interpreter
Ich will dir meine Position mal "geordnet" zusammenfassen, damit esetwas verständlicher wird was ich eigentlich kritisiere bzw. kritisiert habe. Das gehtnun etwas über Schöpfung/Evolution hinaus aber egal. Wenn du mit meiner Auffassung keineProbleme hast dann war das ein Missverständnis und ich entschuldige mich für die demnachsinnfreie Diskussion
:)Falls doch, dann kannst du ja die Punkte einzeln rausgreifen,was ich präsentiere ist natürlich eigene Meinung und kein Absolutheitsanspruch
:)1) Gott (in welcher Form auch immer) ist in meinen Augen eine legitimePosition, die man annehmen kann, wenn es sich um eine Sinngebung handelt.
Dies hatmehrere Gründe
1.1) Wir können eine Letzbegründung nicht erkennen, sondern nur mitHilfe eines Dogmas bestimmen. Eine Letzbegründung ist rein definitionsgemäß ein "Sein",welches auf kein anderes Sein zurückzuführen ist, also die Ursache von Allem, ohne Grund.Naturwissenschaft und Logik helfen uns hier nicht weiter, frei nach StephenHawkins:
"I thought I had left the question of the existence of a SupremeBeing completely open. . . It would be perfectly consistent with all we know to say thatthere was a Being who was responsible for all the laws of physics."
JederMensch, ob Atheist oder Gläubiger, setzt eine solche Letzbegründung dogmatisch fest. Dieeinen Sagen das Multiversum ist die Letzbegründung, die anderen nennen sie mathematischeKonsistenz, andere sagen irgendeine Intelligenz war es, die anderen sagen es war einegeistige Kraft (die beiden letzteren werden z.B. oft "Gott" genannt) usw. Es ist alsoeine Vereinfachung, die alle Menschen betreiben, weil uns zumindest dieses eine auf ewigunbekannt bleiben wird.
1.2) Alles Wissen ist unsicher in dem Sinne, dass selbstLogik und Erkenntnis auf Axiomen aufbauen, die nicht hinterfragt werden können (BeispielGödels Unvollständigkeit).
1.3) Wir Menschen neigen dazu das eigene Weltbild eherzu bestätigen als zu widerlegen. Das ist ein Schutzmechanismus und eigentlich ganzpraktisch. Genannt wird dieser Effekt "Kognitive Dissonanz" und er wurde in vielenStudien nachgewiesen. Mit anderen Worten heißt das, dass ein "Beweis" von verschiedenenPersonen unterschiedlich aufgenommen wird und man selbst niemals sicher sein kann, wieobjektiv man nun genau ist.
Das fällt einem z.B. auf, wenn man beachtet, dass essowohl sehr intelligente Moslems wie auch sehr intelligente Christen und Atheisten gibt.Drei unterschiedliche Weltbilder, zu denen verschiedene rationale Personen gelangt sind.So nehmen wir neue Informationen, die mit unserem Weltbild konform verlaufen auf,igonireren aber andere, bzw. werten sie ab, wenn dies nicht der Fall ist.
Ein schönesBeispiel sind Geistergeschichten. Wenn jemand ohnehin an Geister glaubt, weil er selbstmeint damit Erfahrungen gemacht zu haben, wieso sollte er eine solche Erzählung dann alsLüge oder Erfinung abtun, es ist ja etwas völlig selbstverständliches. Umgekehrt, wennjemand nicht an Geister glaubt, dann wird er zuerst alle anderen Gründe dafür suchen.Dies ist in beide Richtungen der Fall. Z.B. hat vor einigen Jahren Michael Persingereinen Helm entwickelt, der "spirituelle" Erfahrungen produzieren konnte. Meines Wissensgab es dazu nur eine Folgestudie und die konnte die Ergebnisse nicht bestätigen. Trotzdemhaben Atheisten weniger Probleme damit dies als Faktum zu akzeptieren als vielleicht einChrist - eben weil es ihrem Weltbild entspricht.
2) An dieser Stelle würde ich zumWert von "Erfahrung" kommen.
Francis Bacon schrieb: "Wahres Wissen ist wissen, das aufUrsachen zurückgeht."
Erfahrungen sind das einzige, was wir mit Sicherheit alsauthentisch einordnen können, zumindest in der Hinsicht, dass es eben so "erfahren"wurde. Und Erfahrungen sind es auch, die unser Weltbild prägen. Wenn eine Person eine"Gotteserfahrung" macht, dann ist diese eigene Erfahrung viel höher anzusiedeln als alleanderen Erzählungen, eben weil sie es ja selbst erlebt hat.
Ich habe ja oben dasBeispiel mit den Geistern genannt. Der Punkt ist nun, dass selbst wenn man gemeinhin dieExistenz von Geistern ablehnt, es diese Person nicht glauben würde, weil sie es ja"erlebt" hat (oder dies zumindest glaubt).
Mit anderen Worten Theorie kann die Empirienicht wirkich ersetzen. Man kann viel darüber philosophieren warum esGeister/Gott/Aliens/whatever nicht geben kann, für diese eine Person spielt das jedochkeine Rolle wenn sie davon überzeugt ist. Und als außenstehende Person ist man ehergeneigt das zu glauben, wenn man die Person besser kennt. Das lässt sich damit erklären,dass es eigentlich nur 3 Möglichkeiten gibt, die mir einfallen. Entweder die Person lügt,sie hat sich geirrt oder es ist tatsächlich so gewesen. Wenn ich z.B. mit einem gutenFreund oder meiner Partnerin rede fällt der erste Punkt weg, je nachdem für wie rationalich ihn/sie einschätze und was ich selbst glaube, wird Punkt zwei unwahrscheinlicher.Eigene Erfahrung ist also ein wichtiges Mittel um die Aussagen anderer Leute zu bewerten.Aber eigene Erfahrungen kann man nicht so einfach vermitteln und schon garnicht alsBeweis anführen.
Genau darum ist das mit den "Beweisen" auch etwas komplizierter alses zu Anfang scheint. In so strittigen Bereichen würde Schopenhauerzitieren:
"The discovery of truth is prevented more effectively, not by thefalse appearance of things present and which mislead into error, not directly by weaknessof the reasoning powers, but by preconceived opinion, by prejudice."
Dasgilt meiner Ansicht nach wohlgemerkt für alle Menschen, nicht nur für Atheisten sondernauch oder gerade auch für Gläubige.
Ich denke mal ich konnte damit klar machen warumviele Leute an etwas glauben obwohl es für die anderen völlig irrational scheint.
Ichhabe z.B. noch nie ein Ufo gesehen oder wurde gar von einem entführt. Genauso gibt esmehere wissenschaftliche Gründe (die ich höher bewerte als die, die scheinbar dafürsprechen obwohl mit da grad keins einfällt
;) ) die dagegen sprechen. Wieso sollte ichalso daran glauben, dass Aliens uns besuchen kommen? Solange es keinen Grund gibt daranzu zweifeln, werde ich es auch nicht tun. Das ist natürlich ein Vorurteil und eineinziger interstellarer Besucher würde meine Meinung dazu widerlegen. Aber kann ichsolchen Erfahrungen Glauben schenken? Und wie authentisch müssten sie sein, um mich zuüberzeugen? Gerade weil ich der Meinung bin, dass es keine außerirdischen Besucher gibt,werde ich jede entprechende Erfahrung als Lüge oder Einbildung abtun, es muss ja so seinsonst gäbe es Außerirdische hier. Umgekehrt wird ein "schon entführter" natürlich dieNase rümpfen und mich fragen wie ich das wirklich annehmen kann. Vielleicht wird er mirVerschwörungstheorien vorbeten um seine Position zu begründen oder was auch immer.
Das ist eben auch bei Gott der Fall. Die eigene Erfahrung ist es, sie uns prägt undwir können nicht wirklich nachvollziehen warum andere das glauben, was sie eben glaubenund auch nicht wissen, wie authentisch solche Erfahrungen sind.
In diesem Sinne -und das wurde damit hoffentlich klarer - stimme ich in Sachen Arroganz völlig mit dirüberein. Ich halte nichts davon wenn jemand seinen eigenen Glauben als den besserendarstellt, ob nun Atheist oder Christ oder Moslem. Wir alle sehen unser eigenes Weltbildals das bessere an, klar, sonst hätten wir ja ein anderes. Daher finde ich, dassBewertungen immer subjektiv sein müssen.
Das ist dann meine Version von deinem "es istunser Baby".