Link: www.gott-wissen.de (extern)Erstens beinhaltet das, dass die Entstehung des Menschen das ZIEL gewesen ist. Evolution hat aber kein Ziel.
Bisher habe ich nur die sehr große Anzahl von Genomsequenzen als Argument angeführt, die alle trotzdem zu einem Menschen führen würden. In den möglichen Anordnungen von 3 Milliarden Basenpaaren wäre aber auch jedes andere Genom enthalten, dass 3 Milliarden oder kleiner ist und zu irgendeiner anderen existierenden Tier-, Pflanzen-, Bakterien- oder Pilzart gehört. Darin wäre sogar jedes Genom enthalten, dass zu einer LEBENSFÄHIGEN Tier-, Pflanzen-, Bakterien- oder Pilzart gehört, selbst wenn es sie nicht tatsächlich gibt oder je gegeben hat. Nur eine MÖGLICHE Lebensform.
Also, selbst wenn man in einem Schritt Basenpaare zufällig aneinanderreihen würde, würde man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit IRGENDEINE Lebensform erhalten.
Zweitens, und das ist nun tatsächlich das Kernargument, SCHLIESSEN SIE NATÜRLICHE SELEKTION AUS IHRER BERECHNUNG AUS.
NIEMANDbehauptet, dass sich 3 Milliarden Basenpaare in einem Schritt zufällig zusammengelagert haben und PLOPP, ein Mensch ist entstanden. Selbst WENN Sie unbedingt "von hinten", also vom Menschen ausgehend, sich die Wahrscheinlichkeit anschauen wollen, was, wie oben angeführt, der Aussage der Evolutionstheorie komplett widerspricht, dann ist das trotzdem nicht in *einem* Schritt, sondern in vielen, sehr, sehr vielen, Einzelschritten passiert.
Wenn ich in einer 3.000.000.000 Basenpaar langen Genomsequenz an einer einzigen Stelle eine Basen ändere und zufällig eine der vier möglichen einsetze, wie viele verschiedene Möglichkeiten gibt es dann? Wenn auch die Position der Basenänderung zufällig ist, dann 3.000.000.000 x 4. Nicht zu schlecht. Besser jedenfalls als 4e3.000.000.000. Und wie viele dieser 12.000.000.000 Möglichkeiten sind neutral, wie viele negativ, wie viele positiv unter welchen Umweltbedingungen? Aber nehmen wir mal an, dass nur eine einzige dieser Möglichkeitentatsächlich positiv wäre. Dann ist die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens immer noch abhängig von der Größe der Population.
Das ist der Fehler Ihres Lotterie-Vergleichs. Die Wahrscheinlichkeit, das eine Einzelperson im Lotto gewinnt (6 aus 49 plus Superzahl) ist p = 1/139.838.160. Die Wahrscheinlichkeit, dass ÜBERHAUPT JEMAND im Lotto gewinnt, ist abhängig von der Zahl der Mitspieler.
Zur Verdeutlichung modifiziere ich das Lotto-Beispiel mal. Nehmen wir an, es ist eine Lotterie mit einer begrenzten Anzahl von unterschiedlichen Losen, sagen wir 1000. Die Wahrscheinlichkeit, dass ICH gewinne, wenn ich mir ein Los kaufe, ist p = 1/1000. Die Wahrscheinlichkeit, dass IRGENDJEMAND die Lotterie gewinnt, ist abhängig von der Anzahl von Leuten, die ein Los kaufen.
Kauft nur einer ein Los, ist die Wahrscheinlichkeit immer noch 1/1000.
Kaufen 100 einer Los, ist die Wahrscheinlichkeit 10/1000.
Kaufen 1000 ein Los, ist die Wahrscheinlichkeit, das IRGENDJEMANDgewinnt, 1.
Da sich bei der 6 aus 49 Lotterie jeder seine Zahlen selbst aussuchen kann, ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass zwei die gleichen Zahlen nehmen. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass *irgendjemand* im Lotto gewinnt, abhängig von der Zahl der Mitspieler. Und darum geht's. Um berechnen zu können, wie wahrscheinlich das Auftreten einer bestimmten Mutation/bestimmter Mutationen ist, muss man wissen, wie groß die Population zu dem Zeitpunkt war.
Und an diesem Punkt möchte ich noch anfügen, dass Punktmutationen, also ein Austausch einer einzelnen Base, nicht die einzige Art ist, auf der Variationen entstehen. Es gibt auch noch Insertion, Deletion, genetische und sexuelle Rekombination, Genduplikation, Gendrift, Insertion von Viren oder Transposons etc., die Sie natürlich ebenfalls nicht einbeziehen.
UND DANN kommt die Natürliche Selektion ins Spiel.
Der Einfachheit halber nehme ich auch hier ein Beispiel, das ich schon angeführt habe (aberich führe es noch ein bisschen aus, da Sie ja letztens gezeigt haben, dass es noch zu kompliziert für Sie war):
Nehmen wir eine Gruppe von 100 Individuen. Alle haben 10 Nachkommen im Lauf ihres Lebens. 7 dieser Nachkommen davon sterben aus verschiedenen Gründen, bevor sie ihrerseits das fortpflanzungsfähige Alter erreichen, 2 der 7 z.B. durch einen bestimmten Krankheitserreger.
Ein Mitglied der Gruppe hat durch eine Punktmutation eine Resistenz gegen diesen Krankheitserreger. Nicht 7 seiner Nachkommen sterben vor Erreichen des fortpflanzungsfähigen Alters, sondern nur 5. Und alle diese 5 erben die Resistenz. D.h. die anderen 99 Individuen der Gruppe haben jeweils 3 Nachkommen (zusammen 297), die ihrerseits das fortpflanzungsfähige Alter erreichen, das eine Individuum hat 5 Nachkommen. In der neuen (2.) Generation haben also 297 Individuen keine Resistenz gegen den Krankheitserreger und 5 haben eine Resistenz.
Die 297 Individuen haben wieder jeweils 3Nachkommen (= 891), die das fortpflanzungsfähige Alter erreichen. Die 5 mit dem Resistenzgen haben 25, d.h. in der dritten Generation haben schon 2,6 % der gesamten Gruppe das Resistenzgen, nicht mehr nur 1 %.
Code:
1...............99............1
2..............297............5
3..............891...........25
4.............2673..........125
5.............8019..........625
6............24057.........3125
7............72171........15625
8...........216513........78125
9...........649539.......390625
10.........1948617......1953125
In der 5. Generation sind es 7,2 %.
Nach 10 Generationen sind es 50 %.
Wenn also eine positive Veränderung auftritt, dann "sorgt" natürliche Selektion dafür, dass sie beibehalten wird. Es wird nicht in jeder neuen Generation wieder die gesamte Gensequenz komplett zufällig neu zusammengesetzt. Schon mal von VERERBUNG gehört? Positive Variationen setzen sich durch, wie das oben gezeigteBeispiel verdeutlichen sollte.
Gut, wie groß ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Individuum, welches das Resistenzgen trägt, eine weitere positive Mutation auftritt (wenn wir wieder fälschlich annehmen, dass es nur eine einzige mögliche positive Mutation gäbe)?
Genau, WIEDER 1/12.000.000.000.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit *ohne* Berücksichtigung von natürlicher Selektion, dass BEIDE Veränderungen auftreten?
1/12.000.000.000 x 1/12.000.000.000 = 1/144.000.000.000.000.000.000
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit *mit* Berücksichtung von natürlicher Selektion, die dazu führt, dass ein Großteil der Population das Resistenzgen hat? Nehmen wir mal die 50 % der Population, dann 1/(2 x 12.000.000.000) = 1/24.000.000.000
1/144.000.000.000.000.000.000 (ohne natürliche Selektion)
1/24.000.000.000 (mit natürlicher Selektion)
Hups. Das scheint ja tatsächlich einen Unterschied zu machen.... Überraschung!
Und jetzt beziehenSie in Ihre Überlegung mit ein, dass es NICHT nur eine einzige positive Mutation oder Variation zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt.
Beziehen Sie auch die Zahl der "Mitspieler" in Ihre Berechnung ein.
Zu welchem Ergebnis kommen Sie?
Und jetzt, wenn das nicht zu viel für Sie ist, verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass der Mensch das Ziel war, sondern zu jedem Zeitpunkt eben nicht nur die Mutationen/Variationen aufgetreten sind, die zur Evolution des heutigen Menschen geführt haben, sondern zu jedem Zeitpunkt auch eine von vielen anderen Möglichkeiten hätte auftreten und sich durchsetzen können.
DAS entspricht dem, was der Evolutionstheorie entspricht. Wenn Sie also die Evolutionstheorie durch eine Berechnung widerlegen wollen, dann müssen Sie schon davon ausgehen, was die Evolutionstheorie besagt.