@kastanislauskastanislaus schrieb:Deshalb kann man nicht pauschal sagen die einen sehen nach die anderen nicht.
Vielleicht gibt es nichts was man so genau nachsehen kann, bzw. weiß man nicht genau wo nachsehen.
Doch, so pauschal kann man das sagen. Es sollte angeführt werden, das die einen nicht nachschauen können (jetzt nicht beim Bier
;) ) und ihnen diese Tatsache nicht vorwerfen.
Die Analogie ist natürlich grob und vereinfachend, keine Frage.
Bin auch gerne bereit, die Quelle dieser Analogie anzugeben und den originalen Text zu posten:
Wir nehmen wahr, was wir erwarten. Ludwig Wittgenstein fragte einmal einen Bekannten:
„Warum hielten es die Menschen so lange für ganz natürlich, dass die Sonne um die Erde kreist und sich die Erde nicht dreht?“ Darauf bekam er die Antwort: „Es hat eben den Anschein, dass sich die Sonne um die Erde dreht.“ Worauf Wittgenstein erwiderte: „Wie hätte es denn ausgesehen, wenn es den Anschein gehabt hätte, dass sich die Sonne um die Erde dreht?“
Das bedeutet keinesfalls, dass wir unser Bauchgefühl ignorieren sollten. Im Gegenteil. Unsere Intuition gibt uns zunächst einmal einen ersten Anhaltspunkt, wie die Welt funktionieren könnte[/]. Nicht mehr und nicht weniger. Um aber zu erkennen, ob diese Vorstellung auch der Realität entspricht oder ob man eventuell einem Irrtum aufsitzt, muss sie mit der Realität abgeglichen werden. Genau das ist der Grundgedanke von Wissenschaft. Wissenschaftliches Denken ist, banal gesagt, eine Methode zur Überprüfung von Vermutungen. Wenn ich beispielsweise vermute, dass im Kühlschrank noch Bier sein könnte und auch nachschaue, ob dies denn stimmt, betreibe ich im Prinzip schon eine Vorform von Wissenschaft. Das ist im Übrigen der große Unterschied zur Theologie. In der Theologie werden Vermutungen in der Regel nicht überprüft. Wenn ich also nur behaupte, dass im Kühlschrank Bier ist, bin ich Theologe. Wenn ich nachsehe, bin ich Wissenschaftler. Wenn ich nachsehe und nichts finde, aber trotzdem behaupte, dass Bier drin ist, dann bin ich Esoteriker.
Was aber mache ich, wenn der Kühlschrank abgeschlossen ist? Dann muss ich versuchen, die Wahrheit anderweitig herauszufinden. Ich kann z.B. daran rütteln, ich kann ihn wiegen oder mit Röntgenstrahlen durchleuchten. Ich kann das Ding sogar abfackeln und danach die Verbrennungsprodukte auf Bier untersuchen. Das alles ist natürlich extrem aufwendig und langwierig. Deshalb kann ein Esoteriker in fünf Minuten auch mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann.
Seite 263, Kapitel "Glaubst du noch oder denkst du schon?" aus:
Hirnforschung für Neu(ro)gierige
Sieh mal, auch in diesem Thread taucht in (schöner) Regelmäßigkeit der Vorwurf auf, "die" Wissenschaft würde behaupten, alles erklären zu können. Dabei ist wiederholt erklärt worden, das "die" Wissenschaft keine Intention an sich hat (weil sie eine Methode und keine "Person" ist). Dass die Menschen, welche sich dieser Methode bedienen, verschiedene Intentionen haben sollte verständlich sein. Wissenschaft ist kein identifikatorisches Glaubenssystem. Bestimmte Grundannahmen werden akzeptiert und auf diesen Aufgebaut. Schön auch in dem Schlusssatz des oben zitierten Kapitels:
Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, weder mithilfe unseres Glaubens noch mit unserem Verstand die entscheidenden Fragen beantworten zu können. Das Einzige, was wir tun können, ist, nicht allzu leicht zu glauben. Denn wer zu leicht glaubt, kann auch leicht für dumm verkauft werden.
Wissenschaftler mögen vielleicht mystische Offenbarungen ablehnen,
[persönlicher Einschub; die Tatsache solcher Erfahrungen lehne ich nicht ab, bin eben "nur" ein "klein wenig" kritisch bei der Deutung und Verbalisation der selben ;) ]
für die es nur unsichere Aussagen von unsicheren Zeugen gibt. Aber sie halten ihr Wissen über die Natur kaum für vollständig. Die Wissenschaft ist weit davon entfernt, ein vollkommenes Instrument des Wissens zu sein. Sie ist einfach nur das Beste, was wir haben. ...
kastanislaus schrieb:Auf Materieller Ebene ist es noch vergleichsweise einfach, aber alles andere wird schon extrem schwierig.
Extrem schwierig heißt ja nicht generell unmöglich. Nur ist es anstrengend und kostet viel Gedankenschmalz, Zeit und Arbeit. Alles, was im menschlichen Erfahrungsbereich liegt (und naturgemäß gibt es keine menschlich möglichen Erfahrungen, die außerhalb liegen) lässt sich auch umschreiben. Ist aber, da gebe ich dir Recht, sehr komplex und nicht mal eben so gemacht.
Und etwas zu glauben halte ich da schlicht für einfacher, bequemer.
@ZotteltierHehe, auch wieder wahr. Soll ja auch nicht heißen, es gäbe keine kausalen zusammenhänge ^^ Um Gottes Willen!
Wir scheinen ebenso zu ticken, dass wir Zusammenhänge auch dort erkennen können, wo keine sind. Und diese, manchmal lästige, Eigenschaft gehört zu unserem Erbe. Muster schnell erkennen zu können und zu unterscheiden ist eine wichtige Eigenschaft. Zumindest dann, wenn man in der Steinzeit überleben wollte
;)