@LacanianerIst zwar schon etwas her, aber besser spät als nie :
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Hmm hmm, das ist merkwürdig, denn bei mir löst die Vorstellung eines Schöpfers, auch als Quelle allen Seins, mittlerweile auf die unweigerliche Vorstellung, dass diese Art einer Idee den Dualismus schon in sich trägt. Und die abendländische Tradition hat ja in der wissenschaftlichen Ideenentwicklung ähnliche Rückschlüsse gezogen. Als Beispiel sei hier nur einmal Descartes genannt, der ja ganz klar eine Trennung von Körper und Geist behauptet hat. Oder auch in der Philosophie z.B. Hegel (den ich aber in anderen Teilen sehr, sehr hoch halte, etwa in seiner Beschreibung von Dialektik).
Die Schöpfung selbst ist dualistisch angelegt. Der eine Schöpfer dahinter ist aber nur eben dies: Einer
Die Tatsache, das die "physikalische" Welt auf Flux und Antiflux basiert sagt uns nichts über den Schöpfer.
Wenn ich es dir gleichtun und die Hegelsche Dialektik bemühen darf: a und b können gleichwohl Prädikate von x sein (Die verschiedenen Systeme von Logik sind ein Steckenpferd von mir).
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Die Suche nach Einheit, im Kleinen wie im Großen, die geht natürlich nach wie vor auch in der Wissenschaft weiter. Persönlich gehe ich davon aus, dass ein weiterer Paradigmenwechsel ansteht. Von den Teilen (also der reduktionistischen Analyse, dem Chunk-down, also dem, was in der Geschichte seinen Ausdruck im radikalen Materialismus fand) hin zu einem Verstehen der Zusammenhänge. Die „Teile“ werden nicht mehr als Objekte verstanden, sondern als quasi Knotenpunkte in einem Beziehungsgeflecht welches das mehr bestimmende Element darstellt. Dieser Wechsel findet allerdings schon eine ganze Weile statt und ist in vielen Bereichen längst selbstverständlich.
Bis zur Schlagzeile in der BILD wird’s wohl aber noch etwas dauern
Da gibt es allerdings sehr vielversprechende Ansätze:
Karl Pribrams Ansatz, daß das Gehirn holographisch arbeitet oder David Bohms implizite und explizite Ordnung z.b. oder natürlich die "Popstars" unter den "neuen" Wissenschaften : Bootstrapphysik, Chaostheorie und Quantenmechanik usw...
Es gibt so eine Faustregel: von der "Entdeckung" einer Theorie bis zu ihrem Einzug ins Alltagsleben dauert es rund 60 Jahre. Wir haben also wirklich noch Zeit
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Nur zu glauben (womit ich jetzt nicht dich meine), man habe so etwas wie einen Sonderzugang zum Source-Code und die Ideen und Erkenntnisse, die man selber anderen mittteilt, seien eben keine Karten, keine Selbst erlebten Sinneseindrücke, Empfindungen, Gedanken und deren Interpretation und Übersetzung bei der Wiedergabe, sondern ein getreues Abbild „der“ Welt „da draußen“ , dies zu glauben (und sei es unbewusst), ist für eine konstruktive Kommunikation tödlich.
Das ist v.A. für einen kostruktiven Verstand tödlich. Salvador Dali hat das einmal sehr schön gesagt:
Nur der Wahnsinnige ist sich wirklich sicher.
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Selbst wenn es gelingen sollte aus der Relativitätstheorie und der Quantenphysik und Quantenmechanik eine geschlossene Theorie zu entwickeln betrifft dies doch die Physik. Auch so eine Theorie wäre keine Erklärung dafür, warum die Ampel immer rot ist, wenn man es eilig hat oder man sich heißen Kaffee auf die Hose schüttet Diese Theorie würde automatisch für die Menschen gelten, die den bisherigen Erkenntnissen der Physik zu stimmen. Das dies nicht alle tun ist kein Problem, mit dem sich die Physik auseinandersetzen müsste.
Ich glaube, ich verstehe das nicht. Was hat eine wissenschaftl. Theorie für einen Sinn, die garnicht "funktioniert" - der man noch irgendwie innerlich zustimmen müsste?
Mal ganz davon abgesehen, daß man ja, wenn man lustig ist durchaus die Physik hernehmen kann, um derlei Phänomene, wie die von dir beschriebenen zu erklären. Ob einen die Erklärung hinterher befriedigt ist eine ganz andere Sache.
(Das ist, wie in dem Witz mit dem Ballonfahrern und dem Mathematiker, den ich (glaube ich) ein paar Seiten vorher zum Besten gab. )
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Natürlich heißt es nicht automatisch, dass es keinen Gott geben kann oder darf. Nur ist ein Gott (zumal die verschiedenen Vorstellungen immer in einem historischen Kontext entstanden und in einem sich beständig wandelnden Kontext weiter gegeben und verändert worden sind) eben aus der Sicht eines NWlers nicht im gleichen Maße wahrscheinlich wie es wahrscheinlich ist, dass das wissenschaftliche Bild der Welt „da draußen“ näherungsweise besser hinhaut.
Auf einer logischen Ebene lässt sich Fragen; wenn ich mir nicht vorstellen kann, das diese ganze Welt in ihrer ungeheuerlichen Komplexität und Tiefe durch Zufall entstanden ist (wo von ich nicht ausgehe; diese Aussage: „durch Zufall“ kommt zwar immer wieder, ist aber recht plump und nicht weit durchdacht), ist es dann schlau, sich ein Wesen vorzustellen, welches
a) noch komplexer und unbegreifbar sein muss? Und
b) wie komme ich überhaupt dann auf den Gedanken, dass ich auch nur irgendwas von diesem Wesen verstehen könnte? Bzw. sind es dann Intentionen des Gottes, das er Kontakt mit uns wünscht, oder sind es menschlich Intentionen, die den Menschen davor bewahren können, sich nicht verloren zu fühlen?
Ich meine mit Gott keinen dieser Schablonengötter, die man in Märchen und Gedichten findet und schon garkein "Wesen", daß irgendwie komplexer und/oder intelligenter ist, als "wir".
Und ich sehe auch nicht ein Gott und NW gegenüberzustellen und zu sagen, das "eine" funktioniere besser, als das "andere".
Einen Gott angenommen, sind die Gesetze der NW SEINE Gesetze. Ich sehe da keinen Gegensatz, wie du ihn hier postulierst.
Es ist mir klar, daß das nicht nur du so behauptest, sondern daß das die landläufige Einstellung zu diesem Komplex ist. Dennoch folge ich diesem Denken aus - wie ich finde -guten Gründen nicht.
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Persönlich habe ich kein Problem mit der Theologie. Allerdings bestreite ich, dass „die“ Welt „da draußen“ ihr Gebiet ist. Ich sehe die Theologie dort, wo das Phänomen „Glauben“ im Menschen auftritt und wie dieses Phänomen in die Geschichte der Menschen die verschiedensten und nicht zu leugnenden Auswirkungen hatte und noch hat.
Man müsste besser aufpassen die Ebenen nicht zu vermischen.
Der Glaube eines Menschen ist zu nächst eine ganz persönliche, sehr intime Sache. Natürlich entwickelten sich die verschiedensten Glaubenssysteme nicht unabhängig von den Kontexten, in denen die Mensch, die diese (weiter-)entwickelt haben, aufwuchsen. Diese Zusammenhänge zu klären und in eine Form zu bringen, die Wachstum und Entwicklung möglich macht, das wäre doch eine lohnende Aufgabe.
Die Welt "da draußen" wird spätestens da ihr Gebiet, wo sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst.
Der Glaube per se ist sicher eine persönliche Angelegenheit- dieser Glaube interessiert aber nur einen sehr kleinen Bereich von Theologie, die ja nicht umsonst konfessionsgebunden ist.
Sie sucht nach allgemeingültigen "Methoden", wie die NW nach Regeln sucht.
Aufgabe von Theologie sollte letztlich sein Religion "empirisch" zu machen. Eine gute Theologie sollte dem Gläubigen v.A. funktionierende Methoden aufzeigen sich dem gewählten Ideal zu nähern.
Ich denke darum, man müsste besser aufpassen, die Ebenen nicht allzusehr zu trennen.
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Und das Gott in der Psyche der Menschen eine wichtige Rolle spielt, dass stelle ich nicht in Frage. Zumindest bei denen, die in einer Kultur auf gewachsen sind, in der die Vorstellung eines Gottes präsent ist. Man sollte ja nicht vergessen, dass andere Kulturen auch ohne einen Gott ganz gut auskommen. Das Gewicht dieser Frage (Gott ja / nein) kann man schon daran ablesen, dass es auf beiden Seiten zum Teil sehr emotionsgeladen zur Sache geht.
Ganz deiner Meinung!
An der Frage Gott oder nicht hängen aber halt auch ganze Denksysteme. Wenn jemand wirklich den Glauben verliert oder gewinnt, dann ist er gezwungen ALLES neu zu bewerten und anders anzudenken.
Bei so einer Aussicht kann man schonmal "fuchsig" werden
Lacanianer schrieb am 30.06.2009:Etwas ketzerisch könnte ich auch sagen, dass die organisierten Religionen den Menschen im Weg stehen. Und zwar im Weg, selber und ganz persönlich die „Gotteserfahrung“ zu machen. Mir kann es doch egal sein, wie die verschiedenen Menschen diese Erfahrung in ihr Leben übersetzen, welche Worte sie dafür benutzen und welche Wege sie gehen. Aber eigentlich ist ES DER JOB DER KIRCHEN, IHREN GLÄUBIGEN DIE ERFAHRUNG DES ALL-EINEN (oder wie auch immer man diese Art der Erfahrungen nennen möchte) ZU MACHEN (wenn diese es dann wollen, ist klar).
Statt dessen sehe ich, dass diese Erlösung, Befreiung (im monotheistischen Traditionen) oder das Aufwachen, Erwachen, Enlightment (finde ich schöner als Erleuchtung, es hat so eine nette zweite Bedeutung, eben nicht nur Licht, sondern auch „Erleichterung“) in einen jenseitigen Bereich verschoben, aufgeschoben wird. Und genau mit dieser Verschiebung in einen jeseitigen Bereich stellt die Kirch sich letztlich selbst ein Bein.
Das meinte ich mit den Methoden zur Annäherung an das Ideal. Zum. die christl. Theologien tun sich da sehr schwer und das gereicht ihnen nicht eben zum Vorteil!
Eine Religion braucht ihre Mysterien und Rituale, da sie sonst ja garnicht gelebt werden KANN!
Religion sollte eine Erfahrung sein und nicht allein verstandlicher Richtblock
Das, was uns die puritanisch- westl. Religionen anbieten ist ja nichts, als eine immense Fokussierung auf das Überich. Sowas ist nicht nur nicht Zielführend, sondern sogar ein Gesundheitsrisiko
Und das ist noch nicht Alles...
Vale!
Ich