Biolehrer schrieb:Vielleicht ist ja an der Wasseraffen-Theorie etwas dran.
Eher nicht. Die Fossillücke, die mit der Wasseraffen-Hypothese überbrückt werden sollte, ist längst mit terrestrischen Formen aufgefüllt, und der asiatische Ramapithecus, der einst als Vorfahr des Homo galt, wird heute zu den Pongo-Verwandten gerechnet, sodaß der Indische Ozean auch nicht mehr überquert werden mußte. Die Längenstreckung des homininen Körpers, welche gut zu semiaquatischem Leben passen könnte, fand erstvor ca. 3...2 Millionen Jahren statt, und zwar bezeugt an Fossilien weit im afrikanischen Inland. Ohnehin wäre bei teilweise oder gänzlich aquatisch lebenden ehemaligen Landtieren das Hinterhauptsloch nicht in Richtung Schödelbasis gewandert, da bei schwimmender Fortbewegung die Ausrichtung des Gesichts sinniger in Richtung Körperachse weist und nicht im rechten Winkel dazu steht. Das Hinterhauptsloch an der Schädelunterseite verweist auf eine senkrechte Ausrichtung der Körperachse bei der Fortbewegung. Die Verkürzung der Zehen wäre im Wasser ebenfalls sehr kontraproduktiv, da beim Schwimmen (mit oder ohne Schwimmhäute) lange Zehen sehr nützlich wären, Kurze hingegen hinderlich. Der Verlust des Fellkleides hingegen findet bei semiaquatisch lebenden Tieren nur recht langsam statt. Otter gibt es seit knapp 16 Millionen Jahren, und dennoch sind sie noch immer dicht behaart, ähnlich wie Biber, die es sogar schon vor schätzungsweise 35 Millionen Jahren gab. Die ältesten bekannten fossilen Flußpferdeartigen sind zwar nur ca. 15 Millionen Jahre alt, aber genetische Untersuchungen haben gezeigt, daß die engsten Verwandten der Flußpferde die Wale sind. Flußpferde müssen also wenigstens 55 Millionen Jahre existiert haben, vergleichbar lang wie Wale. Oder auch wie Seekühe, ebenfalls arg haarlose sekundäre Aquatiker. Der Verlust des Haarkleids beim Menschen binnen weniger Millionen Jahre semiaquatischer Lebensweise ist also ebenfalls nicht überzeugend.
Libertin schrieb:daß man auch ahand ihrer Fortbewegung im Wasser die Relikte ihrer landlebenden Vorfahren erkennen kann, die wie bei Landtieren mit dem Rücken und ihren Flossen (statt Pfoten, Hufen etc.) auf und ab erfolgt und eben nicht wie es bei Fischen üblich ist sich mit Hilfe schneller Seitwärtsbewegungen in Gang bringen.
Nur kurz zur Ergänzung. Auch Reptilien sind "Landtiere", aber bei deren Fortbewegung wird die Körperachse wie bei den Fischen seitwärts gekrümmt. Es ist also nicht korrekt zu sagen, daß die vertikale Achskrümmung auf Abstammung von Landtieren verweist. Fischsaurier waren mit die am stärksten ans aquatische Leben angepaßten Reptilien, und dennoch bogen sie beim Schwimmen ihren Körper horizontal nicht vertikal. SIeht man an der vertikalen Ausrichtung der Schwanzflosse; sie kann Vortrieb nur durch Seitwärtsbewegung leisten. Die Fluke von Walen hingegen ist quer; sie hilft zum Vorantrieb durch Auf- und Abbewegung, eben durch senkrechte Achskrümmung. Die Ausrichtung der Körperachskrümmung hat nichts mit Wasser- oder Landleben zu tun, sondern mit der Positionierung der Extremitäten am Rumpf. Bei den Säugern, Vögeln und deren Vorfahren, den Dinos befinden sich die Extremitäten nicht mehr seitlich am Körper, sondern unterhalb. Entsprechend fällt die Mitbewegung des Rumpfes mit den Extremitäten bei kraftvoller bzw. schneller Fortbewegung bei den einen seitlich aus, bei den anderen vertikal. Einzig dies läßt sich sagen, daß das Wandern der Extremitäten an die Rumpfunterseite bei Dino und Säuger wahrscheinlich nur bei Landlebewesen möglich war.