplanung und günstiger Empfängnisverhütung. Wenn das nicht gegeben ist, hilft auch das "reich machen" alleine nicht so viel.
Tatsächlich ist es aber sehr wahrscheinlich, dass wirtschaftliche Entwicklung eine Vorbedingung für Aufklärung, Gleichberechtigung, Familienplanung und Zugang zu Empfängnisverhütungsmitteln ist. Zumindest scheint es sehr häufig parallel aufzutreten. Wenn es aber in einer hypothetischen Diktatur "gelingt", diesen Zusammenhang außer Kraft zu setzen, dann ist leider auch durch eine wirtschaftliche Entwicklung alleine nichts gewonnen.
Das Video oben ist also etwas vereinfacht dargestellt, aber es trifft natürlich trotzdem recht gut den Kern der Sache.
Was wirklich mit dem Sinken des Bevölkerungswachstums zusammenhängt sind Aufklärung und Gleichberechtigung der Frauen sowie die Möglichkeit zu Familienplanung und günstiger Empfängnisverhütung. Wenn das nicht gegeben ist, hilft auch das "reich machen" alleine nicht so viel.
Tatsächlich ist es aber sehr wahrscheinlich, dass wirtschaftliche Entwicklung eine Vorbedingung für Aufklärung, Gleichberechtigung, Familienplanung und Zugang zu Empfängnisverhütungsmitteln ist. Zumindest scheint es sehr häufig parallel aufzutreten. Wenn es aber in einer hypothetischen Diktatur "gelingt", diesen Zusammenhang außer Kraft zu setzen, dann ist leider auch durch eine wirtschaftliche Entwicklung alleine nichts gewonnen.
Das Video oben ist also etwas vereinfacht dargestellt, aber es trifft natürlich trotzdem recht gut den Kern der Sache.
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14.01.2012 um 13:17im P.M. Magazin 10/2010 zum Thema Natur und Umwelt war ein sehr guter Artikel über das Thema, und zeigt auf, dass die Erde über eine enormes Selbstheilungs - Potzentzial verfügt.
"Schon fünf Mal in der Geschichte stand das Leben am Abgrund. Und stets hat unser Planet ins biologische Gleichgewicht zurückgefunden. Funktioniert das beim Klimawandel erneut?
Noch immer stehen in Sichtweite von Tschernobyl die Wohnblöcke von Prypjat – einer Geisterstadt. Man muss die oberen Geschosse erklimmen, um den Blick über die verfallenden Bauten schweifen zu lassen. Aus den Fenstern weiter unten ist nichts zu sehen als grünes Laub. Wald erobert die Ruinen von Prypjat, längst hat er die niedrigeren Gebäude verschluckt. Pappeln und Birken wachsen, wo sich einst Straßen und Plätze erstreckten, ihre Wurzeln haben den Asphalt gesprengt. Irgendwo ragt das Halbrund eines Riesenrads aus dem Blätterdach. Am Horizont zeichnen sich die Reaktorblöcke von Tschernobyl ab.
Am 26. April 1986 explodierte Block 4 des Atomkraftwerks, eine Strahlenwolke stieg auf und verseuchte große Teile Europas. 36 Stunden nach dem Unglück wurden die 48 000 Einwohner von Prypjat evakuiert. Sie gingen für immer.
Auch heute noch, fast ein Vierteljahrhundert nach dem GAU, ist die Stadt menschenleer – nicht aber ausgestorben. Im Gegenteil: Eine artenreiche Tierwelt hat die Sperrzone um Tschernobyl erobert. Falken nisten in den leeren Mietskasernen von Prypjat, Braunbären streifen durch die überwucherten Straßen. Über sattgrünen Wiesen kreisen Störche, und russische Biologen haben im Niemandsland erfolgreich das nahezu ausgestorbene Przewalski-Wildpferd eingebürgert. Der Schauplatz der schlimmsten Umweltkatastrophe aller Zeiten ist heute ein Naturidyll – obwohl die Messgeräte vielerorts noch immer gefährlich hohe Strahlenwerte anzeigen.
Eindrucksvoll wie kaum ein anderer Ort auf der Welt zeigt die Sperrzone von Tschernobyl, wie lässig die Natur Katastrophen wegsteckt, die für den Menschen das Aus bedeuten. Wohl nie wieder werden in Prypjat Kinder zur Schule gehen oder alte Leute auf Parkbänken plaudern. Flora und Fauna jedoch ließen sich nicht vertreiben. Die Natur heilt sich selber.
Schließlich hat die Erde ganz andere Katastrophen überstanden als einen Atomunfall. Mindestens fünf Mal in der Geschichte des Planeten starben auf einen Schlag Hunderttausende Arten aus. Bei jedem dieser Massensterben ging mehr als die Hälfte aller Spezies unter, ganze Zweige vom Stammbaum des Lebens brachen weg. Zuletzt wurden unter anderem die Dinosaurier Opfer einer solchen Apokalypse, als vor 65 Millionen Jahren ein Asteroid auf die Erde stürzte, der aufgewirbelte Staub den Planeten auf Jahre in Kälte hüllte, die Stürme alles zerschlugen. Immer wieder erholte sich das Leben auf der Erde überraschend schnell von solchen Rückschlägen, stellte sich eine ebenso große
Vielfalt von Tieren, Pflanzen und
Mikroorganismen ein wie zuvor.
Es scheint, als sei die Natur unbezwingbar. Einzelne Arten mögen verschwinden, doch das Leben an sich lässt sich nicht unterkriegen. Dies mutet umso wundersamer an, als sich Leben im Weltall so rar macht – all unsere Nachbarplaneten sind öde und leer.
Denn Leben, wie wir es kennen, ist bei aller Anpassungsfähigkeit auf eine Menge günstiger Einflüsse angewiesen. Es kann nur in einem relativ schmalen Temperaturbereich existieren, benötigt das richtige Gasgemisch in der Atmosphäre und Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung oder giftigen Chemikalien.
Warum bietet gerade unser Planet solche Bedingungen? Wie gelingt es ihm, dieses lebensfreundliche Milieu trotz aller erdgeschichtlichen Katastrophen aufrechtzuerhalten? Und reichen seine Selbstheilungskräfte aus, um mit all der heutigen Umweltzerstörung und dem Klimawandel fertigzuwerden?
Solche Fragen inspirierten bereits um das Jahr 1970 den britischen Chemiker James Lovelock und die US-Biologin Lynn Margulis zu ihrer berühmten Gaia-Hypothese, benannt nach der antiken griechischen Erdgöttin. Ihre Kernidee ist, dass Gaia, also das System Erde, sich selbst so reguliert, dass optimale Lebensbedingungen herrschen.
Die beiden Forscher sehen die Erde als eine Art übergeordnetes Lebewesen, dessen Teile Menschen, Tiere und alle anderen Geschöpfe sind. Schließlich ist ja auch der Mensch genau genommen kein Individuum, sondern lebt in Symbiose mit Abermillionen von Mikroorganismen, die jeden Quadratzentimeter seiner Haut besiedeln, ihm bei der Verdauung helfen oder sich als Viren in sein Erbgut geschmuggelt haben. Nicht zufällig gilt Gaia-Vordenkerin Lynn Margulis auch als Wegbereiterin der Endosymbiontentheorie, nach der Zellkörperchen wie die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, ursprünglich eigenständige Bakterien waren. Auf ähnliche Weise betrachtet, wäre Gaia eine Symbiose aller Lebewesen auf der Erde.
Und so, wie ein gesunder menschlicher Körper seine Temperatur auch bei Frost oder Sommerhitze konstant hält, reguliert nach Lovelocks und Margulis’ Auffassung auch der Superorganismus Gaia wichtige physikalische Zustände. »Gaia betrachtet die Erde als ein physiologisches System«, erklärt Lovelock, »das zumindest in dem Sinne lebendig ist, dass es wie andere Organismen auch seine Chemie und Temperatur durch Selbstregulation auf einem Niveau hält, das Leben begünstigt.«
Als Beleg führen die Gaia-Verfechter an, dass sich entscheidende Parameter wie der Salzgehalt der Meere, die globale Temperatur und der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre über Jahrmillionen kaum verändert haben. So liegt die Salinität des Meerwassers konstant bei 3,4 Prozent, obwohl Flüsse unaufhörlich gelöste Mineralien in die See schwemmen. Würden die Salze nicht wieder aus dem Meer entfernt, wäre es ein saures Konzentrat, eine Lake, in der kein höheres Lebewesen existieren könnte.
Zur Entsalzung tragen sowohl biologische als auch physikalische Prozesse bei: Zum einen entziehen bestimmte Algen dem Ozean Salz, zum anderen verdunstet Meerwasser in Lagunen, sodass Salzkrusten entstehen, die mit der Zeit unter Sedimentschichten verschwinden. Schon zuvor überziehen Bakterienmatten die Ablagerungen und wirken, so Lovelock, »wie ein Regenmantel«: Sie verhindern, dass sich die Salzschichten gleich wieder auflösen. So beeinflussen und verstärken Lebewesen auch diesen auf den ersten Blick rein physikalischen Vorgang.
Und obwohl die Sonneneinstrahlung im Laufe der Erdgeschichte um 25 Prozent zugenommen hat, ist die globale Temperatur nicht gleichermaßen gestiegen. Offenbar haben eine Reihe natürlicher Regelkreise das System Gaia vor der Überhitzung bewahrt. Eine wichtige Rolle spielen dabei wiederum Meeresalgen, die der Atmosphäre nicht nur Kohlendioxid entziehen und so dem Treibhauseffekt entgegenwirken, sondern auch direkt zur Kühlung des Planeten beitragen: Sie erzeugen die Substanz Dimethylsulfid, die in der Atmosphäre als Kondensationskeim die Wolkenbildung fördert. Je mehr sich der Ozean erwärmt, desto besser gedeihen die Algen und desto mehr Dimethylsulfid setzen sie frei – und desto mehr Wolken kühlen die Erde ab. Eine solche Rückkopplung nennt man »negativ«, weil sie dem Auslöser entgegenwirkt, während »positives« Feedback die Entwicklung beschleunigt.
Als Lovelock und Margulis vor 40 Jahren ihre Gaia-Hypothese publik machten, reagierte die Welt der Wissenschaft mit Spott und Ablehnung. Zu esoterisch erschien die Vorstellung von der Erde als Lebewesen, zu ungewohnt aber auch der Gedanke, dass Organismen sich nicht nur an ihre Umwelt anpassen, sondern sie auch aktiv verändern. Seinerzeit forschten Biologen und Geowissenschaftler noch in strikt getrennten Sphären und verfolgten grundsätzlich verschiedene Ansätze.
Doch nicht zuletzt das immer drängendere Problem der globalen Erwärmung führte zum Umdenken. Denn Regelkreise und Rückkopplungen spielen in der Klimaforschung eine zentrale Rolle. Heute betrachtet auch der wissenschaftliche Mainstream die Erde als ein sich selbst regulierendes System – wenn auch nicht als Lebewesen. »Die Gaia-Hypothese hat die Erdsystemforschung beflügelt«, sagt der Geophysiker Siegfried Franck vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, »und die Sensibilität für Rückkopplungsprozesse gefördert.« Allerdings, gibt Franck zu bedenken, gingen diese Vorgänge keineswegs nur von der belebten Natur aus. Auch auf einem toten Planeten verwittert beispielsweise Gestein und entzieht der Atmosphäre dabei Kohlendioxid. Lebewesen jedoch kurbeln diesen Prozess beträchtlich an.
Entscheidend für das weitere Schicksal Gaias ist die Frage, ob im Zuge der Erderwärmung negative oder positive Feedback-Prozesse die Oberhand behalten. Lovelock selbst sieht die Erde in »einem Teufelskreis positiver Rückkopplung« gefangen. Anders als in frühen Warmzeiten heize sich der Planet heute durch die Verbrennung von Öl und Kohle zu schnell auf, als dass gegenläufige Prozesse den Klimawandel bremsen könnten. So, wie das menschliche Immunsystem zwar mit Schnupfenviren fertig wird, einer Aids-Infektion jedoch unterliegt, könnte der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt die Selbstheilungskräfte unseres Planeten überfordern.
Die Potsdamer Klimaforscher haben 16 sogenannte Kipp-Punkte ausgemacht, deren Überschreiten die Erwärmung der Erde durch positive Rückkopplung beschleunigen würde. Dazu gehört etwa das Schmelzen des Meereises in der Arktis. Dehnen sich am Nordpol statt weißer Eisschollen große Flächen dunklen Meerwassers aus, absorbiert die Erde mehr Wärmestrahlung und heizt sich umso schneller auf. Eine weitere fatale Spirale droht, sollten die riesigen Nadelwälder Kanadas, Alaskas und Russlands im wärmeren Klima kränkeln oder abbrennen. Dann entweicht das in den Bäumen gespeicherte CO2, die Atmosphäre heizt sich weiter auf. Und taut der Permafrostboden der Arktis weg, setzt er womöglich enorme Mengen des Treibhausgases Methan frei.
Der wichtigste Gegenspieler des Klimawandels indes ist der Ozean. Die Weltmeere speichern 60-mal so viel CO2 wie die Atmosphäre; bislang haben sie etwa 40 Prozent der menschlichen CO2–Emissionen geschluckt. Und je höher der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt, desto größere Mengen Treibhausgas lösen sich im Ozean – eine negative Rückkopplung. Zudem nehmen Algen bei der Photosynthese CO2 auf; wenn sie absterben, sinken sie mitsamt dem in ihrem Gewebe gespeicherten Kohlenstoff zum Meeresgrund. Allerdings sind diesen Prozessen Grenzen gesetzt: Erwärmt sich der Ozean, kann er weniger CO2 speichern.
James Lovelock schlägt daher vor, die Selbstheilungskräfte der Erde zu stimulieren, indem man fruchtbares Wasser aus der Tiefsee an die Oberfläche befördert. Seiner Vision zufolge sollen Millionen Rohre, jeweils 200 Meter lang bei einem Durchmesser von zehn Metern, senkrecht im Ozean dümpeln. In diesen Rohren würde Tiefenwasser aufsteigen, die Meeresoberfläche düngen und so das Algenwachstum anregen.
Bei Klimaforschern stößt solches »Geoengineering« allerdings auf Skepsis: »Ich halte das für nicht machbar«, sagt Franck, »und selbst wenn es praktikabel wäre, ginge man ein großes Risiko ein.« Denn im kalten Tiefenwasser sind große Mengen CO2 gelöst, das an der wärmeren Oberfläche frei werden könnte.
Auch Lovelock gibt zu, dass Wissenschaftler das System Erde noch viel zu wenig verstehen, um die Folgen des Geoengineerings einschätzen zu können. Doch denke man nicht über solche Optionen nach, sei die Alternative »ein Massensterben der Menschheit und die Rückkehr zu einer Erde, die sich wieder ungestört selbst reguliert – aber in einem viel heißeren Zustand«.
Die überlebenden Menschen würden dann womöglich nur noch in den Polarregionen ein Refugium finden. Doch natürlich bedeutet der Untergang der Zivilisation keineswegs das Ende des irdischen Lebens. Nach wenigen 100 000 Jahren würden die Temperaturen schließlich wieder sinken – auf der Zeitskala der Erdgeschichte nichts als ein Intermezzo. Wie nach den früheren Aussterbephasen würden sich wieder Tiere und Pflanzen ausbreiten, die Evolution brächte neue Arten hervor. Gaia hätte lediglich die Seuche Mensch abgeschüttelt – wie der Körper Krankheitserreger durch Fieber bekämpft.
Ein solch extremes Szenario hält Franck für »denkbar, aber unwahrscheinlich«. Freilich lassen auch die Klimaforscher keinen Zweifel daran, dass die Existenz auf einer wärmeren Erde für die Menschheit höchst ungemütlich würde. Aber vielleicht gelingt es ja doch, die CO2-Emissionen zu drosseln und das Schlimmste abzuwenden. Denn anders als alle Arten, die bisher von der Bühne des Lebens verschwunden sind, verfügen Menschen über die Gabe, die Folgen ihres Verhaltens zu reflektieren und Gegenmaßnahmen zu ersinnen.
»Wir sind nicht bloß eine Seuche«, sagt der heute 91-jährige Lovelock, »wir sind durch unsere Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit das planetare Äquivalent eines Zentralnervensystems.« Und als Teil des Systems Erde vermag die Menschheit zwar die Lebensbedingungen auf dem Planeten gefährlich zu verändern – sie kann aber auch bewusst zu seiner Selbstheilung beitragen.
"Schon fünf Mal in der Geschichte stand das Leben am Abgrund. Und stets hat unser Planet ins biologische Gleichgewicht zurückgefunden. Funktioniert das beim Klimawandel erneut?
Noch immer stehen in Sichtweite von Tschernobyl die Wohnblöcke von Prypjat – einer Geisterstadt. Man muss die oberen Geschosse erklimmen, um den Blick über die verfallenden Bauten schweifen zu lassen. Aus den Fenstern weiter unten ist nichts zu sehen als grünes Laub. Wald erobert die Ruinen von Prypjat, längst hat er die niedrigeren Gebäude verschluckt. Pappeln und Birken wachsen, wo sich einst Straßen und Plätze erstreckten, ihre Wurzeln haben den Asphalt gesprengt. Irgendwo ragt das Halbrund eines Riesenrads aus dem Blätterdach. Am Horizont zeichnen sich die Reaktorblöcke von Tschernobyl ab.
Am 26. April 1986 explodierte Block 4 des Atomkraftwerks, eine Strahlenwolke stieg auf und verseuchte große Teile Europas. 36 Stunden nach dem Unglück wurden die 48 000 Einwohner von Prypjat evakuiert. Sie gingen für immer.
Auch heute noch, fast ein Vierteljahrhundert nach dem GAU, ist die Stadt menschenleer – nicht aber ausgestorben. Im Gegenteil: Eine artenreiche Tierwelt hat die Sperrzone um Tschernobyl erobert. Falken nisten in den leeren Mietskasernen von Prypjat, Braunbären streifen durch die überwucherten Straßen. Über sattgrünen Wiesen kreisen Störche, und russische Biologen haben im Niemandsland erfolgreich das nahezu ausgestorbene Przewalski-Wildpferd eingebürgert. Der Schauplatz der schlimmsten Umweltkatastrophe aller Zeiten ist heute ein Naturidyll – obwohl die Messgeräte vielerorts noch immer gefährlich hohe Strahlenwerte anzeigen.
Eindrucksvoll wie kaum ein anderer Ort auf der Welt zeigt die Sperrzone von Tschernobyl, wie lässig die Natur Katastrophen wegsteckt, die für den Menschen das Aus bedeuten. Wohl nie wieder werden in Prypjat Kinder zur Schule gehen oder alte Leute auf Parkbänken plaudern. Flora und Fauna jedoch ließen sich nicht vertreiben. Die Natur heilt sich selber.
Schließlich hat die Erde ganz andere Katastrophen überstanden als einen Atomunfall. Mindestens fünf Mal in der Geschichte des Planeten starben auf einen Schlag Hunderttausende Arten aus. Bei jedem dieser Massensterben ging mehr als die Hälfte aller Spezies unter, ganze Zweige vom Stammbaum des Lebens brachen weg. Zuletzt wurden unter anderem die Dinosaurier Opfer einer solchen Apokalypse, als vor 65 Millionen Jahren ein Asteroid auf die Erde stürzte, der aufgewirbelte Staub den Planeten auf Jahre in Kälte hüllte, die Stürme alles zerschlugen. Immer wieder erholte sich das Leben auf der Erde überraschend schnell von solchen Rückschlägen, stellte sich eine ebenso große
Vielfalt von Tieren, Pflanzen und
Mikroorganismen ein wie zuvor.
Es scheint, als sei die Natur unbezwingbar. Einzelne Arten mögen verschwinden, doch das Leben an sich lässt sich nicht unterkriegen. Dies mutet umso wundersamer an, als sich Leben im Weltall so rar macht – all unsere Nachbarplaneten sind öde und leer.
Denn Leben, wie wir es kennen, ist bei aller Anpassungsfähigkeit auf eine Menge günstiger Einflüsse angewiesen. Es kann nur in einem relativ schmalen Temperaturbereich existieren, benötigt das richtige Gasgemisch in der Atmosphäre und Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung oder giftigen Chemikalien.
Warum bietet gerade unser Planet solche Bedingungen? Wie gelingt es ihm, dieses lebensfreundliche Milieu trotz aller erdgeschichtlichen Katastrophen aufrechtzuerhalten? Und reichen seine Selbstheilungskräfte aus, um mit all der heutigen Umweltzerstörung und dem Klimawandel fertigzuwerden?
Solche Fragen inspirierten bereits um das Jahr 1970 den britischen Chemiker James Lovelock und die US-Biologin Lynn Margulis zu ihrer berühmten Gaia-Hypothese, benannt nach der antiken griechischen Erdgöttin. Ihre Kernidee ist, dass Gaia, also das System Erde, sich selbst so reguliert, dass optimale Lebensbedingungen herrschen.
Die beiden Forscher sehen die Erde als eine Art übergeordnetes Lebewesen, dessen Teile Menschen, Tiere und alle anderen Geschöpfe sind. Schließlich ist ja auch der Mensch genau genommen kein Individuum, sondern lebt in Symbiose mit Abermillionen von Mikroorganismen, die jeden Quadratzentimeter seiner Haut besiedeln, ihm bei der Verdauung helfen oder sich als Viren in sein Erbgut geschmuggelt haben. Nicht zufällig gilt Gaia-Vordenkerin Lynn Margulis auch als Wegbereiterin der Endosymbiontentheorie, nach der Zellkörperchen wie die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zelle, ursprünglich eigenständige Bakterien waren. Auf ähnliche Weise betrachtet, wäre Gaia eine Symbiose aller Lebewesen auf der Erde.
Und so, wie ein gesunder menschlicher Körper seine Temperatur auch bei Frost oder Sommerhitze konstant hält, reguliert nach Lovelocks und Margulis’ Auffassung auch der Superorganismus Gaia wichtige physikalische Zustände. »Gaia betrachtet die Erde als ein physiologisches System«, erklärt Lovelock, »das zumindest in dem Sinne lebendig ist, dass es wie andere Organismen auch seine Chemie und Temperatur durch Selbstregulation auf einem Niveau hält, das Leben begünstigt.«
Als Beleg führen die Gaia-Verfechter an, dass sich entscheidende Parameter wie der Salzgehalt der Meere, die globale Temperatur und der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre über Jahrmillionen kaum verändert haben. So liegt die Salinität des Meerwassers konstant bei 3,4 Prozent, obwohl Flüsse unaufhörlich gelöste Mineralien in die See schwemmen. Würden die Salze nicht wieder aus dem Meer entfernt, wäre es ein saures Konzentrat, eine Lake, in der kein höheres Lebewesen existieren könnte.
Zur Entsalzung tragen sowohl biologische als auch physikalische Prozesse bei: Zum einen entziehen bestimmte Algen dem Ozean Salz, zum anderen verdunstet Meerwasser in Lagunen, sodass Salzkrusten entstehen, die mit der Zeit unter Sedimentschichten verschwinden. Schon zuvor überziehen Bakterienmatten die Ablagerungen und wirken, so Lovelock, »wie ein Regenmantel«: Sie verhindern, dass sich die Salzschichten gleich wieder auflösen. So beeinflussen und verstärken Lebewesen auch diesen auf den ersten Blick rein physikalischen Vorgang.
Und obwohl die Sonneneinstrahlung im Laufe der Erdgeschichte um 25 Prozent zugenommen hat, ist die globale Temperatur nicht gleichermaßen gestiegen. Offenbar haben eine Reihe natürlicher Regelkreise das System Gaia vor der Überhitzung bewahrt. Eine wichtige Rolle spielen dabei wiederum Meeresalgen, die der Atmosphäre nicht nur Kohlendioxid entziehen und so dem Treibhauseffekt entgegenwirken, sondern auch direkt zur Kühlung des Planeten beitragen: Sie erzeugen die Substanz Dimethylsulfid, die in der Atmosphäre als Kondensationskeim die Wolkenbildung fördert. Je mehr sich der Ozean erwärmt, desto besser gedeihen die Algen und desto mehr Dimethylsulfid setzen sie frei – und desto mehr Wolken kühlen die Erde ab. Eine solche Rückkopplung nennt man »negativ«, weil sie dem Auslöser entgegenwirkt, während »positives« Feedback die Entwicklung beschleunigt.
Als Lovelock und Margulis vor 40 Jahren ihre Gaia-Hypothese publik machten, reagierte die Welt der Wissenschaft mit Spott und Ablehnung. Zu esoterisch erschien die Vorstellung von der Erde als Lebewesen, zu ungewohnt aber auch der Gedanke, dass Organismen sich nicht nur an ihre Umwelt anpassen, sondern sie auch aktiv verändern. Seinerzeit forschten Biologen und Geowissenschaftler noch in strikt getrennten Sphären und verfolgten grundsätzlich verschiedene Ansätze.
Doch nicht zuletzt das immer drängendere Problem der globalen Erwärmung führte zum Umdenken. Denn Regelkreise und Rückkopplungen spielen in der Klimaforschung eine zentrale Rolle. Heute betrachtet auch der wissenschaftliche Mainstream die Erde als ein sich selbst regulierendes System – wenn auch nicht als Lebewesen. »Die Gaia-Hypothese hat die Erdsystemforschung beflügelt«, sagt der Geophysiker Siegfried Franck vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, »und die Sensibilität für Rückkopplungsprozesse gefördert.« Allerdings, gibt Franck zu bedenken, gingen diese Vorgänge keineswegs nur von der belebten Natur aus. Auch auf einem toten Planeten verwittert beispielsweise Gestein und entzieht der Atmosphäre dabei Kohlendioxid. Lebewesen jedoch kurbeln diesen Prozess beträchtlich an.
Entscheidend für das weitere Schicksal Gaias ist die Frage, ob im Zuge der Erderwärmung negative oder positive Feedback-Prozesse die Oberhand behalten. Lovelock selbst sieht die Erde in »einem Teufelskreis positiver Rückkopplung« gefangen. Anders als in frühen Warmzeiten heize sich der Planet heute durch die Verbrennung von Öl und Kohle zu schnell auf, als dass gegenläufige Prozesse den Klimawandel bremsen könnten. So, wie das menschliche Immunsystem zwar mit Schnupfenviren fertig wird, einer Aids-Infektion jedoch unterliegt, könnte der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt die Selbstheilungskräfte unseres Planeten überfordern.
Die Potsdamer Klimaforscher haben 16 sogenannte Kipp-Punkte ausgemacht, deren Überschreiten die Erwärmung der Erde durch positive Rückkopplung beschleunigen würde. Dazu gehört etwa das Schmelzen des Meereises in der Arktis. Dehnen sich am Nordpol statt weißer Eisschollen große Flächen dunklen Meerwassers aus, absorbiert die Erde mehr Wärmestrahlung und heizt sich umso schneller auf. Eine weitere fatale Spirale droht, sollten die riesigen Nadelwälder Kanadas, Alaskas und Russlands im wärmeren Klima kränkeln oder abbrennen. Dann entweicht das in den Bäumen gespeicherte CO2, die Atmosphäre heizt sich weiter auf. Und taut der Permafrostboden der Arktis weg, setzt er womöglich enorme Mengen des Treibhausgases Methan frei.
Der wichtigste Gegenspieler des Klimawandels indes ist der Ozean. Die Weltmeere speichern 60-mal so viel CO2 wie die Atmosphäre; bislang haben sie etwa 40 Prozent der menschlichen CO2–Emissionen geschluckt. Und je höher der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt, desto größere Mengen Treibhausgas lösen sich im Ozean – eine negative Rückkopplung. Zudem nehmen Algen bei der Photosynthese CO2 auf; wenn sie absterben, sinken sie mitsamt dem in ihrem Gewebe gespeicherten Kohlenstoff zum Meeresgrund. Allerdings sind diesen Prozessen Grenzen gesetzt: Erwärmt sich der Ozean, kann er weniger CO2 speichern.
James Lovelock schlägt daher vor, die Selbstheilungskräfte der Erde zu stimulieren, indem man fruchtbares Wasser aus der Tiefsee an die Oberfläche befördert. Seiner Vision zufolge sollen Millionen Rohre, jeweils 200 Meter lang bei einem Durchmesser von zehn Metern, senkrecht im Ozean dümpeln. In diesen Rohren würde Tiefenwasser aufsteigen, die Meeresoberfläche düngen und so das Algenwachstum anregen.
Bei Klimaforschern stößt solches »Geoengineering« allerdings auf Skepsis: »Ich halte das für nicht machbar«, sagt Franck, »und selbst wenn es praktikabel wäre, ginge man ein großes Risiko ein.« Denn im kalten Tiefenwasser sind große Mengen CO2 gelöst, das an der wärmeren Oberfläche frei werden könnte.
Auch Lovelock gibt zu, dass Wissenschaftler das System Erde noch viel zu wenig verstehen, um die Folgen des Geoengineerings einschätzen zu können. Doch denke man nicht über solche Optionen nach, sei die Alternative »ein Massensterben der Menschheit und die Rückkehr zu einer Erde, die sich wieder ungestört selbst reguliert – aber in einem viel heißeren Zustand«.
Die überlebenden Menschen würden dann womöglich nur noch in den Polarregionen ein Refugium finden. Doch natürlich bedeutet der Untergang der Zivilisation keineswegs das Ende des irdischen Lebens. Nach wenigen 100 000 Jahren würden die Temperaturen schließlich wieder sinken – auf der Zeitskala der Erdgeschichte nichts als ein Intermezzo. Wie nach den früheren Aussterbephasen würden sich wieder Tiere und Pflanzen ausbreiten, die Evolution brächte neue Arten hervor. Gaia hätte lediglich die Seuche Mensch abgeschüttelt – wie der Körper Krankheitserreger durch Fieber bekämpft.
Ein solch extremes Szenario hält Franck für »denkbar, aber unwahrscheinlich«. Freilich lassen auch die Klimaforscher keinen Zweifel daran, dass die Existenz auf einer wärmeren Erde für die Menschheit höchst ungemütlich würde. Aber vielleicht gelingt es ja doch, die CO2-Emissionen zu drosseln und das Schlimmste abzuwenden. Denn anders als alle Arten, die bisher von der Bühne des Lebens verschwunden sind, verfügen Menschen über die Gabe, die Folgen ihres Verhaltens zu reflektieren und Gegenmaßnahmen zu ersinnen.
»Wir sind nicht bloß eine Seuche«, sagt der heute 91-jährige Lovelock, »wir sind durch unsere Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit das planetare Äquivalent eines Zentralnervensystems.« Und als Teil des Systems Erde vermag die Menschheit zwar die Lebensbedingungen auf dem Planeten gefährlich zu verändern – sie kann aber auch bewusst zu seiner Selbstheilung beitragen.
Erholung der Erde - unmöglich?
14.01.2012 um 18:50elfenpfad schrieb:»Wir sind nicht bloß eine Seuche«, sagt der heute 91-jährige Lovelock, »wir sind durch unsere Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit das planetare Äquivalent eines Zentralnervensystems.«So einen Mist kann auch nur die PM veröffentlichen :D
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