AtheistIII schrieb:Und deswegen erwartet man in der Nähe des Maximums auch keine Vielzahl von Arten sondern einzelne Extremfälle.
Was dann ja
meine Aussage ist: Das Größenlimit kiemen- wie lungenatmender Wirbeltiere liegt auffällig dicht beieinander. Da ist selbst das Größenlimit von Säuger- und "Vogel"-Lunge weiter auseinander.
AtheistIII schrieb:Und Leedsichthys ist ja auch aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls ein ähnlicher Extremfall
Ich rechne zwar ebenfalls damit, daß Leedsichthys in seiner Klasse recht einsam war, jedoch widersprech ich dem "aller Wahrscheinlichkeit"! Die Sache mit den Quastenflossern sollte Dir bekannt sein. Die gibt es seit 400 Millionen Jahren, und sie sind für die meiste Zeit davon auch gut fossil bezeugt. In den letzten 65 Millionen Jahren aber komplett Fehlanzeige. Deswegen hielt man sie für an der KT-Grenze ausgestorben, bis dann ein lebendes Exemplar gefunden wurde. Die Erklärung ist recht einfach. Schon recht früh eroberten die Quastenflosser drei Hauptlebensbereiche für sich: das Süßwasser, die Flachmeere und die Tiefsee. Aus letzterem Lebensraum (ebenso wie der Hochsee, dem offenen Meer) haben wir jedoch so gut wie keinen Fossilbefund, eben weil die fossilführenden Schichten von Festland und Flachmeer (Kontinentalschelf) zur kontinentalen Kruste gehören, die immer mal oberhalb des Meeresspiegels liegt, sodaß wir drin rumbuddeln können. Unterm offenen Meer dagegen ist ozeanische Kruste, und die ragt so gut wie nie über den Meeesspiegel hinaus. Nur sehr selten obduziert ozeanische Kruste bei einer Plattenkollision über die auftreffende Kontinentalplatte; zuallermeist subduziert sie dabei, wird also in Richtung Erdmantel weggedrückt. Für die Lebewesen der reinen Hoch- und Tiefsee abseits jeglicher Kontinentalplatten haben wir nur für wenige kleine Zeitfenster und nur für je eine einzelne Region Funde, das allermeiste ist uns unbekannt.
AtheistIII schrieb:perttivalkonen schrieb:
Wenn also nur wenige Wale das Größenlimit der Kiemenatmer überschreiten, heißt dies, daß wir uns auch für die lungenatmenden Meerestiere schon verdammt dicht an deren Limit befinden.
Nein, es bedeutet das das Optimum für die Lungenatmer niedriger ist als das Limit für die Kiemenatmer.
Von den 90 Walarten werden 49 Spezies maximal 4m groß und bis grob eine Tonne schwer. Bis 40t schwer werden noch immer 34 Walarten. Jedoch 50 Tonnen und mehr bringen nur noch sieben Arten zuwege, sechs davon erreichen maximal 100t. Nur einer, der Blauwal, geht mit seinen maximal 200t da drüber.
Das Optimum liegt also bei den bis 40 Tonnen schwer werdenden Walen, wobei nur einer, der Grauwal, die 40t-Marke schafft und nur zwei es auf 30t bringen: der Buckelwal und der Seiwal. Wiederum nur einer, der Brydewal, wiegt bis 25 Tonnen. Zwei weitere erreichen immerhin bis 15 Tonnen. Der Rest, 28 von 34 Walarten, über 80% dieser mittleren Gruppe also, wiegt zwischen 1 und 10 Tonnen. Das Optimum liegt also vielleicht bei 10 Tonnen.
Eindeutig, das Optimum der Meeressäuger liegt weit unterhalb von Leedsichthys. Sechs der sieben Wale, die es auf Leedsichthys-Maße oder darüber bringen, überbieten diesen nur maximal um 100% (Pottwal gut 50t, Grönlandwal und Finnwal 70t, Pazifischer Nordkaper und Südkaper 80t, Atlantischer Nordkaper 100t).
AtheistIII schrieb:perttivalkonen schrieb:
Echt jetzt?
Echt jetzt.
Mal davon abgesehen das Fische buchstäblich genug Zeit hatten ihre Artenvielfalt zu bilden
Echt jetzt? Die Evolution der Landwirbeltiere läuft seit rund 360 Millionen Jahre, erste Knorpelfische kamen vor 420 Millionen Jahren auf, erste Knochenfische vielleicht 20 Millionen Jahre später. Von den älteren Fischarten (Kiefermäuler wie Panzerfische), die schon vor gut 450 Millionen Jahren aufkamen, gibts heute nur noch sowas wie die Neunaugen; die paar Hanseln kannste knicken, die machen die Artenvielfalt nicht fett. Die Artenvielfalt der Fische und der Landwirbeltiere sollte also relativ ausgewogen sein - was es denn auch ist, wenn wir die Artenzahl der Fische mit der der Landwirbeltiere vergleichen. Wenn Du hingegen die kurze Zeit für das Hervorbringen von Vielfalt meinst, die die Wale zur Verfügung hatten (50 Millionen Jahre), dann vergleich das doch bitte mit Ordnungen, die vergleichbar wenig Zeit hatten. Also die Schwestergruppe der Cetaceae, die Artiodactyla (ca. 250 Arten). Oder die Fledertiere (1.100 Arten), die sich wie die Wale einen neuen Lebensraum erschlossen haben. Gern auch wegen der vergleichbaren Stellung in der Nahrungspyramide die Ordnung der Raubtiere, die sogar nur 40 statt 50 Millionen Jahre zur Verfügung hatte. Nee Du, da liegen die Wale deutlich im Hintertreffen. Und das nicht, weil es da ach so wenige Nischen gab. Sich gegen alteingesessene Konkurrenten durchsetzen mußten auch die Carnivora. Nichts von allem,was Du da anführst, taugt was.
Wale sind erfolgreich, aber es handelt sich um ein kleines Nischenphänomen. Ein Erfolgskonzept evolutiver Radiation sind sie nicht.
Und jetzt reichts mir. Es ging mal hierdrum:
AtheistIII schrieb:Btw, weiss eigentlich irgendjemand ob Lungenatmung bei marinen Tieren Gigantismus bevorteilt?
Marine Säugetiere und Reptilien scheinen weit grössere Spezies hervorzubringen als Fische.
Ich könnte mir vorstellen das dreidimensionale Lungen dank des Square Qube Law bei extrem grossen Körpern effektiver sind als flächige Kiemen.
Und das ist geklärt. Erstens: nein (das war gleich zu Anfangs beantwortet), zweitens: stimmt so nicht, und drittens: so korrekt es auch ist, so liegen die Limits dennoch eher relativ nahe beieinander (daher zweitens: stimmt so nicht).
Noch ne Runde wird es mit mir dazu nicht geben.