@Maestro3@ThermometerEuer ignoranter Spott berührt mich natürlich zutiefst...
Evolution ist belegt. Egal wie ihr nun wieder auf zu großen oder zu kleinen Zeiten rumreitet. Und nein, sie ist nicht bewiesen, so wenig wie Newtons Gravitationstheorie oder nahezu jede beliebige wissenschaftliche andere Theorie. Und wie schon hundert mal geschrieben, ist das auch völlig egal. Wichtig ist nämlich das sie belegt ist und nicht wiederlegt wurde.
Das ganze ist eben wie ein Kartenhaus, ihr könnt es auf Fakten&Beweisen aufbauen oder auf wie manche hier auf blinden Glauben. Aber wehe der Glaube kommt mal ins schwanken...
Tja dann bin ich eben anmassend. Für mich sind eben welche die auf Fakten, Beweisen und Überprüfbaren Werten beruhen besser als solche die auf menschliche Fantasie und Unwissenheit bauen.
Mal anders: wieviel Evidenz muss ich für eine Hypothese sammeln, bevor ich sie als absolut bewiesen ansehen sollte (oder sogar muss)?
Das ist auch eine Frage, die uns im Alltag unreflektiert ständig begegnet. Zähneputzen bringt uns nicht um, jedenfalls nicht schneller als Karies oder sonstige Zahnentzündungen. Fortpflanzung hat irgendwas mit Genitalien zu tun. Vom Balkon zu springen, kann schmerzhaft enden. -Alles Sätze, über die wir keine absolute Gewissheit und keinen endgültigen Beweis haben, die wir aber, hoffentlich, als bewiesen ansehen. Und nach dem Schema sollte man dann auch die Evolutionstheorie sich anschauen — welche Evidenz hat die?
Was besagt die Evolutionstheorie?
Ich formuliere sie mal so: Leben verändert sich aufgrund wechselnder Umstände über die Generationen, was so die heute sichtbare Artenvielfalt bewirkt hat.
Zum Vergleich: was besagt die Gravitationstheorie?
Massen ziehen sich an.
Wenn man die Begriffe so übersetzt, bleibt in beiden Fällen nichts übrig, als beide Theorien als bewiesen anzunehmen. Für beide sprechen eine unüberschaubare Anzahl von Messungen und bestätigten Vorhersagen. Gegen keine davon gibt es ein Gegenbeispiel, das der Prüfung standgehalten hätte. Gegen beide gäbe es dutzende mögliche Beobachtungen, sie zu falsifizieren.
Etwas anders sieht die Bewertung aus, wenn wir die Begriffe mit Details füllen und uns einzelne Unterthesen der Theorien anschauen. Zum Beispiel für Evolutionstheorie: alle heutigen Lebewesen stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Oder für die Gravitationstheorie: die Massen ziehen sich an, indem (oder: als ob) sie den Raum um sich herum krümmen.
Beides scheinen Kernaussagen der übergeordneten Theorien zu sein, aber sie sind nicht mit ihnen identisch. Und in dem Sinne hätte ich auch nichts gegen die Einschränkungen einzuwenden: beides scheint im Moment sehr gut belegt, kann sich aber als falsch herausstellen. Der Unterschied zwischen den beiden Aussagentypen wird deutlich, wenn wir uns Falsifizierungen anschauen. Fände man beispielsweise Leben auf einem Jupitermond, wäre es wohl eher unwahrscheinlich, dass dieses Leben mit unserem einen gemeinsamen Vorfahren teilt. Und nichts in der übergeordneten Evolutionstheorie schließt aus, dass sich Leben nicht zwei mal auf unserem Planeten unabhängig voneinander gebildet hat und die Nachkommen des anderen Lebens nicht noch irgendwo in der Tiefsee oder im Erdboden vor sich hin-nieschen; nur gesehen haben wir es bisher nicht. Trotzdem würde dieser Fund nichts darüber aussagen, wie sich das uns bekannte Leben über die Generationen hinweg evolutionär verändert hat. Infragestellen würde es die Evolutionstheorie höchstens, wenn wir bei dem keinerlei Evolution feststellen könnten, sondern alles auf eine spontane Entstehung im Komplexen hindeutete. Aber das (eine weitere Falsifizierungsmöglichkeit) sagt halt wenig über Evolution, solange es nicht tatsächlich so gefunden wurde.
Gleichsam kann sich natürlich auch die Relativitätstheorie als falsch herausstellen. Vielleicht gibt es in der Anziehung noch einen unbekannten Term, der sich nicht über Raumkrümmung parametrisieren ließe. Vielleicht gibt es Arten von Materie, bei der träge und schwere Masse nicht mehr zusammenfallen oder gar einen Vorzeichenwechsel durchlaufen. Oder Gravitation ist überhaupt keine elementare Kraft, sondern emergiert nur aus vollkommen anders erscheinenden Eigenschaften von Wechselwirkungsentitäten auf einer kleineren Ebene. Soll ja so Theorien geben. Aber auch das ändert nichts an dem bewiesenen Zusammenhang: auf der Ebene der derzeitigen Betrachtung der Welt wirken Massen der uns bekannten Materie aufeinander anziehend. Und das wird sich auch mit der Entdeckung exotischer Materie oder kleiner schwingender Fäden nicht ändern. Eine Änderung der Begründung oder der Beschreibung oder der Reichweite der Aussage, ändern an dem beschriebenen Sachverhalt nichts. Dazu bedürfte es der Demonstration, dass der Sachverhalt auf unserer Ebene, der einzigen, über die wir was sagen können, eben nicht stimmt. Was immer möglich ist - aber trotz vieler Versuche nie gelungen. Im Gegenteil.
In dem Sinne kann sich an Einzelheiten der Theorien, ihren Mechanismen und abgeleiteten Sätzen noch einiges ändern, und man tut gut als Wissenschaftler auf die Vorläufigkeit mancher Modelle und Ergebnisse hinzuweisen, wenn man sich nicht schnell widerlegt finden will. Aber an der Kernaussage wird sich, nach allem menschlichen Dafürhalten und Abwägen der Evidenzen, eben nichts mehr ändern. Massen, wie wir sie kennen, ziehen sich an. Leben, wie wir es kennen, ist evolviert.
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In jedem menschlich noch sinnvoll verwendbaren Verständnis des Wortes beweisen, sind diese Theorien bewiesen.
Man kann sagen, dass einem so ein Beweis nicht ausreicht. Genau genommen lügt man dann aber jedes Mal, wenn man das Wort beweisen in anderem Zusammenhang, wissenschaftlich oder nicht, tatsächlich in den Mund nimmt. Dann bitte mit Fackel vor das Duden-Verlagsgebäude ziehen und verlangen, dass beweisen und Beweis aus dem Duden gestrichen wird oder nur noch negiert verwandt werden darf.
Eben weil man absolut gar nichts abschließend beweisen kann, ist das richtige Wort für die Evolutionstheorie: bewiesen. Das ist sie besser als das meiste andere.